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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Augen für Karin, auf die sie eindrang. Karin wußte nicht, wie ihr geschah, erkannte jedoch das Furienhafte an der Feindin, die ihr rätselhafterweise urplötzlich erstanden war, und dachte nur noch an Flucht. Zurück konnte sie nicht mehr, dieser Ausgang des Pavillons war ihr durch Lola verstellt. Sie entwich also nach vorn, sah das Treppchen vor sich, das schon sechzehn Mädchen im Bikini erstiegen hatten, und rettete sich auf den Laufsteg. Dort oben war sie in Sicherheit.
    Das ging alles so schnell, daß auch Walter Torgau, wäre er in der Nähe gewesen, Karin nicht mehr am Betreten des Laufstegs hätte hindern können.
    Markwart packte Lola am Arm, riß sie von der Treppe zurück und stieß sie in den Pavillon hinein.
    »Laß mich!« fauchte sie, sich wehrend. »Laß mich, du Schwein!«
    Er hatte keine andere Wahl als die, ihr den Arm auf den Rücken zu drehen.
    »Willst du mich ruinieren?« keuchte er.
    »Jajaja!«
    »Und warum?«
    »Um dir dein abgekartetes Spiel mit der zu versalzen!«
    »Das ist kein abgekartetes Spiel. Ich bin selbst so überrascht wie du, daß sie auftaucht.«
    Lola hörte auf, sich losreißen zu wollen, und blickte ihn an.
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Frag sie selbst. Frag, wen du willst.«
    Der Zweifel in Lolas Gesicht wollte nicht weichen.
    »Sieh sie dir doch an«, fuhr er fort. »Sie hat ja nicht einmal eine Nummer für ihren Auftritt zur Verfügung.«
    Das stimmte. Verblüfft mußte Lola sich das widerstrebend selbst eingestehen.
    Auf dem Laufsteg tat sich Seltsames. Karin mußte anhalten, als sie die Stufen emporgesaust war und dann oben geblendet im grellen Licht des Scheinwerfers stand. Unten herrschte für sie momentan nur Dunkelheit. Karin konnte nichts und niemanden erkennen. Bin ich verrückt, fragte sie sich, was mache ich da überhaupt? Wenn mich Vater sehen würde – großer Gott!
    Aber zu jenem Gedanken an eine Korrektur des Geschehenen war es jetzt zu spät. Als Karin oben stand und der Kegel des Scheinwerfers sie erfaßte, gab es kein Zurück mehr.
    Die Ereignisse im Pavillon fanden ihren Abschluß darin, daß Lola, um sich selbst nicht ins Unrecht zu setzen, ihrem Johannes eine klatschende Ohrfeige verabreichte und sich laut heulend ins Innere des Pavillons flüchtete.
    Baron v. Senkrecht hatte die Situation noch nicht erfaßt. Er starrte auf das Mädchen auf dem Laufsteg und hätte, wenn man ihn nach seinem sizilianischen Abenteuer gefragt hätte, nur noch eine Miene der Geringschätzigkeit zeigen können. Das Ringen zwischen Markwart und Lola am Fuße des Treppchens entging ihm zwar nicht, er konnte es aber geistig nicht verarbeiten. Seine Wahrnehmungen wurden fast ausschließlich von Karin in Anspruch genommen.
    »Kolossal«, staunte er. »Sehen Sie sich das an, verehrter junger Freund – ein deutsches Mädchen von der besten Sorte.«
    Auch Manfred Barke gab zu: »In der Tat erstklassig.«
    Sogar Albert Sandrou zwang sich zu einem neuen Urteil, indem er sagte: »Très – très – très bien.«
    Gerne hätte er auch noch mit der Zunge geschnalzt oder sich in französischer Weise die eigenen Fingerspitzen geküßt, doch zu beidem befand sich der Tisch, an dem seine Gattin saß, in zu gefährlicher Nähe.
    Benito Romana vergaß sein Magendrücken, als er Karin auf dem Laufsteg erblickte. Zum Zeichen dafür, daß eine neue Situation für ihn entstanden war, flüsterte er nach allen Seiten, stimmte die Kapelle auf einen anderen Takt ein und hob sein Stöckchen zu dem Walzer ›Dunkelrote Rosen‹.
    Durch die Menge der Zuschauer ging ein Raunen. Mit einem Schlag besannen sich die Leute wieder darauf, weswegen sie hier waren. Witze blieben nur halb erzählt. Was man morgen machen wollte, interessierte plötzlich niemanden mehr. Einige Männer – jüngere – scheuten sich sogar nicht, sich von ihren Plätzen zu erheben und an den Laufsteg zu drängen, um das stumme Mädchen im Scheinwerferlicht besser sehen zu können.
    Karin stand sekundenlang mit geschlossenen Augen im grellen Lichtkegel, um sich an ihn zu gewöhnen. Dann hörte sie die Musik, blinzelte nach allen Seiten, zwang sich zu einem Lächeln, holte tief Atem und schritt über den Laufsteg, schritt die Bahn ab, die sie vielleicht, wie ihr urplötzlich einfiel, Meter um Meter bis in die Unendlichkeit hinein von Walter Torgau entfernte. Hoffentlich nicht, durchzuckte es sie.
    Dunkelrote Rosen …
    Wie oft hatte sie dieses Lied schon im Radio gehört – und nun ging sie bei dem Walzer selbst über eine

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