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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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rappelte sich auf und wischte sich mit dem Arm über den Mund, um den bitteren Geschmack von Galle zu vertreiben, der plötzlich in ihm aufstieg.
    Während sich die Flammen über den Dächern des Dorfes ausbreiteten, rannte Made über die Felder davon. Es war keine Flucht. Er rannte nur, um Pisqueto zu finden. Er rannte, um sich selbst zu finden.

Kapitel 17

    Sinnglas und Pisqueto saßen mit gekreuzten Beinen vor einem kalten Feuer, abseits der übrigen Männer. Made kauerte auf Trollart neben ihnen. Er kratzte sich unterm Arm, kratzte sich am Unterleib und schnupperte in der Nachtluft nach Aas oder sonstigen Gerüchen. Die Abenddämmerung mit ihrem Versprechen von Dunkelheit und Nacht beruhigte ihn.
    »Diesmal werde ich mich beweisen«, sagte Pisqueto zu Sinnglas.
    »Du hast deinen Mut nun schon viele Mal gezeigt«, erwiderte Sinnglas. »Keiner zweifelt an dir.«
    In den Wochen seit dem ersten Überfall hatte ihr Kriegertrupp noch mehrere andere Gehöfte angegriffen. Diese anderen Siedlungen wurden gut verteidigt, und obgleich beide Seiten Beleidigungen austauschten wie Trolle vor einem Ringkampf, hatten die Angreifer keinen Sieg davongetragen. Da die Überfälle erfolglos verlaufen waren, gaben die Krieger den Männern aus Damaquas Dorf und vor allem Sinnglas die Schuld daran, den Krieg überhaupt angezettelt zu haben, und hielten sich von ihnen fern. Made war froh, dass er niemanden mehr töten musste, als die Überfälle fehlschlugen, Pisqueto aber hatte bei jedem Gefecht sein Leben riskiert und war vor den tödlichen Pfeilen der Eindringlinge herumgetanzt, um sie zu verhöhnen.
    Nachdem Sinnglas und Pisqueto ihre kleine Mahlzeit beendet hatten, schrubbten sie ihre Zähne mit grünen, gerippten Schilfblättern, die sie aus dem Fluss geholt hatten. Made nahm ebenfalls ein Schilfblatt und machte es ihnen nach.
    »Ich habe gezeigt, dass ich die Männer des Löwen nicht fürchte«, sagte Pisqueto. »Aber ich muss noch beweisen, dass ich ihnen auch Schaden zufügen kann.«
    Sinnglas seufzte. »Ich muss unserer Mutter bereits sagen, dass einer ihrer Söhne seine Knochen in einem fremden Land gelassen hat. Bitte zwing mich nicht, ihr diese Nachricht zweimal zu überbringen, kleiner Bruder.«
    Pisqueto wandte den Kopf ab und rieb sich mit der Handfläche über die Augen. Die eiserne Pfeilspitze hatte Keekyus Schädel durchbohrt und ihn als einzigem bei diesem Überfall das Leben gekostet. Zumindest, wenn man nur Sinnglas’ Leute zählte, dachte Made. Von den Bewohnern der Siedlung hatte keiner überlebt.
    Er blähte die Nasenflügel und versuchte erneut, Witterung aufzunehmen.
    Mit einem neuerlichen Seufzen wandte sich Sinnglas an Made. »Es gibt zwei Welten, eine sichtbare und eine unsichtbare. In welcher wandelst du, mein Freund?«
    »Was meinst du damit?«, fragte Made.
    »Es gibt eine Welt des Sichtbaren - du, ich, der Baum, die Steine. Das ist die Welt, durch die ich gehe. Dann gibt es noch die Welt des Unsichtbaren.« Er schniefte übertrieben laut und äffte Made nach. »Dein Geist, meiner, der Geist des Baums, des Steins. Manchmal ist unser Körper an einem Ort, unser Geist jedoch an einem anderen, wo er die Dinge der Geisterwelt sieht. Gelapa, der Zauberer unseres Dorfes, verbringt die meiste Zeit in dieser unsichtbaren Welt. Er sagt, die Medizinwasser der Eindringlinge bringen ihn dorthin. Ist er dort, ist es ihm möglich, das Unsichtbare zu sehen… «
    »Hmmm?«, fragte Made.
    »Die Geister der Toten. Das Wetter, ehe es heranzieht.«
    Made fuhr fort, sich die Zähne zu putzen. »Nein, ich rieche mehr als ich sehe. Heute riecht die Luft falsch. Scharf, nach Regen, aber ohne Wolken am Himmel.«
    »Hm. Gelapa ist ein Zauberer der unsichtbaren Welt.« Sinnglas schürzte die Lippen und hob das Kinn in Richtung der Zaubersteine an Mades Brust. »Dies sind die Waffen eines Zauberers aus der Welt des Sichtbaren. Ist es das, was du bist?«
    »Nein.« Made schüttelte entschieden den Kopf. Er stellte fest, dass er häufig nein sagte, obwohl er die Sprache immer besser beherrschte. »Diese Steine erinnern mich nur an jemanden.«
    »Ich frage aus folgendem Grund«, erklärte Sinnglas. »In meinen Augen sieht unsere Situation düster aus. Ich bin von den Kriegsräten ausgeschlossen. Diese werden von alten Männern kontrolliert, die noch zu sehr in den alten Wegen denken.«
    »Und das ist schlecht?«
    »Das wird sich als sehr schlecht erweisen.«
    Ein Stück des Schilfhalms war abgebrochen und in Mades Backenzahn

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