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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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erstochen?
    In den letzten Tagen, seit seinem mysteriösen Treffen mit jenem zornigen Dominikaner, hatte er sich nicht anders verhalten als zuvor. Caedmon war zuverlässig, vertrauenswürdig und Alessandra loyal ergeben. Hätte ich ihm ein Empfehlungsschreiben ausgestellt, hätte ich nichts anderes bezeugt als der Herzog von Gloucester oder Kardinal Vitelleschi. Caedmon sorgte sich um mich, obwohl er nicht mein Sekretär war. Wie in jenen Tagen, als ich nach Natanaels Tod von meinem schweren Anfall genas, verwöhnte er mich mit Marzipankonfekt, das er, obwohl Fastenzeit war, jeden Tag in der Apotheke am Canto alle Rondini kaufte.
    Vor vier Tagen hatten Alessandra und ich in seiner Abwesenheit seine Kammer durchsucht. Die Truhe, in der er ordentlich gefaltet seine Kleidung verwahrte. Die Tasche mit den wenigen Habseligkeiten, die er aus England mitgebracht hatte. Die Bücher aus Canterbury, Oxford und Paris. Die Schreibutensilien auf seinem Tisch - Tintenfass, Sandstreuer, Federbündel und eine verschnürte Rolle Pergamente. Selbst das Bettzeug und die Strohmatratze. Wir hatten die Wände nach Geheimverstecken abgeklopft, lose Terrakottafliesen angehoben und die Holzbalken der Decke nach Hohlräumen abgesucht - und nichts gefunden. Weder den antiken Codex des Markos-Evangeliums, der aus Papst Eugenius' Gemächern gestohlen worden war, noch den Schlüssel zum Portal der Kathedrale, den jener Mönch in seinem Besitz hatte, noch Kardinal Vitelleschis blutigen Mordauftrag aus Alexandria oder irgendeinen Fingerzeig auf das Attentat auf Luca oder die Morde an Serafino, Alexios und Natanael. Nichts, gar nichts!
    Caedmon befolgte gewissenhaft die Ordensregel des heiligen Benedikt, obwohl er das Kloster San Miniato verlassen hatte. Hatten wir ihn zu Unrecht verdächtigt? War Caedmon das, was er zu sein vorgab? Ein unschuldiger Mönch, gottesfürchtig, strebsam und loyal? So schien es.
    Alessandra war ratlos gewesen. Sie hatte an Henry Chicheley geschrieben, den Erzbischof von Canterbury, um sich bei seinem Mentor über die Umstände des Todes von Caedmons älterem Bruder zu erkundigen. War es wirklich ein tragischer Unfall gewesen, als der junge Earl die Treppe hinabstürzte und sich das Genick brach? Oder kaltblütiger Mord? Alessandra war sicher, dass der Erzbischof ihr nach bestem Wissen und Gewissen antworten würde, denn Chicheley hatte ihren Vater gekannt und geschätzt.
    Sie war zutiefst beunruhigt: Die Papyrusfragmente des Evangeliums lagen noch immer in jenem Versteck in San Marco, das nun nicht mehr von Serafino bewacht wurde. In einer der nächsten Nächte wollte sie in den Konvent zurückkehren, um das Evangelium zu holen. Dort, wo es sich befand, konnte es nicht länger bleiben. Die Papyri würden vermodern und zu Staub zerfallen. Ich ahnte, wo sie das Evangelium versteckt hatte: in Lucas Sarkophag. Die im Marmorgrab verwesende Leiche ihres Vaters würde die uralten Papyri mit der verblassten Tinte schon sehr bald zerstören ...
    »Danke, Caedmon«, murmelte ich, nachdem der junge Benediktiner mein tänzelndes Pferd beruhigt hatte.
    Er lächelte. »Gern geschehen, Mylord!« Dann führte er meinen Hengst durch das Portal auf die Piazza.
    Mein Gefolge erwartete mich auf dem Domplatz und eskortierte mich durch die in Scharen herbeiströmenden Florentiner, die sich das großartige Spektakel einer päpstlichen und einer kaiserlichen Prozession zum Pontifikalamt in der Kathedrale nicht entgehen lassen wollten. Wir kamen nur langsam voran, als wir die Via del Proconsolo hinab zur Piazza Peruzzi ritten.
    Vor der kaiserlichen Residenz versammelten sich die Würdenträger der byzantinischen Konzilsdelegation und formierten sich zu einer Prozession. Der Zeremonienmeister hastete zwischen den Hierarchen hindurch, wies den Metropoliten ihrem Rang gemäß die Plätze hinter dem Kaiser und dem Patriarchen an, schob ungeduldig einige umherirrende Diakone zur Seite und kam schließlich zu mir herüber.
    »Guten Morgen, Euer Seligkeit!«, begrüßte er mich mit einem verkniffenen Lächeln. »Es gibt da ein kleines Problem. Es tut mir leid, dass ich Euch damit belästige, Kyrie ...«
    »Was ist denn?«
    »Bitte vergebt mir! Seine Seligkeit, der Metropolit von Nikaia, lehnt es ab, seinem Rang entsprechend ... ähm ... Es ist mein Fehler, Kyrie!«, versicherte er mir hastig, als ich die Stirn runzelte. »Ich hätte daran denken sollen, dass Seine Seligkeit und Eure Seligkeit nach Euren Differenzen und Eurem Umzug von der kaiserlichen

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