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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in ein paar Jahren anders – heute, 1980, kann man sein Leben nur in einer medizinischen Lotterie gewinnen.«
    »Und du hast gewonnen, Liebling.«
    »Nein, ich habe bezahlt und die Getriebe geschmiert.« Burten ging auf die Terrasse hinaus und setzte sich in eine Hollywood-Schaukel. Er ließ sich ein paarmal hin und her schwingen, bremste dann mit beiden Füßen und sagte: »Und ich werde mir auch eine neue Niere kaufen. Eine menschliche Niere, die man in mich überpflanzt. Alle sagen: ›Es ist unmöglich. Sie können keine neue Niere bekommen!‹ Ich werde es ihnen beweisen: Edward Burten kauft eine gesunde Niere!«
    Wie die Laborwerte von Harnstoff und Kreatinin zeigten, mußte Burten wirklich dreimal in der Woche zur Dialyse. Dafür verringerte sich die Blutwäsche von fünf auf drei Stunden, was ihm angenehmer war, als nur zweimal in der Woche, aber dann fünf Stunden an den Schläuchen zu hängen.
    Lora begleitete ihn in diesen Nächten immer nach New Jersey, sie fuhr auch oft den Wagen, wenn Burten abgespannt aus seinem gläsernen Büro kam. Er ermüdete schneller als früher und nahm zehn Kilo Gewicht ab, aber er war glücklich, wenigstens in dieser Form weiterleben zu können. Von Hynes hörte er nichts mehr. Der Traum von der eigenen künstlichen Niere schien nicht in Erfüllung zu gehen.
    »Abwarten!« sagte Dr. Salomon. »Nicht drängeln. Hynes muß erst aus der Produktion einen Apparat als schadhaft herausziehen, ohne einen Mitwisser einzuweihen. Das ist ein wahres Kunststück. Eher kannst du auf der Bühne einen Elefanten verschwinden lassen als so einen komplizierten und von vielen Fachaugen bewachten Dialysator. Aber du wirst sehen, plötzlich ist er vor der Tür.«
    Mit Dr. Hippler verstand sich Burten prächtig. Dr. Hippler war ein schwerer, gedrungener Mann mit hellblauen Augen und einer tiefen, dröhnenden Stimme, als sei er einmal ein Opernbaß gewesen. Er flößte sofort Vertrauen ein; seine Privatpatienten begannen oberhalb der Fünfhundert-Millionen-Klasse und empfahlen seine Klinik quer durch die Staaten.
    Burten verstand sich so gut mit Dr. Hippler, daß er eines Nachts zu ihm sagte: »Doc, eine Frage: Hat es Sinn, mir eine neue Niere zu implantieren?«
    »Wenn Sie eine bekommen, selbstverständlich.«
    »Ich werde eine Niere bekommen.«
    »Das glaube ich nicht. Die gibt es nicht im Ersatzteilhandel.« Dr. Hippler schüttelte den Kopf. »Es gibt zu wenig Organspender. Es ist noch nicht in das Bewußtsein der Menschen eingedrungen, daß ein Toter mehrere Kranke retten kann und wertvolle Organe, die wir brauchen könnten, in der Erde verfaulen. Ob jemand mit oder ohne seine Nieren begraben wird, ist heute noch eine moralische und religiöse Frage – eine viel höhere Moral wäre es zu sagen: Er ist tot, aber er kann immer noch anderen Menschen helfen. Das wäre wahres Christentum. Und hier versagt die Kirche. Lieber eine vollkommene Leiche als gefährdetes Leben retten.«
    »Ich finde einen Weg, Doc!« sagte Burten mit fester, überzeugender Stimme. »Auf unserer großen Welt wird es doch irgendwo eine neue Niere geben.«
    Tawan Alipur wurde ungeduldig.
    Zwar hatte ihm Chandra Kashi hundert Rupien Anzahlung gegeben – was sind für Chandra Kashi schon hundert Rupien? –, aber es schien so, als habe er das Geld geopfert und könne Tawans Niere doch nicht gebrauchen. Der Vorschuß war trotz aller Bescheidenheit verbraucht, Vinja saß wieder auf ihrer schmutzigen Decke vor der Bank und zeigte ihren zehenlosen linken Fuß, einen Blechteller vor sich, in den mitleidige Menschen ihre Münzen warfen; aber was sie täglich einnahm, reichte kaum dazu, satt zu werden.
    Tawan überlegte, ob er wieder im Hafen arbeiten solle, aber immer, wenn er Vinja genauer ansah, überfiel ihn die Angst, sie könne in seiner Abwesenheit von einem Mann mißbraucht werden. Sie war für ihre sieben Jahre eine wirkliche Schönheit, eine noch geschlossene Lotosblüte, die, wenn sie sich einmal entfalten würde, ein Zauber der Natur werden konnte.
    »Ich besuche für eine Stunde einen Freund«, sagte er zu Vinja, die jeden Vorbeigehenden mit ihren großen braunen Augen anbettelte. »Bleib hier sitzen und geh mit niemandem mit. Sag immer: ›Mein Onkel kommt gleich, der schneidet dir die Kehle durch.‹ Hörst du, Vinja? Laß dich nicht mitnehmen, auch wenn man dir hundert Dollar bietet.«
    »Ich werde tun, was du sagst, Onkel Tawan«, antwortete Vinja. »Geh nur und habe keine Angst um mich.«
    Tawan leistete sich eine

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