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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ihn nicht verletzen konnte.
    Im hellen Mondlicht erkannte ich Tayeb.
    Noch ganz außer Atem blickten wir dem Dominikaner nach, der über die Dächer in Richtung des Borgo degli Albizzi floh und im Schatten des Geschlechterturms der Albizzi verschwand.
    »Um Gottes willen!«, stöhnte ich.
    Niketas und Natanael wohnten dort!
    Auf der Suche nach einem Buch hatte der Mönch mein Arbeitszimmer durchwühlt. Er hatte Ibn Shapruts Prüfstein in der Hand gehabt, als ich in den Raum stürzte! Du lieber Himmel, er wusste von dem Evangelium aus Alexandria!
    »Alexios, Tito, lauft zum Palazzo Albizzi und warnt Niketas und Natanael vor diesem Mönch! Bleibt die Nacht über bei ihnen, und schützt sie vor einem Anschlag!«
    Die beiden jungen Männer rannten zum Borgo degli Albizzi, bogen am Palazzo Pazzi um die Ecke und verschwanden.
    »Lass uns zurückgehen!« Tayeb legte mir den Arm um die Schultern und führte mich über die im Mondlicht glitzernden Dächer zum Palazzo d'Ascoli. Wenig später kletterten wir hintereinander vom Dachrand auf das Gesims, krochen den schmalen Vorsprung entlang und erreichten schließlich das Fenster meines Arbeitszimmers.
    Erschöpft ließ ich mich in einen Sessel sinken und zog frierend mein Nachtgewand um mich, während Tayeb das Fenster verriegelte und die Fensterläden zuschob. Dann entzündete er die Kerzen auf meinem Schreibtisch und schloss die Tür.
    Während ich mir das Blut aus dem Gesicht wischte, starrte ich auf den umgestürzten Bücherstapel. Keiner der kostbaren Folianten war gestohlen worden. Mein Blick irrte durch den Raum. Der antike Terrakottakrug ruhte unter dem Schreibtisch. Winzige Papyrusfasern waren zu Boden gerieselt, als der Assassino ihn umgedreht hatte. Auf dem Boden neben der Tür lagen weitere Bücher. Tayeb sammelte sie auf und trug sie zum Schreibtisch.
    Ich musterte die Buchrücken: Caesar, Cicero, Seneca, Plutarch und Philon von Alexandria. Mit diesen Werken hatte ich die Expedition nach Alexandria vorbereitet.
    »Wieso hat er diese Bücher durchwühlt?«, fragte Tayeb.
    Ich verschränkte frierend die Arme und überlegte. »Lucas Mörder weiß nun von dem Evangelium. Als er meinen Vater ermordet hat, nahm er nur den blutigen Mordauftrag und die Briefe von Prospero und Cesarini mit, die auf seinem Schreibtisch lagen. Weder war Lucas Arbeitszimmer durchsucht worden, noch wurde die Rosenholzkassette mit seiner Korrespondenz gestohlen!«
    »Stimmt!«, nickte mein Freund. »Und nun ist der Assassino zurückgekehrt, um das Evangelium zu finden. Er hat ein Buch gesucht. Einen antiken Codex. Offensichtlich weiß er nicht, dass das Evangelium nur aus einer Handvoll Papyrusfetzen besteht! Wieso nicht? Jeder, dem du von deinem Fund berichtet hast, hat das Evangelium gesehen, entweder die Fragmente oder meine Skizzen, und weiß daher, dass es kein Buch ist. Wieso er nicht?«
    »Weil er ...« Ich verstummte.
    »Was ist?«
    »Es gibt nur einen einzigen Menschen, der weiß, dass wir in der Synagoge ein Evangelium entdeckt haben, aber keine Ahnung hat, wie es aussieht.«
    »Der Patriarch von Alexandria!«
    »Du sagst es! Jener dritte Mann, der dir entkommen konnte, ist in den Palast des Patriarchen geflohen. Nur von ihm kann Philotheos wissen, was wir gefunden haben. Als wir später in die Genisa zurückkehrten, waren die leeren Tonkrüge bereits weggebracht worden. Die beiden Bewaffneten, die dem Römer in die Genisa gefolgt waren, sind tot. Der dritte, der die Kammer nie betreten hat, ist geflohen. Philotheos kann nicht wissen, dass wir nur Fragmente des Evangeliums gefunden haben.«
    »Das ist wahr! Du glaubst also, Philotheos hat demjenigen, der den Mord befohlen hat, von dem Tod des römischen Assassinos berichtet.«
    »Ja.«
    »Warum sollte er ihm von der Entdeckung des Evangeliums erzählen?«
    »Philotheos ist ein entschiedener Gegner der Kirchenunion«, erwiderte ich. »Während meiner Audienz kurz vor Weihnachten habe ich mich lange mit ihm unterhalten. Markos Eugenikos, der Metropolit von Ephesos, vertritt ihn während des Konzils. Philotheos kann nicht zulassen, dass die schismatische römische Kirche über ein fünftes Evangelium verfügt, dessen Inhalt er nicht kennt - und auch niemand sonst! Wie leicht könnte ein Spruch Jesu gefälscht werden, der die Macht der römischen Kirche legitimiert! Philotheos muss das Evangelium so schnell wie möglich in seinen Besitz bringen, um seine eigene Macht zu sichern und den Primat des römischen Pontifex zu verhindern!«
    »Er

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