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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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verwarf. Und wenn er glaubte, einen einigermaßen vernünftigen Gedanken zu fassen zu kriegen, brandete im nächsten Moment die Angst wieder heran wie eine donnernde Woge und wischte alles, was eben noch trickreich und aussichtsvoll erschienen war, mit einem Schwung beiseite und stürzte ihn in umso tiefere Verzweiflung. Irgendwann beugte er sich vor und fasste den einzigen Entschluss, der ihm richtig erschien.
    »Mellow?«
    »Ja, Finn?«
    »Du hast völlig Recht   – mit der Flucht und damit, das Hüggelland zu warnen und alles. Wie sagtest du vorhin so schön? Lass es uns nicht versuchen . Sonst werden wir scheitern. Lass es uns einfach tun , ja? Egal wie. Obwohl ich mehr Angst davor verspüre als jemals zuvor in meinem Leben!«
    Mellow sah ihn lange an. Dann nickte er und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Ich auch, Finn. Ich auch. Nur gibt es keinen anderen Weg.«
    Wieder versanken sie in Schweigen.
    »Leider«, brummte Banavred in die Stille hinein, »vergesst ihr jungen Dachse nur eins. Vielleicht könnt ihr rennen, so schnell wie Rehe im Dickicht. Ich aber bin ein alter Vahit und habe es an der Hüfte. Ich würde zurückbleiben. Darum, was immer geschieht, nehmt keine Rücksicht auf mich. Lauft, was ihr könnt, doch blickt nicht hinter euch, wenn ich zurückbleibe. Außerdem muss ich mich um Anselma kümmern.«
    Dabei blieb er, was immer die beiden Jüngeren auch dagegen einwendeten.
    Eine Stunde später wurde die Tür hoch über ihren Köpfen aufgerissen.
    Licht fiel wie ein Hammer durch die Öffnung der Falltür.
    »Orogun eshaniak!«, befahl eine grollende Stimme. Es klang wie ein Befehl, was immer die Worte auch bedeuten mochten. »Bashkai! Urulugshta! Gruborog!«
    Die Leiter, von der Banavred gesprochen hatte, wurde nach unten gestoßen. Es dröhnte in dem hohlen Gelass. Das Holz der Leiter ächzte.
    Dann stieg etwas daran herunter: ein Wesen, nur wenig kleiner als ein Mensch, doch breiter und weitaus kräftiger von Gestalt. Als es unten war, drehte es sich zu ihnen um   – ein gedrungener Berg aus Muskeln und Zottelhaaren, mit gelblichen Augen und ebensolchen Fangzähnen, die weit über die dünnen Lippen hinausreichten. Es schmatzte, als es seine Lefzen oder das, was das bei Hunden gewesen wäre, zurückzog. Seine Haut war schwärzlich und zwischen den dünnen Zotteln, die seitlich am Kopf und an den Armen sprossen, ebenso ledrig wie schuppig   – sie erinnerte Finn sofort anEidechsen, die er in Sturzbach gesehen hatte. (Dort sprangen sie manchmal an heißen Tagen aus Erdritzen am Sturz und sonnten sich auf flachen Steinen, und sie verschwanden blitzschnell, wenn man sich ihnen zu rasch näherte.)
    Aber das echsenartige der Haut vergaß Finn sofort, als er die Augen des Wesens auf sich gerichtet sah: gelbe, fast rötliche Augäpfel, in denen pechschwarze Pupillen schwammen; und sie schlossen sich senkrecht zu Schlitzen, wie bei Katzen oder Schlangen.
    Der Gidrog   – denn was sollte das sonst sein?   – blickte langsam von einem Vahit zum anderen, als sei er unschlüssig, wen er zuerst verspeisen sollte. So jedenfalls kam es Finn vor. Vielleicht, weil Geifer ihm dabei aus dem Mundwinkel sickerte. Oder, weil er ein Ding in der Hand hielt, das gänzlich anders war als jenes Schwert, das Saisárasar mit sich führte. Dieses sah aus, als habe sich der Schmied nicht entscheiden können, ob es denn ein Schwert oder doch eine Axt werden sollte. An der Stelle, wo sich bei einem Klingenblatt die Spitze befand, saß ein weiterer, gebogener Fortsatz, ein Dorn, der scharf geschliffen und nach innen gekrümmt war   – wie zum Aufschlitzen oder noch üblerem Gebrauch.
    Wegen oder trotz seiner Angst bemerkte Finn das Fehlen von Krallen oder Klauen an den Füßen. Obwohl das Wesen Kleidung trug   – ein dickes Wams und eine Hose, beide aus grobem, hartem Leder, darüber Gürtel und andere, straff gezogene Lederriemen   –, verzichtete es auf Schuhe oder Stiefel. Seine fast menschlichen Füße waren dafür dicht behaart, und Finn nahm an, die Sohlen darunter würden hart sein, schwielig und unempfindlich gegen Kälte und spitze Steine. Und bestens geeignet für schmerzhafte Tritte, wie er bald erfahren sollte. Die Finger des Gidrogs endeten dagegen tatsächlich in dicken, hornigen, beinahe gelblichen Nägeln, die spitz und rund und gebogen zuliefen wie ausgefahrene Krallen; aber diese waren nicht länger als der Finger eines Vahits. Was immer die Spuren im Wald hinterlassen hatte, eine

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