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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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den Schild. «Wir müssen. Irgendwann muss er doch auch mal hier runtergekommen sein, oder nicht?»
    «Vielleicht sollten wir ihn nicht von hier fortbringen.»
    «Was?» Jackson fuhr zu Reed herum. «Haben Sie die letzten drei Wochen verschlafen? Wir sind nicht bloß hier, um eine Theorie zu beweisen, ein paar Fotos zu machen, die wir dann zu Hause rumzeigen können, und wieder zu verschwinden. Wir sind einzig und allein hergekommen, um dieses Ding mitzunehmen und das Metall daraus zu gewinnen.»
    «Und wegen Marina», erinnerte Grant ihn.
    Jackson stutzte kurz. «Stimmt – Marina.» Dann packte er den Schild mit beiden Händen und versuchte, ihn anzuheben. Halb trug, halb schleifte er ihn in Richtung der Tür.
    «Schwerlich vielleicht wohl trüg ihn mit beiden Händen ein Mann, auch in blühender Jugend, wie nun Sterbliche sind», murmelte Reed. Dann wandte er sich an Grant. «Haben Sie Ihre Pistole dabei?»
    Grant zog den Webley und zeigte ihn Reed. «Warum?»
    «Wenn Mr.   Jackson noch einen Schritt weitergeht, schießen Sie bitte.»
    Grant glaubte nicht recht gehört zu haben. «Wie bitte?»
    «Fragen Sie ihn, was er mit dem Metall des Schildes vorhat – sofern wir ihn jemals hier hinausbringen.»
    Jackson funkelte die beiden mit unverhohlener Wut an. «Sind Sie verrückt? Stecken Sie die Waffe weg.»
    Grant zögerte. «Worauf zum Teufel wollen Sie hinaus, Professor?»
    «Er vergeudet nur unsere Zeit», fauchte Jackson. «Er ist mit den Russen im Bunde.»
    Reed schaute gelassen zwischen den beiden hin und her. «Soweit ich informiert bin, hat dieses mysteriöse Element 61 inzwischen einen Namen. Sie nennen es Prometheum .» 
    «Woher wissen Sie das?», fragte Jackson scharf. «Das unterliegt strengster Geheimhaltung.»
    «Sie sollten Ihre verschlüsselten Nachrichten nicht in Ihrem Hotelzimmer herumliegen lassen. Haben Sie schon einmal von Prometheus gehört, Grant? Er war einer der Titanen. Er hat das Feuer aus dem Himmel gestohlen und es den Menschen gebracht.»
    Grant starrte Reed an, dann Jackson. Dessen Beine waren hinter dem Schild verborgen, und sein Gesicht lag im Schatten. «Wollen Sie damit sagen –»
    Ein Geräusch von draußen ließ ihn verstummen. Grant vergaß augenblicklich Jackson, drehte sich um und lief in die große Hauptkammer. Dort war es jetzt viel heller als vorhin. Ein senfgelbes Licht erfüllte die Kuppel und beleuchtete die gemalten Krieger und die Schätze zu ihren Füßen. Grant achtete kaum darauf.
    Sie stand wenige Schritte vor dem Eingang und hielt eine Laterne hoch, sodass er ihr Gesicht sehen konnte. Es war verschrammt und dreckverkrustet, das rechte Auge lila unterlaufen – offenbar hatte man sie geschlagen. Sie trug dieselbe Kleidung, in der Grant sie zuletzt gesehen hatte: eine weiße Bluse und einen schwarzen, hüftbetonten Rock, der jetzt schmutzig und zerrissen war.
    «Marina!» Er rannte auf sie zu. Sie hob den Kopf und lächelte müde, ohne einen Hauch von Freude.
    «Stehen bleiben.»
    Eine schroffe, kalte Stimme erscholl aus dem Gang hinter ihr. Grant erstarrte mitten im Raum, als habe ihm jemand einen Tritt in den Magen versetzt.
    «Lassen Sie auf der Stelle Ihre Waffen fallen. Lassen Sie sie fallen, sonst ist sie sofort tot.»
    Eine hochgewachsene, hagere Gestalt trat durch die Tür. Die Stiefel des Mannes knallten auf dem Steinboden. Er trug eine grüne Uniform mit den goldenen Streifen eines Obersts auf den Schulterklappen. Sein Gesicht war hohlwangig, das dünne graue Haar glatt zurückgekämmt, ein Auge so eingesunken, dass es völlig im Schatten lag. Das andere bedeckte eine dreieckige schwarze Augenklappe. In den Armen hielt er eine Maschinenpistole, die er auf Marina richtete. «Lassen Sie sie fallen», verlangte er noch einmal und machte eine ruckartige Bewegung mit der Waffe. «Sie und der Amerikaner.»
    «Vergessen Sie’s», sagte Jackson. «Sie ist eine von ihnen.»
    Grant beachtete ihn nicht. Er sah Marina an und erkannte den Trotz in ihren Augen.
    «Du weißt, was wir im Krieg immer gesagt haben», sagte sie auf Griechisch. «Keine Kompromisse, keine Sentimentalitäten.»
    «Das war unser Krieg. Dies hier …» Grant war wie betäubt. Seine Muskeln gehorchten ihm nicht. Hinter Kurchosow kamen weitere Männer im Laufschritt herein und verteilten sich im Raum – zu viele, um etwas gegen sie auszurichten. Und sie alle waren bewaffnet.
    «Okay», sagte Grant tonlos. «Sie haben gewonnen.» Er bückte sich und legte den Webley auf den Boden.
    Jackson

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