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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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nicht beruhigt. Ich hatte ihm anvertraut, dass jener Dominikaner, der mich während Lucas Begräbnis getröstet hatte, Kardinal Colonna gewesen war. Er war bestürzt, als ich ihm von dem Attentat auf meinen Cousin berichtete. Und entsetzt, als ich vermutete, dass Vitelleschi die gestohlenen Briefe kannte.
    »Heilige Jungfrau! Wenn Vitelleschi weiß, dass Kardinal Colonna Euren Vater überreden wollte, sich in Basel zum Gegenpapst wählen zu lassen, dann muss er annehmen, dass auch ich von diesem geheimen Treffen wusste, mich sogar an dieser Verschwörung beteiligen wollte!«
    »Ihr seid in Lebensgefahr!«
    »So wie Ihr, Alessandra.« Cesarini hatte zum Patriarchen von Aquileia hinübergeblickt, der wenige Schritte neben Niketas und Natanael stand. »Scarampo beobachtet seit einer Weile, wie wir miteinander tuscheln. Heute Abend während des Empfangs werden wir vermutlich keine Gelegenheit zu einem vertraulichen Gespräch haben. Wollt Ihr morgen zum Abendessen kommen?«
    »Sehr gern.«
    Und dann Cosimos Frage während des Banketts!
    »Sag mal, Alessandra, wieso ist Luca eigentlich nach seiner Rückkehr aus Neapel nach Ferrara aufgebrochen, um sich nach all den Jahren mit dem Papst zu versöhnen?«
    Ich konnte ihm nicht von dem Evangelium erzählen! Andererseits: Niketas und Natanael hatte ich es auch gezeigt ...
    Stöhnend warf ich mich auf die andere Seite des Bettes und zerrte ruhelos an der Decke.
    Ein dumpfer Schlag!
    Es klang, als wäre ein Buch zu Boden gefallen.
    Erschrocken setzte ich mich auf, hielt den Atem an und lauschte.
    Tiefe Stille.
    Im Palazzo schliefen alle. Caedmon hatte sich mit einem Buch in seine Kammer zurückgezogen, um noch ein paar Seiten zu lesen. Er war müde gewesen - den ganzen Tag hatte er die Beileidsschreiben beantwortet, die seit Lucas Todestag am Portal des Palastes gehangen hatten. Tayeb schlief vermutlich längst.
    Ich horchte in die Stille, aber alles blieb ruhig. Und so ließ ich mich seufzend zurücksinken, umarmte das Kissen neben mir, schloss die Augen und stellte mir vor, Niketas läge neben mir im Bett. Wir würden einander zärtlich liebkosen und küssen, wie in jener Nacht, als er in meinem Bett geschlafen hatte. Und dann würden wir uns umarmen und leidenschaftlich lieben ...
    Da war es wieder!
    Ich fuhr hoch und lauschte.
    Schritte in meinem Arbeitszimmer! Aber die Tür war doch abgeschlossen ...
    Mein Herz raste. Mit zitternden Fingern tastete ich nach dem Schlüssel unter meinem Kopfkissen. Da war er.
    Und doch: Es war jemand in dem verschlossenen Raum!
    Mit einem Satz sprang ich aus dem Bett, warf mir ein Nachtgewand über, zog meinen Dolch und huschte zur Tür meines Schlafgemachs, die ich lautlos öffnete.
    Der Gang vor mir lag in tiefer Finsternis. Kein Lichtschimmer unter der Tür meines Arbeitszimmers. Wer auch immer den Raum durchwühlte, hatte keine Kerze angezündet.
    Wusste der Eindringling, wonach er suchte?
    Ich schob den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Er quietschte leise. Ich hob den Dolch und stieß die Tür mit solcher Wucht auf, dass sie krachend gegen die Wand prallte.
    Ein Schatten - am Fenster!
    Der weiße Mönch!
    Der Dominikaner hatte die Kapuze seines Skapuliers über den Kopf gezogen, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Er ließ Ibn Shapruts Prüfstein fallen, den er im Licht des Vollmonds durchgeblättert hatte, und floh zum offenen Fenster.
    »Tayeb!«, schrie ich und drohte mit der Klinge.
    Der Dominikaner wich zurück. »Tayeb!«
    Geschwind kletterte Lucas Mörder auf den schmalen Sims vor dem Fenster und kroch in Richtung von Lucas Gemächern. Ich folgte ihm.
    Er war nicht weit entfernt. Zwei, drei, vier Schritte den Sims entlang, dann hatte ich ihn eingeholt. Ich stach mit dem Dolch auf ihn ein, doch er wehrte den Angriff ab und traf mich mit der Faust an der Schulter. Ich taumelte - beinahe wäre ich in die Tiefe gestürzt!
    Er wollte entkommen, doch ich schnellte vor, packte ihn am weiten Ärmel seines Habits und riss ihn mit aller Kraft zurück. Auf dem vereisten Vorsprung glitt er aus und musste sich mit beiden Händen festhalten, um nicht in die Tiefe zu stürzen.
    Keuchend rangen wir miteinander, als Tayeb am Fenster erschien. »Komm zurück! Das ist viel zu gefährlich!«
    Da entwand sich mir der Mönch und schlich den schmalen Sims entlang. Doch statt auf das Dach des Pferdestalls und von dort auf die Straße zu springen, versuchte er auf das Dach des Palazzos zu klettern.
    »Hol Caedmon, Alexios und Tito, und

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