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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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warten musstet, Allheiligkeit«, lächelte sie, und ihre Augen funkelten. »Es ist eine große Ehre, die Ihr einer Altwarenhändlerin‹ erweist, die halb zerfallene Bücher und anderen Trödel verhökert - wie Seine Eminenz, Kardinal Cesarini, mich zu nennen beliebt. Wenn Ihr mir nun in meinen ›Trödelladen‹ folgen wollt ...«
    Dann reichte sie ihm den Arm und führte ihn in ihren Palazzo. Cosimo, Leonardo Bruni und Giuliano Cesarini schlossen sich dem Gefolge des Patriarchen an.
    Scipione Sassetti, der sich auf unrechtmäßige Weise ihr florierendes Unternehmen aneignen wollte, ballte zornig die Fäuste, als sie kalt lächelnd an ihm vorüberschritt.
    ... und dann zog mir Leandros das Sticharion über den Kopf, das liturgische Untergewand der orthodoxen Priester. Die Säume der Ärmel waren mit einem roten Band eingefasst, das die Fesseln Christi im römischen Kerker symbolisierte. Brust und Rücken des Sticharions zierten aufgenähte Bandstreifen, die an die Geißelwunden während der Passion erinnerten.
    Mit verschränkten Armen lehnte Alessandra in der offenen Tür der Kapelle ihres Palazzos und beobachtete, wie ich für den feierlichen Eröffnungsgottesdienst des Konzils in der Kathedrale mit dem erzbischöflichen Ornat bekleidet wurde. Ihre Gefühle verbarg sie hinter einem Lächeln.
    Woran dachte sie?
    »Wie kannst du so leben?«, hatte sie mich in meiner Zelle in San Marco gefragt. »Als Häretiker im Priestergewand! Als von Gott Inspirierter im heiligen Tempel der Selbstverleugnung.«
    »Ich kann es nicht«, hatte ich erwidert. »Ich weiß nicht, wo es mehr wehtut, in meinem Herzen oder in meinem Verstand.«
    Dieser innere Schmerz war noch immer da, ja, er war stärker geworden. Es war, als spürte ich die Geißelwunden an meinem Leib, als wären sie nicht nur symbolisch auf das Leinen des Sticharions aufgenäht. Das Anlegen des schweren priesterlichen Ornats verursachte mir beinahe körperliche Qualen.
    Leandros, der mir beim Ankleiden half, hatte unseren Blickwechsel bemerkt und wartete geduldig mit dem gefalteten Omophorion über dem Arm, bis ich mich ihm wieder zuwandte.
    Seit Natanaels Tod war er mein Sekretär und Vertrauter. Vor sechzehn Jahren war er mit Basilios und mir als Novize in das Basilianerkloster eingetreten, dessen Abt ich nun war. Leandros war nicht glücklich über meine Entscheidung, nur mit zwei Kammerdienern und einigen Leibwächtern von der kaiserlichen Residenz in den Palazzo d'Ascoli umzuziehen. Seit der Belagerung am Aschermittwoch bewohnte ich Lucas Räume. Leandros hatte eine Kammer neben Tito und Caedmon bezogen, sodass Alessandra und ich uns nachts ungestört unserer Leidenschaft hingeben konnten. Die Priester, Diakone, Gelehrten und Schreiber meines Gefolges wohnten nach wie vor im Palazzo Albizzi.
    Ein Gebet murmelnd zog Leandros das Omophorion zurecht, sodass das eine Ende des mit Kreuzen bestickten Brokatbandes über die linke Schulter nach vorn herabhing, das andere nach hinten. »Herr, lass Deinen Priester sich kleiden in Gerechtigkeit, und Deine Frommen mögen jubeln jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen«, murmelte Leandros, während er mir in den goldverzierten Brokatmantel mit den weiten Ärmeln half. Dann setzte er mir die schwarze Schleierhaube auf.
    Ich ging zur Tür der Kapelle. Alessandra trat einen Schritt zur Seite, um mich vorbeizulassen. Unsere Hände berührten sich unter dem Ärmel meines Gewandes, als ich an ihr vorüberging. Wie gern hätten wir uns vor aller Welt zu unserer Liebe bekannt!
    Leandros tat, als habe er unsere zärtliche Liebkosung nicht bemerkt. Er ahnte, dass zwischen uns mehr war als verliebtes Getuschel und verstohlene Küsse. Dass ich mein heiliges Gelübde gebrochen und mich ihr hingegeben hatte. Doch er schwieg. Mein Streit mit Basilios und unsere Trennung ohne Hoffnung auf Versöhnung hatten ihn erschüttert.
    Ich schritt mit ihm am verlassenen Scriptorium vorbei und stieg hinunter in den Innenhof, wo Caedmon mit zwei prächtig aufgezäumten Pferden wartete. »Guten Morgen, Mylord!«
    »Guten Morgen, Caedmon!«
    Er hielt mir den Steigbügel und half mir in den Sattel, da mich die weiten Gewänder behinderten. Bedächtig ordnete er die Falten des Brokatstoffs, ging einmal um meinen aufgeregt tänzelnden Hengst herum, ergriff die goldbetressten Zügel, strich dem Tier beruhigend über den Hals und sah schließlich zu mir hoch.
    Und wieder fragte ich mich, ob Caedmon der Mörder meines Bruders war. Hatte er Natanael

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