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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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wurde leise. »Ich möchte nicht, dass sie mich so sehen. Wenn ich so zurückkehre, zu verkrüppelt, um zu gehen oder mich zu verteidigen, werden sie mich für immer als Krüppel sehen und nie mehr als gesunden Mann.«
    Made erhob sich und streckte die Beine. »Jetzt, bald.«

    *

    Kühles Wetter brach an. Wie die Könige der Ernte zogen die beiden Männer durch das verlassene Tal. Äpfel und Birnen stapelten sich in großen, braunen Haufen unter verwilderten Bäumen, begleitet vom ständigen Summen der Bienen, die wie betrunken waren vom süßen Nektar der Fäulnis. Dennoch konnten sie das, was sie aßen, stets frisch von den Bäumen pflücken. Und nun, da der Löwe tot war, Sinnglas und seine Jäger fortgezogen und die Wölfe dem Heer des Barons gefolgt waren, gab es auch wieder Fleisch. Die Rehe waren in der Brunft, angriffslustig, unvorsichtig und voller Übermut, weil sie von ihren gewohnten Feinden befreit waren. Made konnte sie ohne Schwierigkeiten erlegen. Bran kam zu Kräften, und Mades Unruhe wuchs.
    Eines Tages suchten sie weit entfernt von ihrem Unterschlupf nach etwas zu essen, als Made am Horizont den Rauch eines Lagerfeuers entdeckte. Eilig versuchte er Bran, in diese Richtung zu ziehen. »Deine Leute. Wir gehen zu ihnen.«
    »Nein«, sagte Bran bestimmt.
    »Warum? Ist gut, deine Leute. Ist Portia.«
    »Keine Portia«, antwortete Bran. »Das wird das Heer sein, auf dem Weg zu Custalos Dorf, um die Wintervorräte zu vernichten. Wir wollen nicht dorthin. Und Frauen werden sie auch nicht dabei haben.«
    »Es ist Zeit für uns, bald gehen«, sagte Made.
    »Bald«, sagte Bran und trieb Made schnell zu ihrem Schlupfwinkel zurück.
    Am nächsten Morgen hatte sich der Tau in knisternden Frost verwandelt. Als sie aus ihrem Bau krochen, schüttelte der Wind die roten und gelben Blätter von den Bäumen.
    »Es ist Zeit für uns zu gehen«, sagte Made. »Heute.«
    »Noch nicht«, erwiderte Bran. »Ich will nicht, dass sie mich in diesen armseligen Gewändern aus Rehhäuten sehen. Wenn ich wie ein Bettler in die Stadt komme, werden sie mich immer als… «
    Made bellte seine Verachtung laut heraus. Und während um ihn herum die toten Blätter durch die Luft wirbelten, marschierte er alleine ins Tal, auf der Suche nach Portia, der Frau.

Kapitel 22

    Made rannte über die Hügel in Richtung Fluss. Ihm war, als würde der Wind einem Sturm vorauseilen wie ein Rudel Rehe, das vor einer Großzahnkatze flieht. Schnuppernd versuchte er, den Geruch eines Unwetters einzufangen, und beobachtete den Himmel im Süden, um zu sehen, ob er Wolken mit sich brachte. Er wollte nicht von einem Sturm überrascht werden. Als er den Fluss erreichte, war sein Zorn verflogen.
    Bran war sein Freund. Bran kannte Portia. Bran hatte Zeit gebraucht, um seine Wunden auszuheilen, und sie waren geheilt. Nun wollte er Menschenkleider, so wie ein Troll seinen eigenen Geruch tragen wollte, wenn er zu seiner Horde zurückkehrte. Also würde Made Menschenkleider für ihn finden.
    Indem er die Spuren vom Vortag zurückverfolgte, entdeckte Made den Weg des Heers und folgte ihm Richtung Süden. Noch vor Einbruch der Dunkelheit hatte er die Soldaten eingeholt und kletterte an einem Hang über ihnen auf einen Baum, um sie zu zählen. Es waren viele, viele Faustvoll, fast zweihundert Männer - mehr als in Custalos beiden Dörfern lebten.
    Sie marschierten ohne Pause bis zur Dämmerung. Dann stellten sie hastig ein paar Zelte auf oder warfen Decken auf den Boden. Nach vielen leisen, unverständlichen Gesprächen, ein paar Ausbrüchen von schallendem Gelächter und einigem angestrengten Grunzen legte sich das ganze Lager zum Schlafen nieder. Made versteckte sich in der Nähe und kundschaftete den Standort der Wachposten aus, als er eine einzelne Gestalt aus dem Lager eilen sah.
    Made folgte ihr vorsichtig, bis sie im Schatten einiger Bäume verschwand. Vorsichtig kroch er auf dem Bauch näher heran. In der Dunkelheit entpuppte sich eine Erhebung unter einem Baum als ein Soldat, der sich in eine Decke gerollt hatte.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sonst niemand mehr so spät unterwegs war, schlich Made zu dem Mann und griff an. Mit einer einzigen, schnellen Bewegung setzte er sich rittlings auf den Schlafenden und verschloss ihm mit der Hand den Mund.
    Als der Mann sich heftig wehrte, drückte Made ihm das Messer gegen den Hals. Er erstarrte.
    »Zieh Kleider aus«, sagte Made in Brans Sprache. Der Mann versuchte, sich zu bewegen, aber Made

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