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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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ein Säugling, der gerade mal sitzen konnte, auf der Hüfte der Schwester.
    «Das bin ich.» Jonathan tippte auf den Ältesten. Der Ernst war geblieben, das Gesicht war gereift. Amelie erkannte den alten Jonathan, er lag schon in den Zügen des jüngeren. Er tippte auf den Zweitgrößten. «David. Er starb schon früh; keine achtzehn geworden, der arme Kerl. Er war immer mein bester Freund.»
    Und vermutlich der Grund, weshalb Jonathan seinen Sohn ebenfalls David genannt hatte. Traditionen lebten fort. Und Amelie musste zugeben, dass David ein hübscher Name war.
    «Martin. Elisabeth. Sie lebt noch hier. Martin ist nach der Schule früh nach London gegangen. Hat bei einer Bank Karriere gemacht, bis vor ein paar Jahren alles den Bach runterging, da hat er sich zur Ruhe gesetzt. Liz hat sechs Kinder und inzwischen über ein Dutzend Enkel. Du bist mit halb Pembroke verwandt.»
    «Und wer ist dieser kleine Mann?» Sie tippte auf den Säugling, der auf Elisabeths Arm hockte und die Hand hob, als wollte er winken.
    «Reginald.» Rasch blätterte Jonathan weiter. Amelie sah Hochzeitsfotos, den jungen Jonathan am Meer, Elisabeth mit ihrem Mann Bertram. Die Kinder tauchten auf, eins, zwei, drei. Dann Jonathan als Bräutigam und neben ihm eine wunderhübsche Frau, die kaum älter zu sein schien als achtzehn.
    «Meine Amy.» Er seufzte. «Mein Augenstern.» Seine altersfleckigen Finger streichelten das Foto.
    Seine Amy war klein, schlank und wunderschön. Amelie studierte das Foto. «Ihr seid ein hübsches Paar gewesen.»
    «Leider blieb uns nicht genug gemeinsame Zeit. Sie starb, als David gerade sechs war.»
    «Oh», sagte Amelie betroffen. «Das tut mir leid.»
    «Ich war so froh, als er Susan kennenlernte. Als sie in das Strandhaus zogen. Ihr wart dort sehr glücklich.»
    «Und dann ist etwas passiert.»
    Entschlossen klappte Jonathan das Fotoalbum zu, obwohl sie es gerade mal zur Hälfte durchgeblättert hatten.
    «Ja», sagte er nur knapp. «Dann ist etwas passiert.»
    Sie wollte nachfragen, traute sich aber nicht.
    Als sie sich kurz darauf verabschiedete, gab er ihr die Schlüssel zum Strandhaus mit. «Du hast da eine Menge Arbeit vor dir, wenn du es herrichten willst. Aber es gehört dir. Wenn du willst, fahre ich mit dir raus.»
    Sie wog den Schlüssel in der Hand. «Vielleicht will ich erst mal allein dorthin.»
    Solange sie nicht wusste, was sie dort erwartete, wollte sie lieber keine Zeugen haben. Vielleicht würde sie die Erinnerung wieder übermannen.
    Sie konnte sich allenfalls vorstellen, Dan mitzunehmen.
    Wenn er wollte.
     
     
    Sie saßen in der kleinen Stube, die als Salon gedacht war, aber allenfalls als Wohnzimmer taugte. Das Sofa war alt, und wenn man nicht aufpasste, bohrten sich die Sprungfedern schmerzhaft in den Hintern. Bees Hand strich prüfend über das Tischchen. Kein Staub. Auch die Sitzmöbel sahen trotz ihres Alters gepflegt aus, und die Gardine raschelte gestärkt und weiß im Luftzug der undichten Fenster.
    Im Kamin brannte ein kleines Feuer, das nicht genug Wärme verströmte, um gegen die Kälte vor den Fenstern anzukommen. In einem langärmeligen Wollkleid, das schon bessere Zeiten gesehen hatte, und mit einem dicken, gestrickten Schultertuch um den Oberkörper sah Anne trotzdem verfroren aus.
    «Du hast es hier gut?», erkundigte Beatrix sich höflich. Es fiel ihr schwer, die richtigen Worte zu finden.
    Am liebsten hätte sie getobt und geschrien, denn was im Moment in London geschah – fernab von Pembroke und bisher ohne Auswirkungen auf Anne, weil niemand ihr davon schrieb –, war grausam für alle Beteiligten.
    «Ich friere, ich hab kein Geld und eine Zofe, die an die Duchess berichtet, was immer ich tue. Einzig Franny ist meine Freundin.»
    «Der Duke war bei dir, habe ich gehört.»
    Anne lächelte unsicher. «Das ist wohl das Problem. Sie hat danach die Zahlungen eingestellt. Ich hatte etwas beiseitegelegt, weil …» Sie verstummte. Ihre Hände kneteten ein Taschentuch. Bee beobachtete ihre Schwester, die sich sehr aufrecht hielt.
    «Weil du so was befürchtet hast, ja.»
    «Ich kann nichts dafür, dass er vor meiner Tür stand!», begehrte Anne auf. «Er hätte nicht herkommen dürfen. Ich …» Sie fing an zu weinen.
    Beatrix hatte bisher viel Geduld aufgebracht. Familie ist das stärkste Band, und wenn jemand Hilfe brauchte, war sie die Letzte, die diese Hilfe verweigerte.
    Sie legte ein Päckchen auf den Tisch. Franny brachte den Teewagen, doch außer ein paar trockenen

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