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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Tomaten vom Wochenmarkt, Schnittlauch von der Fensterbank. Amelie war ein bisschen neidisch. Wenn sie sich um die Haushaltsdinge kümmerte, war nie alles so reichhaltig vorhanden. Oder hatte Sabina dafür gesorgt?
    Schon schmeckte das Brot wie Sägemehl.
    «War sie oft hier?», fragte sie und legte die Scheibe zurück auf den Teller.
    «Sabina, meinst du?» Wenigstens versuchte er nicht mehr, ihr ständig auszuweichen.
    Beklommen nickte sie.
    «Zweimal, dreimal. Wir haben viel geredet. Wie wir uns die Zukunft vorstellen.»
    «Und wie stellt ihr sie euch vor?» Sie würgte an den Worten.
    «Jedenfalls nicht gemeinsam, das haben wir schnell eingesehen. Nicht nur … Also, vor allem, weil ich es nicht wollte. Für sie wäre es eine Option gewesen, mit mir zusammen …»
    Er verstummte.
    «Bist du bitte ehrlich? Michael?»
    Sein Blick traf sie. So schuldbewusst und zugleich verletzlich. «Es tut mir leid. Ich dachte … es gab da eine kurze Zeit. Nicht lange. Einige Stunden nur, aber … Ich finde, wir sollten einfach absolut ehrlich zueinander sein, oder nicht? Also, das war am zweiten Abend nach deinem Verschwinden, da kam sie her, und wir redeten, und … Ich weiß nicht, was das war, vielleicht war ich einfach erschöpft und verzweifelt. Du hast mir so sehr gefehlt.»
    Sie wartete schweigend.
    «Wir haben rumgesponnen, wie eine Zukunft aussehen könnte. Gemeinsam, mit ihr und dem Kind hier … Es war nur … Ich weiß nicht.» Er senkte den Kopf. «Mach es mir doch nicht so verdammt schwer, Amelie.»
    Jedes Wort, das sie hätte sagen können, war wie Staub in ihrem Mund. Sie trank die Apfelschorle, knallte das Glas auf den Tisch. Nahm das Brot auf die Hand und schob geräuschvoll den Stuhl zurück. «Ich will jetzt allein sein», erklärte sie.
    «Ja, natürlich.» Seine Schultern sackten nach vorne, die Hände ruhten in seinem Schoß. Als Amelie sich an ihm vorbeischob, blieb sie stehen. Ihre Hand verharrte über seiner Schulter, aber sie brachte es nicht über sich, ihn zu berühren. Es war alles nicht richtig. Sie waren einander in so kurzer Zeit schrecklich fremd geworden.
     
    Nicht mal über ihre Mutter konnten sie reden, ohne dass die gegensätzlichen Meinungen aufeinanderprallten wie zwei Gewitterfronten über der Stadt.
    Drei Tage zurück in Berlin, und Amelie hatte das Gefühl, in einem Käfig zu stecken, mit gläsernen Gitterstäben und allem, was ihr kleines Herz begehren konnte.
    Er umsorgte sie. Fragte mehrmals täglich, ob sie etwas brauchte. Kam früh von der Uni zurück, brachte Kuchen mit, kochte Abendessen und kümmerte sich um Haushalt und Wäsche. «Du musst dich schonen», damit erstickte er jedes Aufbegehren im Keim. Sie fuhren täglich zu ihrer Mutter ins Krankenhaus, und er ließ Amelie mit ihr allein, weil er wohl glaubte, die beiden hätten sich viel zu sagen.
    Tatsächlich war dies die anstrengendste halbe Stunde des Tages, weil Amelie sich jede Frage verkniff. Sie verdächtigte Mama, ihr und allen anderen etwas vorzuspielen mit dem Seufzen, mit dem leidenden Blick und den schleppend vorgetragenen Klagen, es ginge ihr ja gar nicht gut, sie müsse wohl doch noch etwas länger bleiben.
    Am dritten Tag aber musste sie zugeben, dass alles in Ordnung sei, man würde sie am nächsten Tag entlassen.
    Amelie, die schon zwanzig Minuten quälenden Smalltalk über sich hatte ergehen lassen, horchte auf. «Aber ich dachte, dieser Herzanfall war lebensgefährlich? Wie können sie dich da schon wieder laufen lassen?»
    «Ach, so schlimm war das gar nicht.» Mama machte eine wegwerfende Handbewegung. «Guck, es geht mir schon viel besser.»
    Amelie runzelte die Stirn. «Doch, Mama. Das hat Michael am Telefon gesagt. Lebensbedrohlich, ich weiß es ganz genau.»
    Ihre Mutter blickte beiseite.
    «Mama? Was ist hier los?»
    «Aber ich dachte, du kommst nie wieder!», brach es aus ihrer Mutter hervor. Sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen. Schon früher hatte sie selten bis Weihnachten für sich behalten können, was Amelie geschenkt bekam. Spätestens am 23 . hatten sie schon beschert. «Und Michael war auch in Sorge. Wir dachten …»
    Amelie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. «Das ist nicht wahr, oder? Du hast das vorgetäuscht?»
    «Ich hab nur ein paar Tage meine Medikamente vergessen», verteidigte sich ihre Mutter. «Die Aufregung. Du warst irgendwo verschollen, schwanger – wer weiß, was dir dort hätte passieren können!»
    Amelie stand auf. Sie ertrug es nicht einen Augenblick

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