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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Kirchenschiff entlang, ohne sich umzublicken. Er ahnte nicht, dass ich ihm in die Kathedrale gefolgt war! Wenn ich mich sputete, konnte ich ihn bis zum Portal einholen! Ich warf mich herum und rannte im Schatten der Tribünen für die Konzilssitzungen durch das Seitenschiff.
    Dann geschah es: Ich stolperte in der Finsternis, glitt auf den Marmorfliesen aus und schlug der Länge nach hin. Mein Dolch schlitterte über den Steinboden der Kathedrale.
    Die Geräusche auf der anderen Seite der Kirche verhallten in eine bedrohliche Stille. Der Assassino hatte mich gehört!
    Angsterfüllt tastete ich nach der verlorenen Klinge.
    Dann konnte ich seinen keuchenden Atem hören.
    Er suchte mich - keine zehn Schritte entfernt!
    Wo war mein Dolch? Mit den ausgebreiteten Armen fuhr ich über die Marmorfliesen, fand ihn aber nicht.
    Der Schatten kam langsam näher.
    Ich hielt den Atem an, presste mich flach auf den Boden. Konnte er mich im diffusen Gegenlicht erkennen?
    Dann wusste ich, wo mein Dolch war! Der Griff drückte sich schmerzhaft in meine Rippen - ich lag darauf! Verdammt, wie sollte ich nach der Klinge tasten, ohne mich zu bewegen und dabei ein Geräusch zu machen?
    Meine Lage war ähnlich verzweifelt wie am Strand von Alexandria, als der römische Assassino mich zwischen den Dünen suchte. Würde es mir erneut gelingen, einen Attentäter zu überwältigen? Ich hatte wenig Hoffnung. Der Römer war verwundet, als ich mit ihm rang und ihn schließlich mit dem Nagel aus dem Synagogenportal erstach. Doch dieser rätselhafte Mönch war kräftig, ausdauernd und in der Kampfkunst geschult - und er war nicht durch eine Wunde in seiner Seite geschwächt!
    Er kam auf mich zu: Er hatte mich gesehen!
    Ich tastete zwischen den Falten meines Gewandes nach der Waffe, sprang auf und warf mich mit erhobener Klinge auf ihn.
    Meinen Angriff wehrte er mühelos ab. Den Wollstoff des weiten Ärmels seines Habits hatte er sich schützend um den Unterarm gewickelt.
    Ich stolperte einen Schritt zurück, doch er drängte mir nach. Dann: ein Schlag! Er traf mich ins Gesicht, und ich taumelte gegen eine Säule.
    So schnell wie möglich musste ich die Kathedrale verlassen!
    Mit der Schulter warf ich mich gegen ihn, um an ihm vorbei zum Portal zu gelangen. Vergeblich! Er packte mich grob am Arm und schleuderte mich zu Boden. Hart schlug ich mit dem Hinterkopf auf und blieb einen Herzschlag lang wie gelähmt liegen. Bunte Lichtfunken tanzten vor meinen Augen, und eine Welle von Schmerz schwappte durch meinen Schädel.
    Dann war er über mir!
    Ich rollte zur Seite, sprang immer noch benommen auf und rannte um mein Leben. Nach wenigen Schritten holte er mich ein, warf sich von hinten auf mich und stürzte auf meine Beine.
    In der Finsternis stach ich auf ihn ein. Er packte meine Hand, drückte sie gegen die Steinplatten und entwand mir den Dolch. Ich schrie vor Schmerz - und vor Zorn! Nun war ich unbewaffnet!
    Als er sich aufrichtete, um mir die Klinge ins Herz zu stoßen, hob ich das Knie und rammte es ihm mit aller Kraft zwischen die Schenkel. Der schwere Wollstoff des Habits schützte ihn, aber er japste vor Schmerz und ließ von mir ab.
    Nach ihm tretend wand ich mich unter ihm heraus, rappelte mich auf und wollte in Richtung des Portals entkommen. Doch er erwischte den Saum meiner Robe, riss mich herum und brachte mich beinahe zu Fall. Stolpernd floh ich in Richtung des Altarraums, und er blieb mir dicht auf den Fersen.
    In der Finsternis des Seitenschiffs suchte ich nach der Porta dei Canonici, die auf die Südseite der Piazza führte - zum Palazzo d'Ascoli.
    Das Tor!
    Ich riss daran, um es zu öffnen, doch vergeblich. Der Mönch war keine drei Schritte entfernt.
    Ich fuhr herum und entkam in Richtung des Kuppelraums. Acht, neun, zehn Schritte hastete ich nach Osten und fand die verborgene Tür zur Treppe, die durch den Stützpfeiler an der Ecke des Oktogons bis hinauf zur Kuppel führte.
    Ich riss die Pforte auf, schlüpfte in den Raum dahinter, schlug die Tür hinter mir zu und verriegelte sie. Erschöpft sank ich zu Boden und rang nach Luft.
    Vergeblich versuchte der Mönch, die schwere Tür zu öffnen. Zornig trat er dagegen, dann wurde es still.
    Ich lauschte: Wo war er? Hatte er den Dom verlassen? Als er vorhin aus der Sakristei stürmte, hatte er es sehr eilig - wurde er erwartet? Oder harrte er geduldig vor dieser Tür aus, bis ich mich in Sicherheit wähnte und herauskam?
    Mir blieb nur ein Fluchtweg: die Treppen hinauf zur Spitze der

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