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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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beiseite, bekam die Amme zu fassen und konnte gerade noch den Füßen des Mammuts ausweichen, das wild brüllte und sich immer wieder auf eine Seite neigte.
    Die Soldaten, ohnehin schon nervös, waren drauf und dran, die Amme aus Yvons Umklammerung zu retten. Doch sie schlang den Arm um ihn und schluchzte, während Claye aus Mitgefühl ebenfalls zu weinen begann. »Es war schrecklich«, heulte sie. »Ich bin verflucht. Alles, was ich tue, ist verflucht!«
    Bei diesem Ausruf schlugen mehrere Soldaten hastig das Zeichen zur Fluchabwehr. Yvon hätte es ihnen gleichgetan, doch Xaragittes Knie gaben nach, und er brauchte beide Hände, um sie aufrecht zu halten. Ein Soldat kam auf sie zu. Ein kurzer Blick nach unten verriet Yvon, dass sein Kurzschwert unter seinem Umhang hervorschaute. Er reckte die Schultern und schob die Kutte zurecht, um es wieder zu verbergen. Der Soldat zögerte, nun unsicher geworden.
    Ein anderes Mammut grollte dicht hinter Yvon, und eine Stimme ertönte, herrschaftlicher und befehlender als Yvon es je gehört hatte.
    »Ist die Herrin verletzt?«
    Xaragitte hörte auf zu weinen, obgleich noch ein letztes Zittern durch ihren Körper zog, und ging sofort einen Schritt von Yvon weg. Dieser drehte sich um und erstarrte. Selbst die Augen des Säuglings wurden groß, und sein Weinen verwandelte sich in einen Schluckauf. Vor ihnen stand der junge Baron Culufre, auf einem Kriegsmammut reitend, das eines Königs würdig gewesen wäre. Wenn nicht gar eines Gottes.
    Er sieht aus wie die Kaiserin, dachte Yvon.

Kapitel 4

    Clayes Tränen trockneten rasch, und er streckte die Hand nach dem Mammut des Barons aus: »Mahmah!«
    Es ragte vierzehn Fuß vor ihnen auf, vom Rüssel bis zum Schwanz in Rüstung und Kettenhemd gehüllt, die mit Smaragden und weniger kostbaren Edelsteinen besetzt waren. Schwerter, viel zu groß, als dass ein Mann sie führen könnte, schmückten seine Elfenbeinhauer. Der Baron stand hinter dem Treiber, scheinbar mühelos, ohne sich festzuhalten. Seine Rüstung ähnelte der des Mammuts, auch er trug Juwelen an Brust und Helm, doch selbst die Smaragde glänzten nicht so prächtig wie seine strahlend grünen Augen. Sein Haar war zu vielen kleinen Zöpfen geflochten, die wieder zu einem größeren Zopf zusammengebunden waren, als würde er eine ganze Armee von Rittern verkörpern - ganz der Macht eines Barons entsprechend.
    »Ist die Herrin verletzt?«, wiederholte er mit seiner tiefen Stimme.
    »Sie hat sich erschreckt, das ist alles«, erwiderte Yvon, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. Unwillkürlich tastete seine Hand nach seinem verborgenen Schwert, aber er wusste, dass er den Baron niemals treffen und töten könnte, nicht hier, ganz zu schweigen von einer Chance, nach der Attacke lebend zu entkommen. Sein Nacken juckte. Da fiel ihm sein fehlender Zopf ein, und er neigte rasch sein kahles Haupt und fügte hinzu: »Eure Erhabenheit.«
    »Du dientest ihr und dem Kind gut, indem du sie gefangen hast. Wie dienst du Uns?« Der kaiserliche Plural.
    Yvon kamen Zweifel, ob die Ähnlichkeit mit der Kaiserin zufällig war. Doch ehe er antworten konnte, tauchte Sebius neben ihm auf, wie eine lästige Blase nach einem Fußmarsch. »Das ist der Mann, von dem ich dir heute morgen erzählte, Bruder. Bran, ein Bauer aus diesem Tal.«
    Bruder?
    Yvon sah genauer hin und erkannte nun die Ähnlichkeit in ihren Gesichtern und ihrer Statur. Es war schon zu lange her, seit er die Kaiserliche Stadt besucht oder die brackigen Fluten ihrer Gerüchte verfolgt hatte: Gehörten diese beiden zu den Söhnen der Kaiserin? Oder waren sie nur bevorzugte Neffen, Kinder ihrer Schwester? Nun, sie schienen zweifellos für große Dinge auserkoren, wenn man einen so jungen Burschen mit der betagten Lady Gulufre verheiratet hatte. Yvon hätte sein Schwert darauf verwettet, dass die nächste Frau des Barons eine vielversprechende junge Tochter aus einem unbedeutenderen Haus sein würde, die dann den Titel der Culufres erbte. Das erklärte auch, warum Sebius erst seit kurzem zu den Eunuchen gehörte. Ein Mann besaß nur das, was er für Jagd oder Krieg bei sich trug, doch ein Eunuch verfügte über die gleichen Besitzrechte wie eine Frau, und damit wären die Geschenke der Kaiserin an Sebius auch dem jungen Baron Culufre zugänglich. Möglicherweise war Sebius sogar diejenige, die höher in ihrer Gunst stand.
    Lord Gruethrists Aussichten auf einen Sieg schwanden damit erheblich.
    »Ah, ja, Wir entsinnen Uns«, erwiderte

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