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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann es ihnen nicht übelnehmen. Ich hätte drei Wochen schweigen sollen. Nur mit Lora telefonieren. Aber kann ein Ed Burten drei Wochen lang still bleiben? Man kann einfach nicht aus seiner Haut heraus …
    Lora? Wo war Lora?! Holt sie mich nicht ab?
    Er drehte sich nach allen Seiten um, und da sah er sie neben Dr. Salomon stehen, jung, schön, die langen blonden Haare über einen Kaschmirmantel fallend, das Gesicht, das er drei Wochen lang im Traum gesehen hatte, in diesen drei Wochen zwischen Tod und Leben, die verkörperte Zärtlichkeit, die er über Tausende von Kilometern hinweg immer gespürt hatte. Da stand sie und wartete, bis sein Wutanfall verrauscht war. Welch eine Rückkehr ins Leben!
    Stumm hob Burten beide Arme und streckte sie nach Lora aus. Sie löste sich von Dr. Salomon, lief ihm entgegen, warf sich in seine Arme, und dann küßten sie sich, als wären sie allein in einem unendlichen, lautlosen Raum, und das Gefühl von Liebe und Geborgenheit war so stark, daß Burten die Tränen kamen, und sie tropften auf Loras Lippen, und sie saugte sie weg und sagte immer wieder: »Du bist wieder da … Du bist wieder da … Ich habe dich wieder … Ich habe immer für dich gebetet, jeden Tag.«
    »Ich habe auch gebetet«, sagte Burten leise. Dann umklammerte er Lora, drückte sein Gesicht an ihren Hals und weinte wirklich. Er weinte auch noch, als sie im Cadillac saßen und nach Hause fuhren.
    So still und einfach, wie sich Burten seine Rückkehr gedacht hatte, war sie nicht möglich. Für die gesamte Belegschaft aller im Konzern vereinigten Firmen gab es einen fröhlichen Nachmittag mit Bier, Büffet und Tanz – es waren immerhin rund vierzehntausend Menschen von der Ost- bis zur Westküste der USA. In New York lud Burten zu einem festlichen Dinner, engagierte das halbe Metropolitan -Orchester und ließ Verdi, Puccini und Wagner spielen.
    »Wenn ich das alles zusammenrechne, einschließlich des geklauten Portemonnaies, kostet mich meine neue Niere rund hundertzwanzigtausend Dollar«, sagte er zu Lora in einer Pause zwischen Dessert und Mokka mit Pralinen. »Wenn man bedenkt, daß ich bereit gewesen wäre, mein gesamtes Vermögen herzugeben, alle Firmen, mein Lebenswerk, so habe ich mir das Leben billig gekauft. Fast wie ein Sonderangebot in meinen Supermärkten. Lora, ich will eine Stiftung gründen für chronisch Nierenkranke. Vor allem aber möchte ich eins: Ich möchte dich heiraten.«
    »Ed.« Sie tastete nach seiner Hand. »Das sagst du so daher zwischen zwei Dinnergängen.«
    »Wie lange hast du darauf gewartet?«
    »Ich habe nie darauf gewartet. Ich bin glücklich mit dir, ob mit oder ohne Trauschein. Was ist er schon? Ein Stück Papier. Meine Liebe braucht keinen amtlichen Stempel.«
    Burten beugte sich zu ihr und küßte sie. Er dachte an die erste Nacht nach seiner Rückkehr aus Kalkutta, in der Lora in unbeschreiblicher Nacktheit aus dem Bad gekommen und zu ihm ins Bett geschlüpft war. Er hatte nach ihren Brüsten getastet, nach ihrem Schoß, er hatte sein Gesicht in ihre duftenden blonden Haare vergraben und ihre glatte Haut unter seinen Lippen gespürt, aber sonst lag er unbeweglich da und genoß die Wärme ihres Körpers. Als ihre Hand an ihm hinuntertastete, hielt er sie fest. »Dr. Bandas Rat«, flüsterte er mit stockendem Atem, »mindestens noch vier Wochen Ruhe.«
    Sie nickte und sagte: »Ich werde dir nicht weh tun, mein Schatz. Ich will nur bei dir liegen, ich will dich nur spüren. Es ist so schön, deine Liebe zu fühlen.«
    So lagen sie die ganze Nacht, ineinander verschlungen, schlaflos und glücklich, den anderen in sich aufnehmend schon durch den gemeinsamen Atem.
    Am nächsten Morgen nahm Burten seine Arbeit wieder auf. An vier Wochen Erholung auf den Fidschi-Inseln dachte er nicht mehr – ein Edward Burten konnte sich auch mit einer neuen Niere nicht ändern.
    Tawan hatte seinen vorläufigen Lebensrhythmus gefunden: um 7 Uhr früh aufstehen, Morgentee, Vinja in die Schule bringen, zwischen 10 und 12 Uhr auf der ›Arbeitsstelle‹ im Flughafen, Fahrt zur Bank zum Einzahlen, Vinja von der Schule abholen, Mittagessen, eine Stunde Ruhe, bummeln mit Vinja durch die Stadt und einkaufen, jeden Samstag Besuch bei Major Dakhin und Ablieferung des Zehn-Prozent-Anteils, Abendessen und um 20 Uhr eine Unterrichtsstunde bei Lehrer Dupar Dasnagar. Auf dem Rückweg ein Zwischenstop in einem englischen Pub und ab und zu der Besuch in einem Bordell. Schließlich war Tawan ein gesunder Mann,

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