Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
gestorben«, offenbarte er mir mit tonloser Stimme. »Wer war er?«
    »Ein Benediktiner aus Montecassino.«
    »Ihr kanntet ihn.«
    Tränen funkelten in seinen Augen. »Wir waren eng befreundet.«
    Ich erinnerte mich, dass Fra Piero Tomacelli, der Abt von Montecassino, mir erzählt hatte, ein junger Mönch habe sich Caedmon genähert, doch der habe ihn abgewiesen.
    »Wart Ihr mit ihm im Bett?«
    Caedmon hatte die Hände gefaltet. Seine ineinander verschlungenen Finger bewegten sich. Streichelten einander zärtlich. »Dazu hatten wir nur selten Gelegenheit. Die Ordensregel gebietet, dass alle Fratres mit ihren Habites in einem von Kerzen erleuchteten Dormitorium schlafen. Ein Dekan führt zwischen Komplet und Laudes die Aufsicht, damit die Mönche einander nicht zu unsittlichen Handlungen verführen.« Er holte tief Luft. »Marco und ich haben uns geliebt«, offenbarte er mir traurig. »So wie Ihr und Niketas Euch liebt. Wir waren sehr glücklich.«
    Seine Hände verkrampften sich. Hielten einander fest.
    »Habt Ihr Euch in Niketas verliebt?«
    Er senkte beschämt den Blick. »Er ist für mich der Inbegriff männlicher Schönheit. Vom Bettler zum Prinzen, vom jüdischen Rabbinensohn zu einem der höchsten Würdenträger der orthodoxen Kirche - er fasziniert mich. Dass er todkrank ist, macht mich sehr traurig.«
    Als ich schwieg, sah er auf. »Bitte verzeiht mir.«
    »Schon gut!«, winkte ich ab. »Warum habt Ihr Marco verlassen, um nach Rom zu gehen?«
    »Ich habe ihn nicht verlassen.« Er holte tief Atem. »Vitelleschi hat ihn festnehmen und nach Santa Maria sopra Minerva bringen lassen, nachdem Marco den Kardinal als Antichrist beschimpft hatte. Ich bin ihm nach Rom gefolgt und habe ihn im Kerker besucht.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Marco ... wer?«
    »Marco Colonna«, erwiderte er. »Kanntet Ihr ihn?«
    »Ja, ich kannte ihn. Marco war ein entfernter Cousin von mir. Sein Vater war ein Colonna, seine Mutter eine Orsini, eine Verwandte von Kardinal Giordano Orsini. Der hatte vor zwanzig Jahren eine Verschwörung zum Sturz meines Vaters angezettelt, die mich als Dreijährige in den Kerker von Santa Maria sopra Minerva brachte. In dem erbitterten Streit der Orsini und der Colonna um die Macht in Rom geriet Marco zwischen die Parteien. In einem Straßenkampf nahe dem Castel Sant' Angelo wurde er schwer verwundet. Doch er konnte entkommen und floh in die Stille des Klosters, wo er endlich seinen Frieden fand.
    Ich habe ihn in Montecassino besucht, als ich mich wochenlang im Konvent aufhielt, um in der Bibliothek Bücher zu kopieren. Ich mochte Marco sehr gern. Ich wusste nicht, dass er tot ist«, murmelte ich traurig - und verbittert. Noch ein Opfer auf Vitelleschis Blutaltar!
    Caedmon ergriff meine Hand und drückte sie.
    Ein Zeichen der Verbundenheit.
    Es war mir nicht unangenehm, von ihm so gefühlvoll berührt zu werden, und so ließ ich es zu.
    »Nach Marcos Festnahme habt Ihr Euch bei Vitelleschi als Sekretär beworben - warum?«
    »Ich wollte Marco befreien. Als Vitelleschis Vertrauter hatte ich Zutritt zum Kerker der Inquisition. Monatelang habe ich mich um seine Freilassung bemüht. Doch dann starb er unter der Folter.«
    »In der Nacht, als Vitelleschi Euch vergewaltigte.«
    Caedmon nickte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Er hatte mich auf den Boden geworfen, mein Gewand zerrissen und mich ...« Er biss sich auf die Lippen. Dann raffte er schützend seinen Habit um sich und verschränkte die Hände in den Ärmeln, als fröstle ihn. »Er genoss es, mich zu quälen, und erzählte mir von Marcos Tod, um sich an meinem Entsetzen zu weiden. ›Dein Freund hat gestöhnt wie eine Hure, als ich ihn zu Tode gefickt habe.‹«
    Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. »O Gott, Caedmon, das tut mir so leid ...«
    »Ich konnte seine Demütigungen nicht länger ertragen. Voller Hass und Zorn richtete ich mich auf und schlug mit aller Gewalt zu. Er brüllte vor Schmerz und ließ von mir ab. Dann habe ich so lange auf ihn eingeprügelt, bis er stöhnend zusammenbrach. Beinahe hätte ich ihn umgebracht. Noch in derselben Nacht bin ich über Perugia und Siena nach Florenz geflohen und habe mich fünf Monate lang bei den Olivetanern von San Miniato versteckt. Denn ich konnte ja nicht nach England zurückkehren! Ich habe mir einen Dominikanerhabit besorgt, um schnell verschwinden zu können, falls er mich eines Tages findet.«
    »Und das Empfehlungsschreiben des Kardinals, das Ihr mir vorgelegt

Weitere Kostenlose Bücher