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Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dagegen gehabt, von ihm besucht und in ein Gespräch verwickelt zu werden. Das alles stimmte. Das nahm er auch hin, aber sein Misstrauen verschwand nicht.
    Er musste arbeiten, die Gäste bedienen, die sich an den neuen Gast gewöhnt hatten und sich wieder normal benahmen.
    Charlie war auch klar, dass sich beide Männer kannten. Sonst hätten sie nicht so vertraut am Tisch gesessen. Erfahren hatte er nichts, als er das bestellte Getränk gebracht hatte. Ein paar Wortfetzen, das war alles.
    Damit konnte Charlie nichts anfangen. Alles schien auch normal zu laufen - bis zu dem Zeitpunkt, als sich die beiden sehr nahe kamen.
    Es war Zufall, dass der Wirt ihnen genau in diesem Moment einen Blick zugeworfen hatte. Was da passierte, wollte ihm nicht in den Kopf.
    Okay, es gab genügend Männer, die sich küssten, das störte ihn auch nicht weiter. Ihm wollte nicht in den Kopf, wie die beiden sich küssten.
    Es sah für ihn so aus, als hätte der Neue die Initiative übernommen und den anderen einfach an sich herangerissen. Er hielt ihn fest wie eine eiserne Klammer. Loslassen wollte er ihn auf keinen Fall. Und Elam wehrte sich auch nicht.
    Milly war der Blick des Wirtes aufgefallen. Sie hatte sich auf ihrem Hocker gedreht und schaute jetzt dorthin, wo die beiden Männer saßen.
    Sie zwinkerte, schüttelte den Kopf und flüsterte: »Verdammt noch mal, das gibt es nicht. Der schöne Mann… der… der ist ja schwul! Mist, der steht nur auf Kerle. Immer die besten.«
    Sie ärgerte sich, schlug mit der Faust auf den Handlauf und tat so, als hätte man ihr einfach etwas weggenommen, was ihr gehörte. Charlie hätte ihr normalerweise eine Antwort gegeben, aber der Vorgang hinten am Tisch nahm auch jetzt noch seine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Dass es kein normaler Kuss war, das hatte er akzeptiert. Aber die Haltung gefiel ihm nicht. Der Neue hatte den anderen zu sich herangezogen und seinen Mund fest auf dessen Lippen gepresst. Dabei fiel Charlie noch etwas auf. Genau dort, wo sich die beiden Münder berührten, glaubte er, etwas Hellrotes schimmern zu sehen. Es erinnerte ihn an Feuer, das zwischen den Mündern tanzte.
    Verrückt! Nicht zu fassen. Alles war nicht normal. Besonders nicht das Verhalten seines Stammgastes. Er war so steif, obwohl er mit den Beinen zuckte, den Tisch ins Wanken brachte und die leere Mineralwasserflasche abräumte.
    Dem Wirt kamen die Bewegungen tatsächlich wie die letzten Zuckungen vor. Doch daran wollte er nicht denken. Er dachte überhaupt nicht mehr, denn er sah wie die anderen Gäste, dass der Neuankömmling sein ›Opfer‹ jetzt losließ. Für einen Moment blieb Sam noch auf der Stuhlfläche hocken, dann verlor er das Gleichgewicht und kippte zu Boden, wo er reglos liegen blieb.
    Der Mann im dunklen, dünnen Ledermantel stand auf. Sehr bedächtig, wie jemand, der viel Zeit hat. Er strich sogar über seinen Mantel hinweg, bevor er seinen Platz verließ.
    Es gab keinen Gast, der etwas sagte. Alle blieben stumm. Selbst Milly hatte es die Sprache verschlagen. Sie war einfach nicht in der Lage, einen Kommentar abzugeben. Sie hielt ihr Glas dabei so hart fest, dass es kurz vor dem Zerspringen stand.
    Der Fremde ging weiter. Er kümmerte sich um keinen, und die anderen kümmerten sich nicht um ihn. Sie sahen zu ihm hoch. Sie erlebten ihn. Obwohl sie auf ihren Stühlen saßen, wirkten sie so, als würden sie vor ihm zurückweichen, wenn er an ihnen vorbeischritt. Für keinen der Menschen hatte er einen Blick. Ihm kam es darauf an, das Lokal zu verlassen. Dabei würde er den gleichen Weg nehmen, den er auch gekommen war. Vorgehen bis zur Theke und sich kurz vor dem Erreichen nach rechts wenden.
    Und es gab keinen, der auch nur versuchte, ihn jetzt noch aufzuhalten.
    So setzte er seinen Weg fort. Mit unbeweglichem Gesicht und zusammengepressten Lippen, an denen jetzt einige Tropfen schimmerten. Sie waren dunkel und wurden für den beobachtenden Wirt erst heller, als sich der Mann der Theke genähert hatte.
    Es klebte Blut an den Lippen. Das Blut des Sam Elam, das wusste Charlie genau.
    Er war der Chef. Er hatte hier das Sagen. Was er anordnete, das musste getan werden. Er konnte diesen Fremden nicht einfach so laufen lassen. Nein, auf keinen Fall, und die Starre wich von ihm, als er diesen Gedanken beendet hatte.
    In Charlie kam Bewegung. Es gab an der Theke einen Durchlass. Da brauchte er nur eine Klappe in die Höhe zu heben. Sie befand sich an der Stelle, die der andere noch nicht erreicht

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