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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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erkannte ich Cosimos illegitimen Sohn Carlo. Er sprang mutig vor und streckte die Hand aus, um den unruhig tänzelnden Hengst des Basileus zu berühren, die kaiserlichen Purpurstiefel oder seinen golddurchwirkten Purpurmantel.
    Plötzlich tanzten Lichtfunken vor meinen Augen, und wie ein greller Blitz durchzuckte der Schmerz meinen Kopf. Seufzend fasste ich mir an die Stirn und schloss die Augen. Ich schwankte, zitterte plötzlich am ganzen Körper und wäre beinahe aus dem Sattel gestürzt, hätte Markos nicht sein Pferd ganz dicht neben meines gelenkt und mich festgehalten.
    »Allmächtiger Gott, Niketas! Was ist mit Euch?«
    Mehr als ein gequältes Stöhnen brachte ich nicht heraus.
    Dieser furchtbare Schmerz in meinem Kopf! Diese Scham!
    Heiße Tränen rannen mir über die Wangen.
    »Habt Ihr einen Anfall?«, sorgte sich Markos. »Niketas, könnt Ihr mich hören? Hier ist meine Hand! Haltet Euch an mir fest!«
    Ich neigte mich vornüber, fühlte die furchtbaren Krämpfe kommen, dachte noch: Ich darf nicht auf die Pflastersteine stürzen. Niemand wird mich auffangen. Diesen Sturz werde ich nicht überleben.
    Bevor ich fallen konnte, drängte sich von der anderen Seite ein Reiter neben mich. Ein Arm legte sich um meine Schultern und hielt mich im Sattel. Ich lehnte mich gegen ihn. »Haltet ihn fest, ehrwürdiger Markos!«, hörte ich eine vertraute Stimme.
    Der Reiter sprang vom Pferd. Er hob beide Arme, um mich aufzufangen. »Komm, Niketas! Du wirst nicht stürzen. Ich werde dich halten.«
    Ich glitt vom Pferd, direkt in seine Arme. Mein Kopf ruhte an seiner Schulter, meine Augen waren geschlossen, mein ganzer Körper zitterte und bebte, aber er hielt mich fest, während wir am Straßenrand standen. Seine Hand tastete unter meinen Gewändern nach der Tasche mit der kleinen Silberphiole. Er zog sie hervor, entkorkte sie und reichte sie Markos, der ebenfalls vom Pferd gesprungen war. »Flößt ihm seine Medizin ein!«, bat er. »Ich halte ihn.«
    »Wie viel?«, fragte Markos ratlos.
    »Alles!«, drängte Basilios. »Nun macht schon! Er hat furchtbare Schmerzen! Er kann jeden Augenblick ohnmächtig zusammenbrechen!«
    Ich spürte die kleine Phiole an meinen Lippen. Die bittere Flüssigkeit rann in meinen Mund. Ich verschluckte mich und begann zu husten.
    »Sei ganz ruhig, Niketas!«, redete Basilios auf mich ein. »Gleich wird es dir besser gehen. Nicht ohnmächtig werden, hörst du? Bleib bei mir! Ich werde dich festhalten. Du wirst nicht stürzen.«
    »Basilios«, hauchte ich und lehnte meine Stirn gegen seine Schulter. Tränen rannen über mein Gesicht.
    »Ich bin bei dir, Niketas«, flüsterte er. »Alles wird gut!«
    Allmählich schwand der stechende Schmerz in meinem Kopf, und das verkrampfte Zittern in meinen Gliedern ließ nach. Schwankend richtete ich mich auf, hielt mich mit beiden Händen an Basilios fest und sah meinem Freund in die Augen. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Er nickte traurig.
    Markos legte mir fürsorglich die Hand auf die Schulter. »Mein lieber Niketas! Ihr habt mich erschreckt! Ihr wart bleich wie der Tod! Geht es wieder?«
    »Ja, Markos. Ich danke Euch!«
    Beschämt blickte ich mich um.
    Die Menge schwieg. Die Prozession war zum Stillstand gekommen. Die Metropoliten und Bischöfe starrten mich betroffen an, einige murmelten Gebete und bekreuzigten sich.
    Der Basileus hatte sein Pferd gewendet und beobachtete mich - tiefe Hoffnungslosigkeit schimmerte in seinen Augen. In Demetrios' Blick las ich nur Verachtung und Hass. Selim hatte sich die Hand vor die Lippen geschlagen.
    Ich nahm die Zügel meines Hengstes.
    »Ihr solltet Euch schonen!«, mahnte Markos besorgt. »Ruht Euch aus, Niketas, und ...«
    »Nein, Markos.« Ich wandte mich zu ihm um und hielt mich am Sattel fest. »Ihr habt mir vorhin sehr eindringlich ins Gewissen geredet, mich auf die Tugenden zu besinnen, die mein Vater, Kaiser Manuel, mich gelehrt hat - so wie Ihr es getan habt. Wahrhaftigkeit. Bekennermut. Und der feste Glaube an die eigenen Werte und Ziele. Das will ich tun! Während der feierlichen Eröffnung des Konzils in der Kathedrale!«
    Kurz darauf erreichte die Prozession den Domplatz, zog am Palazzo d'Ascoli vorbei und traf vor der Kathedrale auf den Festzug des Papstes.
    Eugenius, der wenige Minuten zuvor eingetroffen war, erwartete Ioannis im Pontifikalornat auf den Domstufen. Nach einer zeremoniellen Begrüßung schritten der Papst und der Kaiser gemeinsam durch das Mittelportal, während die römischen

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