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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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und doch war ihr, als ob dort noch mehr war, wie ein unsichtbarer Schatten, der sich seit Äonen vor der Welt versteckt hielt und nun langsam erwachte.
    Sorgenvoll blickte sie wieder nach Osten, dem Wind entgegen, zu den heiligen Steinen ihrer Vorfahren. Bald würden die Prüfungen beginnen, die ersten Anwärter waren bereits eingetroffen, wie jedes Jahr brachten alle Klans ihre jungen Männer und Frauen zu diesem Ort, um sie prüfen zu lassen. Nur die besten derer, die Kraft aus den Monden bezogen, würden Runenleser werden, die Schwachen würden sterben. So war es schon immer, so würde es noch in Generationen sein, und doch war es diesmal anders. Marla hatte die Runen gelesen, wie sie es an jedem vollen Zonah tat, um einen Einblick in das zu erhalten, was noch nicht geschehen war aber geschehen könnte. Sie hatte die Prüfungen gesehen, die Anwärter – und einen Schatten. Irgendetwas würdegeschehen während der Prüfungen, da war sie sicher, doch wusste sie nicht was.
    Ein Aufschrei riss sie abermals aus ihren Gedanken und plötzlich schienen alle umher stehenden wie gebannt in den Himmel zu blicken. Mit weit geöffneten Augen verfolgte sie die Blicke der anderen zum Himmel und starrte auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Hunderte kleine Sterne schienen vom Himmel zu fallen, wie ein Regen aus Sternschnuppen, der die Nacht erhellte. „ Noch ein Zeichen! “ Es gab nun keinen Zweifel mehr, die Zeit des Erwachens war gekommen.
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    Beunruhigt ging Herm über den gefrorenen Boden zu Tyrs Zelt, das sich wie immer nahe am großen Feuer befand. Er wusste inzwischen, dass es Persia war, die Tyr stets dazu veranlasste, das Zelt nahe am Feuer zu errichten. Wie ihre Tochter auch liebte sie es, nahe bei der angenehmen Wärme zu sitzen, das Essen vorzubereiten und das zu tun, was die Frauen aller Reiche am liebsten taten – zu tratschen.
    Es hatte gedauert, bis sie seine Anwesenheit bei der Vorbereitung des Essens für den Klan akzeptiert hatten, schließlich war die Zubereitung des Essens in der patriarchalischen Gesellschaft der valkallischen Klans traditionell Frauensache. Doch spätestens seit er ihnen gezeigt hatte, wie man zähes Fleisch über Nacht in Rotwein einlegen und am nächsten Tag in dem Sud zart kochen konnte, war er an ihrem Feuer willkommen. „Wenn deine Gefährtin unsere Männer im Kampf zu Boden bringt, dann ist es nur Recht, wenn du uns zum Ausgleich beim Kochen hilfst.“ Die Feststellung Persias, der Frau des Klanführers, hatte das Zeichen gegebenund seitdem durfte er zu seiner großen Freude den Frauen des Klans beim Kochen helfen.
    Doch jetzt war nicht die Zeit, an so angenehme Dinge zu denken. Ein Bote war im Lager angekommen, während Herm mit einer Gruppe Scouts auf Jagd war und nach dem, was Kira ihm erzählt hatte, war es mehr wie nur eine Routinebotschaft, die er überbrachte. Tyr hatte den Boten sofort in sein Zelt gerufen, offenbar hatte er besorgt ausgesehen. Wenn jemand anderes Herm gesagt hätte, das der furchtlose Klanführer, der sich nur mit einer Axt bewaffnet auf einen riesigen Eiswyrm geworfen hatte, besorgt aussah, hätte er ihn ausgelacht. Doch wenn Kira etwas Derartiges sagte, dann nahm er die Sache ernst, ihre Beobachtungsgabe war außergewöhnlich, und zu seiner großen Frustration hatte sie in solchen Dingen beinahe immer Recht.
    Es war das erste Mal seit Wochen, dass Herm sich wieder Sorgen machte, die letzten Tage waren gut zu ihm gewesen. Sein Waffenstillstand mit Kira hielt unverändert stand, er hatte nicht versucht, sie noch einmal zu küssen und sie vermied es, ihn in Rage zu bringen wie es nur eine Frau vermochte. Sie trainierten nach wie vor jeden Tag zusammen den Kampf mit der Yamasu und ab uns zu kochte er etwas Besonderes nur für sie. Sie dankte ihm nicht überschwänglich dafür, und doch konnte er manchmal ihr Lächeln sehen, wenn sie sein Essen aß und glaubte, unbeobachtet zu sein.
    Laut ihren letzten Erkenntnissen waren sie nur noch wenige Tagesmärsche von den heiligen Steinen entfernt, bei denen sich die Runenleser der valkallischen Klans jedes Jahr trafen, um neue Anwärter zu beurteilen und zu prüfen. Dort würde auch Marla sein, und hoffentlich auch Antworten, er hatte so viele Fragen.
    Doch nun war ein Bote angekommen, während er nicht da war. Ein Bote, der offenbar wichtig genug war,dass Tyr ihn umgehend in sein Zelt einlud, wo sie nun schon seit Stunden redeten. „ Und wenn der Klan umkehren muss? Vielleicht ruft ihn sein Klanlord? “

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