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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Alessandra.
    Was empfindet Cosimo für sie?, fragte ich mich, während ich mit ihm zum Palazzo Medici ritt. Zuneigung für die Tochter seines Freundes? Innige Freundschaft? Oder Liebe?

    ›Die Apostelgeschichte dient der Verherrlichung nur eines Heroen: Paulus von Tarsos, der sich zum Glauben an Jesus Christus bekehren ließ‹, schrieb ich am nächsten Morgen weiter.
    ›Die Geschichte beschreibt den Weg des Evangeliums von Jerusalem nach Rom, vom Volk Israel zu den Heiden in aller Welt. Die Apostel, allen voran Jakobus und Petrus, haben nur Nebenrollen in diesem Drama. Haben sie ihren Text aufgesagt, müssen sie abtreten, um Paulus am Ende der Inszenierung allein zurückzulassen - Paulus, der von Gott Inspirierte, der von Jerusalem, Antiochia, Ephesos, Athen und Korinth nach Rom reist und die ganze Welt missioniert.
    Und das Drama ist perfekt inszeniert: Es beginnt in Jerusalem und endet in Rom, obwohl die Geschichte dort noch nicht zu Ende war. Denn weder Jakobus' noch Petrus' oder Paulus' Märtyrertode werden beschrieben. Und so entstand der Mythos vom gemeinsamen Martyrium von Petrus und Paulus in Rom - der beiden wegen ihres Glaubens unversöhnlich zerstrittenen Apostel. Eine Legende, die in späteren Jahrhunderten erfunden wurde, um die Vorherrschaft der römischen Päpste über die Kirche zu legitimieren.‹
    Über diesen Primat des römischen Pontifex, eine der schwierigsten Fragen des Konzils, wollte Eugenius mit mir sprechen. Was ich ihm zu sagen hatte, würde ihm nicht gefallen!
    ›Wie andere vor ihm hatte sich Jesus selbst zum König ernannt, um die Römer aus dem Land zu vertreiben. Sein Vertrauen auf das baldige Kommen des Gottesreiches, sein Glaube, dass das Ende aller Tage nun gekommen sei, sein Anspruch, der lang ersehnte Messias zu sein, war keine Gotteslästerung. Tatsächlich hatte es bereits einige Jahre zuvor Anführer von Widerstandsbewegungen gegeben, die sich zu Königen ausgerufen hatten und scheiterten.‹
    Ich steckte die Feder ins Tintenfass, wischte mir die geschwärzten Finger an einem Tuch ab, zog den Talmud zu mir heran und blätterte durch die Seiten. Dann schrieb ich weiter:
    ›Im jüdischen Prozess ging es nicht um Recht, sondern um Macht. Die Anklagen wie die Anmaßung des Messias- und des Königstitels waren keine Straftatbestände im Sinne des jüdischen Gesetzes. Den Titel Messias, ›der Gesalbte‹, trugen alle Könige und Hohen Priester. Gottessohn ist ein Hoheitstitel der Könige von Israel und eine Anrede für jeden strenggläubigen Juden - keine Vergöttlichung. Zudem erwarteten die Juden die Ankunft des messianischen Königs, der das Gottesreich aufrichten sollte. Die Annahme der Titel Messias, Menschensohn und Gottessohn war kein Vergehen, das mit dem Tod bestraft werden musste.
    Die Anmaßung der Königswürde war jedoch ein Verstoß gegen das römische Gesetz, eine Rebellion gegen die Besatzungsmacht in der römischen Provinz Judäa. Als König der Juden wurde Jesus öffentlich hingerichtet. Nach der Kreuzigung verfolgte der Hohe Priester Jesu Gefolgsleute, streng orthodoxe Juden, die sich 'Wahrer des Gottesbundes' nannten. Und Paulus war der Inquisitor des Hohen Priesters.‹
    Es klopfte leise.
    Der junge Dominikanerfrater trat leise ein. »Euer Seligkeit, Ihr seid nicht zum Mittagessen im Refektorium erschienen. Ich bringe Euch heiße Milch mit Honig.« Er hob den dampfenden Becher in seiner Hand. »Es ist kalt in Eurer Zelle.«
    »Danke, Frater.«
    Er stellte den Becher auf meinem Schreibtisch ab. Dann zog er eine zerknitterte Papiertüte aus der Tasche seines Habits und gab sie mir. »Marzipankonfekt aus der Apotheke am Canto alle Rondini. Die Sorte mit den gezuckerten Mandeln, die so köstlich nach Orangenlikör schmeckt.«
    Als ich ihn erstaunt ansah, lächelte er verlegen.
    »Gestern habe ich die leere Tüte auf Eurem Schreibtisch gesehen, nachdem Ihr aus Lucas Palazzo zurückgekommen wart. Heute Morgen war ich in Palmieris Apotheke und habe es für Euch gekauft.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch, Frater.« Ich bot ihm die Tüte dar, damit et sich bediente.
    Er stibitzte ein Stück Konfekt und naschte es genüsslich. »Danke, Euer Seligkeit. Das ist meine Lieblingssorte.«
    »Und meine«, gestand ich.
    Während ich mir eine süße Verführung aus der Tüte haschte und langsam auf der Zunge zergehen ließ, irrte sein Blick über den Bücherstapel auf dem Tisch und blieb an dem hebräischen Folianten hängen. »Was ist das für ein Buch?«
    »Der

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