Der verletzte Mensch (German Edition)
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§ 7 „Du bist wirklich nett“ nach dem ersten Rendezvous. „Wir müssen uns unbedingt wiedersehen“ nach dem zweiten Rendezvous, der andere: „Schauen wir mal.“ „Ich liebe dich auch“ nach der ersten Liebesnacht, „Lass uns Freunde bleiben“ nach dem Schlussmachen.
Bei Menschen, die sich vor allem über ihr öffentliches Ansehen definieren, kann eine Demütigung oder gar eine Rufschädigung ungeheure Revanchegelüste auslösen. Vor noch gar nicht so langer Zeit sahen sich Männer dann verpflichtet, ihre Ehre mit der Waffe in der Hand wiederherzustellen. Manchmal reichte ein einziges Wort, um eine menschliche Tragödie mit historischen Folgen auszulösen.
Wie ein unbedachtes Wort zwei Menschen vernichtete
Am Morgen des 11. Juli 1804 wurden Aaron Burr und Alexander Hamilton in getrennten Booten über den Hudson an eine abgelegene Stelle in der Nähe von Weehawken, New Jersey, gerudert. Dort wechselten sie nach den herkömmlichen Duellregeln auf zehn Schritt Entfernung Pistolenschüsse. Hamilton wurde in die rechte Seite getroffen und starb am darauf folgenden Tage. Burr blieb zwar unverletzt, stellte aber fest, dass sein Ruf eine ebenso tödliche Verletzung erlitten hatte. Diesem Duell, dem berühmtesten in der amerikanischen Geschichte, fielen beide Teilnehmer zum Opfer.
Warum dieses Duell für nachhaltigere Diskussionen unter US-Historikern sorgte als die in Europa weit bekannteren Pistolenhelden wie Jesse James oder Billy the Kid, ist schnell erklärt: Aaron Burr war der amtierende Vizepräsident der Vereinigten Staaten und Alexander Hamilton der ehemalige Handelsminister. Die zweite Frage ist weit komplexer: Warum erschien zwei der prominentesten amerikanischen Staatsmänner ein Duell im Morgengrauen, das illegal war und daher sowohl ihr Leben als auch ihre Karrieren gefährdete, als einzig möglicher Ausweg? Hatte einer den anderen mit dessen Frau betrogen? Waren sie Konkurrenten um das Amt des Präsidenten? Mitnichten. Keiner der beiden Männer hatte eine nennenswerte politische Zukunft vor sich. Es war ein einziges Wort in einem Brief eines Dritten, der in der wenig bekannten Zeitung „Albany Register“ abgedruckt wurde.
„Ich könnte Ihnen eine noch verächtlichere Meinung mitteilen, die General Hamilton über Mr. Burr geäußert hat.“ Dieses eine Wort „verächtlich“ löste eine der größten menschlichen und politischen Tragödien der USA aus. Der Historiker Joseph J. Ellis dokumentiert in seinem Buch über die Gründergeneration der USA „Sie schufen Amerika“, wie der Ehrenkodex jener Zeit zwei Menschen, die sich nicht besonders mochten, aber keineswegs Todfeinde waren, in eine wechselseitige Eskalation hineintrieb. Es ging um Verleumdungen, gekränkten Stolz, Fragen des Gewissens und des Charakters. Am Ende standen sie sich mit scharfen Pistolen auf einem kleinen Felsen gegenüber. Alexander Hamilton verstarb innerhalb eines Tages qualvoll an der Schussverletzung. Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten Aaron Burr verlor sein Amt und musste flüchten.
Lange Zeit wurden Duelle als Zeichen des ehrenhaften, wenn auch illegalen Wettstreits gesehen, gehüllt in den Schleier aristokratischen Zaubers und gekleidet in mittelalterliche Ritterlichkeit. In der vorindustriellen Zeit wurde gar jeder dritte junge Mann bei einem Kampf zwischen Männern getötet. Fast immer ging es dabei darum, durch einen „Gesichtsverlust“ nicht seinen Ruf und damit seinen sozialen Status zu verlieren. Tötete man dagegen seinen Widersacher im Kampf Mann gegen Mann, dann konnte man durchaus sein Ansehen weiter steigern.
In Wirklichkeit waren Duelle immer ein pathologisches Ritual, indem selbst ernannte Gentlemen in kindischer Zurschaustellung ihrer beiderseitigen Unsicherheit aufeinander schossen. Dessen sollten wir uns auch immer bewusst sein, wenn wir wieder einmal meinen, dass die Demütigung, die uns ein anderer zugefügt hat, nicht ungesühnt bleiben darf. Das hilft uns, rechtzeitig zu erkennen, dass wir uns sicher nicht in ein wackeliges Boot setzen werden, um einen Rachefeldzug zu starten, egal, was jemand auch immer über uns gesagt haben mag. Die Waffen des 21. Jahrhunderts sind andere als im Jahr 1804, unsere emotionalen Reflexe sind oft noch dieselben.
Gesteuert von unseren Urinstinkten: Angriff, Flucht und sich tot stellen
Es gibt drei mögliche Reaktionen, mit denen ein Mensch auf Kränkungen
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