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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schönen Helena zugefallen sei –, unterließ dies aber, seufzte, murmelte statt dessen: »Also gut, ihr Kanaken«, zwang sich zu einem Lächeln, verbeugte sich vor dem Publikum, das zögernd zu applaudieren begann, und gab dem Kapellmeister wieder ein Zeichen, worauf der noch anhaltende Applaus der Leute von einem beginnenden schmelzenden Tango untermalt wurde.
    Benito Romana dirigierte mit geschlossenen Augen, was ihm ein entrücktes Aussehen gab. In Wirklichkeit hatte er Magendrücken von einem übergroßen Eisbein, das er zum Abendessen verschlungen hatte. Während die Töne des Tangos ›Küß mich unter Rosenblättern‹, der eines ehrwürdigen Alters war, durch die lampionerleuchtete Nacht schwebte, trat das erste Mädchen aus dem Pavillon heraus, bestieg das Podium und schritt lächelnd, ein Täfelchen mit der Nummer 1 in der Hand, über den mit roten Teppichen belegten Laufsteg.
    An den Tischen begann ein Tuscheln und Flüstern. Stimmzettel knisterten. Brillen wurden geputzt. Männer beugten sich nach vorn. Das Wasser lief ihnen im Mund zusammen. Wütende Blicke ihrer Gattinnen trafen sie. Besonders die dickeren der Damen im Publikum erblaßten vor Neid. Das Mädchen, an dem sich ihre Mißgunst entzündete, war gertenschlank, graziös, kaum 18 Jahre alt. Mit langen Beinen tänzelte sie über den Laufsteg. Frau Berta Bauer, eine Notarsgattin aus Kleve, die auch einmal nur 55 Kilo gewogen hatte, zischte ihrem Mann ins Ohr: »Paß auf, daß dir die Augen nicht aus den Höhlen fallen.«
    »Was?«
    »Du sollst nicht solche Stielaugen machen!«
    »Berta«, sagte daraufhin der Notar, »wozu sind wir denn hier?«
    »Laß die ebenfalls vier Kinder kriegen, dann hat sich's bei der auch ausgetänzelt.«
    »Drei.«
    »Was?«
    »Drei Kinder. Du sprichst doch von denen, die du gekriegt hast – oder nicht? Wie kommst du auf vier?«
    »Du vergißt wohl die Abtreibung, zu der du mich gezwungen hast, als wir noch nicht verheiratet waren? Auf die stand damals noch Zuchthaus. Zählt die für dich nicht?«
    »Psst! Bist du verrückt?«
    »Ob ich was bin?«
    »Nicht so laut, ich bitte dich!«
    Frau Bauer verstummte. Ihr Ziel hatte sie erreicht. Den Stielaugen ihres Gatten waren für den weiteren Abend Schranken gesetzt.
    Das zweite Mädchen auf dem Laufsteg löste zwischen einem Paar aus München Konflikt aus. Die Urlaubsreise an die See hatte, schon ehe sie angetreten worden war, der Eintracht der beiden Schaden zugefügt gehabt. Und nun setzte sich das fort.
    »Franz Joseph«, sagte sie, »gib mir eine Zigarette, bitte.«
    Er reagierte nicht. Sein Blick war wie gebannt auf das Mädchen Nr. 2 gerichtet.
    »Gib mir eine Zigarette, Franz Joseph.«
    Wieder nichts.
    »Franz Joseph!!«
    »Ja?«
    Nun hatte sie sich also bemerkbar machen können. Kurz blickte Franz Joseph zu ihr hin, schaute aber gleich wieder vor zum Laufsteg.
    »Ich möchte eine Zigarette.«
    Er zeigte auf den Tisch, ohne den Blick vom Laufsteg abzuwenden.
    »Nimm dir eine, da liegt doch die Packung. Oder hast du keine Augen im Kopf, Maria?«
    Maria preßte die Lippen zusammen, grub eine Zigarette aus der Packung heraus und klemmte sie sich zwischen Zeige- und Mittelfinger. Der Auftritt des Mädchens Nr. 2 war zu Ende, der des Mädchens Nr. 3 folgte. Franz Joseph war nicht minder gebannt als vorher.
    »Spitze!« sagte er halblaut zu sich selbst.
    Maria räusperte sich.
    Als sie damit nicht den gewünschten Erfolg erzielte, sagte sie wieder: »Feuer, bitte.«
    Franz Joseph war wieder taub.
    »Franz Joseph!«
    »Was ist denn schon wieder?«
    »Feuer!«
    Er warf ihr das Feuerzeug in den Schoß. Wortlos.
    Maria sagte, nachdem sie sich gezwungenermaßen selbst bedient und einen erbitterten, tiefen Zug genommen hatte: »Danke.«
    »Bitte.«
    Das war kein Wechsel von Höflichkeitsfloskeln, sondern schon eher ein Schlagabtausch.
    Es blieb nicht lange still zwischen den beiden, und Maria war wieder zu vernehmen.
    »Mir wird es kühl.«
    »Habe ich dir nicht gesagt, daß du dir eine Strickjacke mitnehmen sollst? Habe ich dir das nicht gesagt?«
    »Eine Strickjacke zum Abendkleid – dieser Vorschlag konnte auch nur von dir kommen!«
    »Dann mußt du dich eben jetzt mit deinem Schal begnügen.« Sein Mund verzog sich spöttisch. »Lang genug ist er ja.«
    Das zitierte Stück wies in der Tat beträchtliche Ausmaße auf. Seine Enden reichten von den Schultern, um die sich Maria ihn gelegt hatte, bis hinunter auf den Sandboden. Trotzdem schien er den Anforderungen, die momentan

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