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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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erblickte.
    Obwohl er den Zorn des russischen Großfürsten fürchtete, hatte der Metropolit von Kiew sich ebenfalls entschlossen, nach der Kirchenunion den römischen Kardinalspurpur zu tragen. Der streng orthodoxe Vassiii hatte Isidor vor seiner Abreise nach Ferrara so lange in Moskau festgehalten, bis Isidor ihm hoch und heilig geschworen hatte, sich dem Schismatiker auf dem Thron Petri nicht zu unterwerfen. Und nun wollte Isidor sogar Kardinal werden? Mochte Gott ihm gnädig sein, wenn er es wagte, nach Moskau zurückzukehren!
    Ich winkte Niketas, der sich von Isidor verabschiedete und zu uns herüberkam. »Wir müssen uns beeilen!«, drängte ich. »Die Zeremonien auf dem Domplatz beginnen in Kürze!«
    Ich zog Basilios und Niketas zum nördlichen Seitentor von Santa Croce, weil dort weniger Gläubige hinaus auf die Piazza drängten als durch das Hauptportal, wo der Basileus, der Patriarch und die Hierarchen die Basilika verließen.
    Auf der Piazza herrschte ein dichtes Gedränge. Durch ein Spalier von Palastwachen wurde die Sänfte des Basileus zum nahe gelegenen Palazzo Peruzzi getragen. Markos von Ephesos half dem greisen Patriarchen in einen Tragstuhl, der ihn zurück zum Palazzo Ferrantini bringen sollte. Die Hierarchen riefen nach ihren Gefolgsleuten, die ihnen die gesattelten Pferde vorführen sollten, und etliche Diakone eilten über die Piazza.
    Es gab kein Durchkommen!
    »Hier entlang!« Ich wies auf eine schmale Straße, die nach Norden führte. Niketas und Basilios folgten mir, als ich die Gasse entlang eilte und dann in die Via Ghibellina einbog.
    »Was geschieht denn nun auf dem Domplatz?«, fragte Basilios, der neben mir die Gasse entlanghastete. »Niketas hat mir gestern vor der Karfreitagsmesse erzählt, das Osterfeuer werde verteilt.«
    »Das ist eine alte Tradition aus der Zeit des ersten Kreuzzugs, an dem zweitausendfünfhundert Florentiner teilgenommen haben«, erklärte ich ihm atemlos, als wir den Palast des Podestà erreichten. Dort wandten wir uns zum Haus von Dante Alighieri.
    »Am 15. Juli 1099 haben die Kreuzfahrer Jerusalem erobert. Ein Florentiner namens Pazzino de' Pazzi erklomm als Erster die Festungsmauer und hisste das christliche Banner über der Heiligen Stadt. Godefroy de Bouillon, der Regent des neu gegründeten Königreichs Jerusalem, schenkte ihm dafür drei Steine aus dem Grab Jesu, die Pazzino zwei Jahre später nach Florenz brachte. Seither bewahren die Pazzi sie auf und organisieren jedes Jahr am Karsamstag eine große Prozession zum Dom. In der Kathedrale segnet der Erzbischof von Florenz das Osterfeuer, das die Pazzi mithilfe dieser Steine entfacht haben - ein Symbol für die Auferstehung Christi. Am Karfreitag, also gestern, wurden alle Feuer in den Häusern gelöscht, und heute werden die Lichter neu entzündet. Nachdem der Erzbischof das Feuer gesegnet hat, wird es an die Florentiner verteilt. Das ist jedes Jahr ein großes Gedränge und Geschiebe!«
    Wir erreichten den völlig überfüllten Domplatz. Mit Kerzen in der Hand schoben sich die Menschen in Richtung Campanile und Baptisterium, wo ein von weißen Ochsen gezogener und mit Blüten geschmückter Wagen vor den Domstufen stand.
    »Die Prozession vom Palazzo Pazzi zur Kathedrale haben wir verpasst«, rief ich und drängelte mich durch die Menge bis zu den Domstufen. Niketas und Basilios hatten Mühe, mir zu folgen. »Siehst du, Basilios? Das Feuer auf dem Karren ist noch nicht entzündet! Pass auf, gleich kommt Ludovico Scarampo mit dem Osterlicht aus der Kathedrale!«
    In diesem Augenblick wurde das Hauptportal von Santa Maria del Fiore geöffnet. Die Florentiner brachen in tosenden Jubel aus, als der Papst im Pontifikalornat erschien und die Menge segnete. Der Erzbischof von Florenz, der in seinem prächtigen Brokatgewand und der goldbestickten Mitra neben ihm auf den Domstufen stand, hielt die brennende Osterkerze hoch über seinen Kopf. »Seht das Licht!«, rief er, doch seine Stimme ging unter im Geschrei der herandrängenden Florentiner und dem Dröhnen der großen Domglocken.
    Dann schritt er durch das Spalier der Fahnenschwenker mit den Bannern der Florentiner Stadtviertel die Stufen hinab zum Karren. Dort entfachte er das Feuer, das die Osterkerzen der Gläubigen entzünden sollte. Sobald es brannte, flüchtete er mit wehendem Brokatmantel über die Domstufen zurück zum Portal der Kathedrale, um im Gedränge der Florentiner nicht mitgerissen zu werden.
    Ich bat Niketas und Basilios, auf mich zu

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