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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Feststellung, es sei unerlässlich für das Heil eines jeden Menschen, sich dem römischen Papst zu unterwerfen.« Ich beugte mich vor, um meinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Mit Verlaub, Bruder Gabriel, das ist selbstgerechte Überheblichkeit! Das ist eine Tagträumerei von päpstlicher Allmacht, die mit geistlicher Gewaltandrohung und der Vorenthaltung von Sündenvergebung gerechtfertigt wird! Wo bleibt da Jesu Gebot der Liebe, der Versöhnung und Vergebung? Und wo bleibt Jesu Aufruf, dass wer König sein will über alle, zuerst und zuletzt den anderen dienen soll?
    Solange der römische Papst die Vorherrschaft über die Christenheit fordert, sehe ich wenig Hoffnung für Verhandlungen zur Wiedervereinigung unserer Kirchen.«
    Eugenius nickte gedankenvoll. »Die weltliche Monarchie des Papsttums begründet sich durch die Schenkung des Kaisers Konstantin ...«
    «... die ein päpstlicher Schreiber ein halbes Jahrtausend nach Konstantin gefälscht hat. Der Basileus hat eine solche Schenkung nie gemacht.«
    Ich berichtete ihm von meinen Gesprächen mit dem deutschen Gelehrten Nikolaus Cusanus aus dem Städtchen Kues an der Mosel, der vor zwei Jahren als päpstlicher Legat nach Byzanz gekommen war, um den Basileus nach Ferrara einzuladen. Nikolaus von Kues, leidenschaftlicher Entdecker antiker Handschriften und einer der brillantesten Denker des christlichen Abendlandes, war ein Schüler von Kardinal Cesarini. Vor sieben Jahren hatte Nikolaus in einem Werk, das er auf dem Konzil von Basel verfasste, die Schenkung als Urkundenfälschung entlarvt. Während unserer Verhandlungen zur Vorbereitung des Unionskonzils hatte er mir eine Abschrift überreicht.
    »Die weltliche Macht des Pontifex gründet sich auf die Schenkung, mit der Kaiser Konstantin Papst Silvester angeblich die Vorherrschaft über die östlichen Patriarchate sowie über die Kirchen des gesamten Erdkreises zuerkennt. Er schenkt ihm den Lateranpalast, die Krone und den Purpurmantel des kaiserlichen Ornats sowie die Herrschaft über Rom und das halbe Imperium Romanum. Er erklärt die römische Kirche zur Wahlmonarchie. Aber die Krönung dieser päpstlichen Selbstherrlichkeit ist das angebliche Versprechen Konstantins, demütig den Steigbügel des Papstes zu halten wie ein Stallknecht! Bitte verzeiht, Bruder Gabriel, aber über einen derartigen Irrsinn kann ich nur lachen! Mein Vater, Kaiser Manuel, hätte sich niemals vor einem Papst gedemütigt. Und mein Bruder, Kaiser Ioannis, wird das ebenso wenig tun.«
    Eugenius erhob sich von seinem Sessel und ging ein paar Schritte durch das Dunkel jenseits des Feuerscheins. Schließlich blieb er mit verschränkten Armen vor mir stehen. »Der Primat Roms begründet sich nicht nur durch die Konstantinische Schenkung«, erinnerte er mich ernst. »Der Papst ist der Nachfolger Petri, den Jesus Christus selbst in sein Amt einsetzte: »Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen. Und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.«‹
    »Petrus war niemals in Rom!«, widersprach ich. »Weder war er der erste Papst, noch war er der Führer der Apostel! Und wenn ich es mir recht überlege, ist die Gemeinde von Athen durch Paulus gegründet worden, die römische Gemeinde jedoch nicht durch Petrus. In einem Christentum, das auf der Theologie des Paulus beruht, nicht auf der des Petrus, gebührt dann doch eigentlich mir als Metropolit und Erzbischof aller von Paulus gegründeten griechischen Gemeinden die Herrschaft über die gesamte Christenheit, oder etwa nicht?«
    Eugenius starrte mich an. Die Frage, ob ich meine Machtansprüche in einer vereinigten griechisch-römischen Kirche durchzusetzen beabsichtigte, stellte et, fassungslos wie er war, erst gar nicht. Bestürzt fragte er: »Petrus war nicht der erste Papst?«

    »Mein lieber Niketas, Frater in Christo ...«, begann er, verstummte dann jedoch.
    »Petrus, den Fels der Kirche, über den wir heute so viel zu wissen glauben, ist ein Mythos!«, erklärte ich ruhig. »Erinnert Euch an die Quo-vadis-Legende: Petrus flieht vor der Verfolgung aus Rom. Vor den Toren sieht er Jesus auf sich zukommen und fragt: ›Domine, quo vadis? Herr, wohin gehst du?‹ Und Jesus antwortet: ›Ich gehe nach Rom, um abermals gekreuzigt zu werden.‹ Petrus kehrt zurück, um als Märtyrer zu sterben. Eine großartige Geschichte, nur leider nicht wahr. Sie ist eine Legende, die aus machtpolitischen Gründen erfunden wurde.«
    »Irenaios von Lyon fordert

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