Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)
meine trotzige Entgegnung, dass er eifersüchtig sei, weil Niketas und ich glücklich waren - während er wegen Demetrios' Intrige seine Geliebte Sophia verstoßen habe und sich nun sehr einsam fühle.
Wir hatten erbittert gestritten, bis ich mich unaufgefordert erhob, um den Audienzsaal zu verlassen.
»Niketas ist ein Mönch, ein Priester, ein geweihter Bischof«, hatte er hinter mir hergebrüllt. »Gebt ihn der Kirche zurück!«
An der Tür hatte ich mich zu ihm umgedreht. »Sagt mir, Euer Majestät, was gibt es an meinem ›Nein!‹ misszuverstehen?«
Von der Höhe seiner Sänfte starrte Ioannis mich erbost an. Dann wandte er den Blick ab, hob erneut die Hand und segnete die Gläubigen.
Demetrios, der seinem Bruder zum Hauptportal folgte, hatte mich aufmerksam beobachtet. Er hatte Ioannis verraten, dass Niketas und ich uns liebten, doch seine Intrige hatte uns nicht auseinanderreißen können. Er wusste, dass der Basileus mit mir geredet und dass ich mich ihm widersetzt hatte.
Er blieb stehen, ließ die Prozession der Würdenträger des kaiserlichen Gefolges an sich vorüberziehen und reichte mir die Hand zum Kuss. Als ich niederknien wollte, hielt er mich am Arm fest. »Ich bitte Euch, Alessandra! Ihr seht heute Morgen blass aus! Fühlt Ihr Euch nicht wohl? Bekommt Euch die Schwangerschaft nicht? Meine Gemahlin litt in den ersten Wochen sehr unter der morgendlichen Übelkeit.«
Ich zwang mich zu einem höflichen Lächeln. »Es geht mir gut, Euer Majestät! Ich danke Euch herzlich für Eure Besorgnis um meine Gesundheit.«
»Euer Wohlbefinden liegt mir sehr am Herzen, verehrte ›Schwägerin‹!« Sanft legte er seine Hand auf meinen Unterleib, als erwarte er, die ersten Bewegungen des Kindes zu spüren - seines Neffen. Dann sah er auf. »Der Basileus hat Euch vor einigen Tagen zu sich rufen lassen. Es war ja eine laute und sehr nachdrückliche Aussprache!«
»Seine Majestät der Kaiser und ich haben uns sehr gut verstanden«, erwiderte ich zweideutig.
Er verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Bei der Lautstärke ist das zu erwarten. Euer Wortgefecht mit dem Basileus war bis in mein Arbeitszimmer zu hören. Alessandra, in Eurem Zustand solltet Ihr Euch nicht derart aufregen. Das bekommt dem kleinen Prinzen nicht!«
Mit versonnenem Blick berührte er meinen Leib. Vor einem Jahr hatte Demetrios seine Frau und sein erstes Kind verloren.
Als ich mich für den gut gemeinten Rat »meines geliebten Schwagers‹ bedankte, wandte Demetrios sich brüsk ab und verließ mit seinem Gefolge die Kirche.
Ich musste tief durchatmen, um mich wieder zu beruhigen.
Das Gerücht, ich sei schwanger, wurde von Demetrios' Spitzeln im Palazzo Peruzzi verbreitet! Es war nur eine Frage der Zeit, bis es durch die Straßen von Florenz wehte und Santa Maria Novella erreichte.
Patriarch Joseph nickte mir sehr ernst zu, als er am Arm des Metropoliten von Ephesos die Kirche verließ. Seit seinem Herzinfarkt nach der turbulenten Konzilssitzung vor zwei Wochen war er noch nicht völlig genesen.
Da war Basilios!
Durch die Menge der Gläubigen schob er sich zu mir herüber. »Wie hat dir der Gottesdienst gefallen?«
»Er war sehr schön, Basilios! Die feierliche Prozession des Grabtuchs mit der aufgestickten Darstellung Jesu Christi rund um Santa Croce und zurück in den Altarraum hat mich tief beeindruckt.« Ich wies auf die goldschimmernde Ikonenwand, die an der Umfassung des Chorraums aufgerichtet worden war. »Wie prächtig und würdevoll muss dieser Festzug erst in der Hagia Sophia sein!«
»Das musst du dir unbedingt ansehen! Die Hagia Sophia ist die Königin der Kathedralen! Solltest du ernsthaft in Erwägung ziehen, dich zum orthodoxen Glauben zu bekehren, sag es mir«, scherzte er.
»Lass das nicht den Papst hören, sonst entreißt er dir deinen Kardinalspurpur und verbannt dich nach dem Konzil nach Byzanz!«
Wie froh war ich, dass Niketas und Basilios sich vor zwei Wochen endlich versöhnt hatten! Nach Niketas hatte Eugenius auch Basilios und Isidor den Purpur angetragen, und Basilios hatte seinem besten Freund gestanden, wie gern er nach dem Konzil in Italien bleiben wollte. In den letzten Wochen hatte er mit Cosimo Freundschaft geschlossen und genoss seinen Aufenthalt in Florenz von ganzem Herzen. Ich war glücklich über seinen Entschluss. In den letzten Tagen war mir Basilios ein ebenso vertrauter Freund geworden, wie es Natanael gewesen war.
»Da kommt Niketas!«, rief ich, als ich ihn neben Isidor
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