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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er Orangensaft. Ich schickte Vinja mit einer Karaffe hinauf, und plötzlich hörte ich sie schreien, sie stürzte die Treppe herunter, schrie um Hilfe, und der Mann folgte ihr, holte sie ein, schlug ihr ins Gesicht und wollte sie wieder die Treppe hinaufzerren. ›Du Sau!‹ habe ich ihn angebrüllt. ›Laß sie sofort los!‹ Aber er ließ Vinja nicht los, er trat mir in den Bauch und begann, Vinja zu würgen. Da bin ich in die Küche, habe ein Messer geholt, habe mich auf ihn gestürzt und ihm das Messer irgendwo in den Körper gestoßen. Aber das reichte ihm nicht. Einen Augenblick ließ er Vinja los und wollte dann wieder nach ihr greifen, aber Vinja war schneller, lief in die Küche, holte das breite Fleischmesser –«
    »Ich habe in sein Herz gestochen.« Vinja umklammerte Tawan. Ihr Körper war ein einziges Zittern. »Ich habe es getan. Ins Herz – war das richtig so, Onkel Tawan?«
    »Du hast es gut gemacht, Vinja.« Er drückte sie an sich.
    Sangra wischte sich über das fette Gesicht und blickte wieder auf den Toten. »Er ist dann«, sagte sie stockend, »auf sein Zimmer gelaufen und dort zusammengebrochen. Wir sind ihm nachgelaufen, wir wollten ihn ja nicht töten, er sollte nur Vinja loslassen.«
    »Nein!« Vinja machte sich aus Tawans Armen frei. Ihre schwarzen Augen glänzten von einer Wildheit, die Tawan zum ersten Mal an ihr sah. »Nein! Ich wollte ihn töten! Onkel Tawan, du hast immer gesagt: ›Wenn dich ein Mann angreift, wehre dich bis aufs Blut.‹ Ich habe geblutet, er hat mich blutig geschlagen, da mußte ich ihn töten.«
    »Ich hätte es auch getan. Aber warum seid ihr noch in diesem Zimmer?«
    »Wir haben auf dich gewartet.«
    »Hier? Bei dem Toten?«
    »Er war ein Mensch, Tawan.« Sangra stieg über den verkrümmten Körper hinweg und raffte dabei ihr Kleid. »Ein böser Mensch, aber ein Mensch. Wir haben die Totenwache gehalten.«
    »Und nun?« Tawan setzte sich auf das Bett.
    »Das fragen wir dich. Wohin mit dem Toten? Willst du immer noch die Polizei rufen? Vinja hat ihn erstochen.«
    »Sie werden mir Vinja wegnehmen«, sagte Tawan dumpf.
    »Das werden sie.« Sangra zeigte auf die Leiche. »Er muß weg, verschwinden. Natürlich wird ihn seine Familie vermissen, sie werden ihn suchen, aber er wird nicht gesagt haben, wohin er gegangen ist.«
    »Und die vornehme Dame?«
    »Sie wird bestimmt schweigen.«
    »Aber sie wird zu dir kommen und fragen, wo er geblieben ist.«
    »›Er hat kurz nach Ihnen das Hotel verlassen‹, werde ich antworten. ›Er hat noch einen Orangensaft getrunken und ist dann gegangen.‹ Wer will mir das Gegenteil beweisen?«
    »Wir müssen ihn fortschaffen.«
    »Wohin?«
    »Ich werde ihn im Bambusgarten begraben!«
    »In meinem Garten?« schrie Sangra auf. »Ich soll mit einem Toten zusammenleben? Ich soll auf meiner Bank in der Sonne sitzen, und unter mir liegt ein Ermordeter?«
    »Es ist unmöglich, ihn aus dem Haus zu bringen. Hunderte würden uns sehen. Diese Straße schläft nie. Es bleibt nur der Garten übrig, Sangra.«
    »Allein der Gedanke, daß –«
    »Wir werden Blumen über ihn pflanzen«, unterbrach Tawan sie. »Es werden die schönsten, üppigsten Blumen werden. Du wirst dich daran gewöhnen – man kann sich schnell an etwas gewöhnen. Wie schnell habe ich mich daran gewöhnt, ein reicher Mann zu sein.«
    »Bist du schon ein reicher Mann, Onkel Tawan?« fragte Vinja. Sie stieg unbefangen und ohne Scheu über die Leiche hinweg und kam zu ihm ans Bett. Tawan bewunderte ihren Gleichmut und war in gleichem Maße entsetzt über die Gefühllosigkeit dieses nun bald neunjährigen Mädchens, das einen Menschen erstochen hatte. »Wann bauen wir unser Haus?«
    »Darüber werden wir noch sprechen.«
    Sangra wuchtete ihren dicken Körper zur Tür. »Wann willst du ihn begraben?«
    »Sofort. Laß mich jetzt mit ihm allein.«
    »Komm, meine Kleine.« Sangra stieß die Tür auf. »Gehen wir. Ich koche eine Kanne Tee. Ein so schönes Abendessen habe ich gemacht, und jetzt wird es keiner essen.«
    »Ich doch.« Vinja beugte sich über den Toten. »Ich habe Hunger.«
    Mit einem Schauder sah Tawan, wie Vinja beide Messer aus dem Körper zog, als hebe sie ein Spielzeug auf. Dann folgte sie Sangra hinunter zur Küche; sie hüpfte die Treppenstufen hinunter, als sei es ein lustiges Spiel.
    Die halbe Nacht hindurch brachten sie das Haus wieder in Ordnung. Sangra und Vinja verbrannten ihre blutigen Kleider und badeten und schrubbten sich ab, bis der letzte Flecken des

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