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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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schöner, du bist klüger, na ja. Und geschickter auch! Du gibst bestimmt nicht nach, wenn die Männer dir zweifelhafte Avancen machen!»
    «Ach, komm!» Anne lachte nervös. «Wir sind jung, da ist es doch gar nicht schlimm, ein Jahr länger zu warten, oder?»
    «Bei dir schadet es sicher nicht. Bei mir hingegen … Ich bin froh, dass es da einen gibt, der mich will, so beschädigt, wie ich bin.»
    Sie sagte dieses Wort, als sei es keine kleine Deformation, sondern ein scharlachroter Buchstabe, der auf ihrer Stirn prangte.
    «Aber du hast ihn doch von Herzen lieb, und er dich auch!»
    «Wenn selbst du das glaubst, wird es wohl stimmen.» Teresa seufzte schwer. Sie ließ die Hände sinken und wich Annes Blicken aus.
    «Dann hast du nur angenommen, weil du denkst, es kommt kein anderer, der dich mögen wird? Du heiratest Benedict, weil er deine erste Chance ist?»
    «Er ist meine einzige Chance!», rief Teresa verbittert. «Du kannst es dir ja leisten, Avancen abzuwehren, du schickst die Männer mit einem Lachen fort! Sogar Lord Cornelius hätte ich genommen, wenn er mich gewollt hätte!»
    Lord Cornelius war einer der wenigen, bei denen Anne das Gefühl hatte, es sei ihm ernst mit ihr. Ein kleiner, dicklicher Kerl, der seit Monaten immer wieder in den Salons auftauchte. Mit seinem schlichten Gemüt und einer lauten Stimme, mit der er sich Gehör verschaffte, wurde er bald zum Liebling all jener, die sich im Vergleich mit ihm in besserem Licht präsentieren konnten. Dass er Anne beständig nachstellte und ihr schon zwei Anträge gemacht hatte, die sie beide nach angemessener Bedenkzeit höflich abgelehnt hatte, war anstrengend und allenfalls ein bisschen lästig. Wenn sie nur ihn haben konnte, wollte sie lieber keinen.
    «Aber du magst ihn doch, oder?» Anne versuchte verzweifelt, etwas Gutes an Teresas Hochzeit zu finden.
    «Du magst Zitronenbaisertorte. Deshalb magst du aber nicht jeden Tag davon essen. Also ja, ich mag ihn. Aber jeden Tag mit ihm zu speisen und zu leben …»
    Teresas Lächeln wirkte plötzlich sehr traurig. Anne suchte nach den richtigen Worten. «Du bist einfach nur nervös vor der Hochzeit», sagte sie schließlich. «Das gibt sich, sobald du erst neben ihm am Altar stehst.»
    «Nein, Anne.» Teresa nahm ihre Hand, und die Finger der Freundin waren eiskalt. «Ich bin nicht nervös. Ich bin Realistin. Er braucht Söhne, und ich brauche ein Heim. Es ist ein Handel, wie wir Frauen ihn seit Jahrhunderten mit den Männern eingehen, nur mit dem Unterschied, dass ich mir dessen vollends bewusst bin. Und du solltest es auch wissen, wenn es bei dir so weit ist.»
    Anne schüttelte betäubt den Kopf. Sie hatte gedacht …
    «Aber er hat dich doch so lieb!», widersprach sie. Es passte nicht in ihr Weltbild, dass ihre Freundin sich in eine Ehe begab, nur weil sie ihr Sicherheit bot. «Wenn du ihn nicht magst, zwingt dich doch keiner, ihn zu heiraten. Du könntest weiterhin mit mir zu den Bällen gehen, wir tanzen und suchen nach dem richtigen Mann für dich …»
    «Hör auf, Liebes. Ich werde es bei ihm gut haben, ich liege meinen Eltern nicht länger auf der Tasche, ich bekomme eine Familie, und mit ein bisschen Geschick werde ich mit ihm sogar glücklich sein. Manche sagen ja, die Liebe käme im Laufe der Ehe. Darauf setze ich.»
    «Aber …»
    «Alles andere ist eine Illusion.»
    Anne war verwirrt. Hatten sie nicht nächtelang darüber diskutiert, wie das gute, richtige Leben aussehen musste? War die Liebe nicht eine unabdingbare Bedingung gewesen für das Lebensglück? War nicht ein Seelenpartner, ein Gefährte, für die Frau das höchste aller Ziele? Hatten nicht auch die Männer immer so geredet, als ginge es ihnen darum?
    Sie fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Teresa nahm ihr die Bürste aus der Hand. Im Spiegel schauten sie sich an. Teresa wirkte abgeklärt und ganz ruhig, die großen Taubenaugen unverwandt auf Anne gerichtet. Anne versuchte, sich zusammenzureißen, doch sie sah an ihrer Haltung im Spiegel, wie wenig ihr das gelang. Sie war in sich zusammengesunken wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte.
    «Wir werden nie glücklich sein, wenn wir uns nicht mit der Rolle abfinden, die die Gesellschaft für uns bereithält», sagte Teresa leise. «Ich empfehle dir, damit nicht zu lange zu warten, Anne. Der Absturz könnte sonst allzu schmerzhaft sein. Und nun sei so gut und hilf mir. Die Mädchen in diesem Haus fürchten sich vor mir, sie glauben, mein Fuß sei ein

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