Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
der alte Kaiser in der Zeit der Legenden besungen wurde und ersann einen Plan, wie er am schnellsten nach Begos kommen würde. Meister Yi war einer der wenigen Männer in der Welt, der sein Flötenspiel verstand und so freute er sich auf sein Wiedersehen mit dem alten Kampfmeister.
Zeit des Erwachens
N achdenklich stand Marla am großen Feuer und starrte in die Flammen. Starker Wind aus Osten blies ihr ins wettergegerbte Gesicht, ungewöhnlich kalt für den späten Sommer. „ Der Wind bringt Veränderung. “ Mit einem tiefen Atemzug nahm sie den Geruch auf, der ihr aus den weiten Ebenen Valkalls entgegen wehte und versuchte sich darauf zu konzentrieren, was sie in den alten Schriften gelesen hatte.
Plötzlich riss lautes Lachen aus den großen Zelten, die um das Feuer herum aufgestellt waren, die alte Runenleserin aus ihren Gedanken. Viele Krieger waren bereits zur Zusammenkunft eingetroffen, ein Blick auf die Zelte zeigte ihr die wehenden Fahnen der großen Klans, beinahe alle Klanführer hatten ihr persönliches Erscheinen angekündigt und diese Tatsache allein genügte bereits, um Marlas Unbehagen noch zu steigern.
„ Verfluchte Streithähne. “ Streitigkeiten und kleinere Kriege zwischen den Klans waren nichts Außergewöhnliches und wurden schon seit Generationen blutig ausgetragen, doch jetzt war nicht die Zeit dafür. Wenn sie auch nur die kleinste Chance sähe, das man etwas Verstand in die sturen Dickköpfe der Klanlords prügeln könnte, würde sie diese Aufgabe selbst mit ihrem langen Runenstock übernehmen. Doch die Hoffnung auf Frieden war gering, mit Kermo und Teschokk standen sich zwei mächtige Anführer gegenüber, die sich nicht nur in gegnerischen politischen Lagern befanden, sondern auch eine starke persönliche Abneigung zueinander hatten.
„ Wenn ich nur wüsste, was Kermo vorhat. “ Der mächtige Klanlord der Tomaren hatte seine Anwesenheit zur Zusammenkunft als Erster bekannt gegeben, danach hatte es nicht lange gedauert, bis Teschokk nachzog und schließlich folgten auch die übrigen Klanlords. Nun wurden alle elf Klanlords erwartet und es würde das größte Treffen werden seit dem großen Krieg gegen die Tzarina von Kaldarra. Teschokk hatte damals die Führung über die Klans für die Dauer des Krieges übernommen und sich den Respekt der anderen Klans im Kampf erworben, doch der Krieg hatte seine Spuren hinterlassen und viele Männer waren gefallen. Kermo hatte sich zu Marlas Überraschung im Krieg zurückgehalten und nicht gegen Teschokks Führungsanspruch gestellt. Stattdessen hatte sich sein Klan dem Bündnis angeschlossen, aber hauptsächlich die Bewachung der Nachschublinien übernommen. Darin lag wenig Ehre, doch am Ende des Krieges, nach der Niederlage vor der Hauptstadt der Tzarina hatte sein Klan die wenigsten Krieger verloren und so konnte er nun mit der Macht des größten Klans Valkalls in seinem Rücken sprechen.
„ Ein kluger Schachzug, aber was ist sein Ziel? Er ist jetzt mächtig, aber die anderen Klans respektieren Teschokk mehr wie ihn, er kann nicht darauf hoffen, Anführer im nächsten Krieg zu werden “
Mit einem Kopfschütteln verwarf Marla ihre Gedanken an die bevorstehende Zusammenkunft der Klanlords und deren politische Machtspiele, sie hatte nun Wichtigeres zu tun. Seit vielen Generationen schon beobachteten die Runenleser Valkalls den Verlauf der Sterne und hielten Ausschau nach Hinweisen auf die Zeit des Erwachens. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass es gerade zu ihrer Zeit geschehen würde, doch in den letzten Monaten hatten sich die Zeichen verdichtet, die Konstellation der Sterne entsprach nungenau den Vorhersagen. „ Die alten Schriften sind der Schlüssel. Wenn ich nur wüsste was sie bedeuten. “
Wütend stampfte sie mit ihrem Fuß auf den Boden und stieß einen alten Fluch aus, den sie schon lange nicht mehr benutzt hatte. Augenblicklich wurde es ruhig um sie herum und sie sah in die ängstlichen Augen der Männer und Frauen, die in ihrer Nähe beim Feuer standen. Marla wusste um ihren Stand, als Älteste der Runenleser war ihr Einfluss beim einfachen Volk gewaltig und auch die Klanführer buhlten stets um ihre Gunst. Mit Zufriedenheit nahm sie zur Kenntnis, dass schon ein einfaches Aufstampfen ihres Fußes genügte, um Sorgenfalten auf die Stirn gestandener Männer zu bringen. „ Gut, vielleicht werde ich diesen Einfluss schon bald brauchen. “
Ein Blick in den Nachthimmel zeigte ihr die drei Monde Jesah, Jatul und Zonah,
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