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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beruhigende Nachricht hörte.
    »Dann sind ja alle Probleme gelöst! Wir fangen nur mal eben sämtliche Vicuñas im Altiplano ein, schlachten und häuten sie, und basteln aus ihren Häuten lange, reißfeste Schnüre, an die sich zweitausendsechshundertundzwanzig Personen hängen können. Die haben vorher eine so große Menge Schotter herbeigeschafft, daß sie genausogut den Berg Illimani hätten bedecken können, dazu die Tausende von Litern Wasser, die nötig sind, um den Kies zu befeuchten. Dann brauchten sie sie nur noch an die achtzig oder hundert Kilometer weit über den rutschigen Lehmboden zu schleppen. Nur daß es von diesen mehr als zehn Tonnen wiegenden Brocken in Tiahuanaco ja nicht nur einen, sondern Tausende gibt.« Er seufzte noch einmal und stocherte dann seelenruhig weiter in der Glut. »Vollkommen problemlos. Alles klar.«
    »Das erinnert mich an diese Hollywoodfilme«, sagte ich, »wo Tausende von jüdischen Sklaven unter Peitschenhieben die Felsbrocken für den Bau der ägyptischen Pyramiden heranschleppen.«
    »Also, das ist sowieso falsch«, sagte Efrain. »Neuesten Erkenntnissen zufolge gab es in Ägypten gar keine Sklaven.«
    Ich achtete nicht mehr auf Efrains Worte. In meinem Kopf riß Charlton Heston als Moses in Die zehn Gebote dem ägyptischen Sklaventreiber die Peitsche aus der Hand und drosch auf die Sklaven ein.
    »Aber diese Kalkulation mit den zweitausendsechshunder-tundzwanzig Mann kann man doch nicht auf die hundert Tonnen Fels in Tiahuanaco übertragen, oder?« fragte Lola unsicher.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Marta. »Diese Berechnungen erklären schließlich weder den Transport von hundert Tonnen Gestein noch den von zweitausendsechshundertundzwanzig Mann. Nicht mal den von fünfzig oder dreißig der Steine. Es ist bloß eine Hypothese. Allerdings die am weitesten akzeptierte, mangels Alternativen. Wirklich davon überzeugt ist niemand.«
    »Also«, schloß meine Lieblingssöldnerin nachdenklich, »wenn eh niemand weiß, wie sie transportiert wurden, könnten sie doch
    genausogut auch in den Dschungel befördert worden sein.«
    »Na ja, zumindest hoffen wir das«, pflichtete Marta ihr lächelnd bei.
    »Warten wir ab«, murmelte ich mit einem gespielten Gähnen.
    »Es ist nicht mehr weit, mein Freund«, sagte Efrain im Brustton der Überzeugung.
    Es war tatsächlich nicht mehr weit. Nachdem wir uns am Sonntag und am Montag mühselig mit der Machete vorwärtsgekämpft hatten durch das Dickicht der biegsamen und doch holzigen Stengel von Schlingpflanzen, die die Bäume bedrohlich umarmten, wurde das Unterholz am Dienstag vormittag allmählich lichter. Die Baumstämme rückten so weit auseinander, daß wir ohne Machete vorankamen. Die Sonne schien wieder ungehindert durch die hohen Wipfel, und ihre Strahlen berührten den Boden, so daß uns das Laufen Freude machte. Vor uns schienen sich breite, freie Wege abzuzeichnen, die als enge Breschen begannen, sich dann zunehmend öffneten und in einen immer lichteren Wald führten.
    Plötzlich stolperte ich über etwas. Ich breitete die Arme aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und fing mich gerade noch an Efrains Rücken ab.
    »Arnau!« rief Marta, die mich an meinem Rucksackriemen aufhielt.
    »Beinahe hätte ich mir den Hals gebrochen«, fluchte ich, den Boden dort ab suchend, wo ich den Halt verloren hatte. Die spitze Kante eines eindeutig von Menschenhand bearbeiteten Steins ragte aus dem Boden. Alle bückten sich, um ihn in Augenschein zu nehmen.
    »Wir sind ganz in der Nähe«, wiederholte Efrain triumphierend.
    Kaum fünfzig Meter weiter stießen wir auf eine niedrige, mit dichtem grünen Moos bewachsene Mauer aus großen Steinen,
    die ähnlich ineinandergefügt waren wie die von Tiahuanaco. Das Gebrüll einer Affenfamilie schreckte uns auf.
    »Wir sind am Ziel«, verkündete Lola und kam nach vorne, um sich neben mich zu stellen.
    »Und die Yatiri?« wollte Marta wissen.
    Neben den Geräuschen des Waldes war kein Laut zu hören und - außer unseren - keine menschliche Stimme. Es war auch nichts zu sehen, nur die grüne, teilweise eingefallene Mauer. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich.
    »Gehen wir weiter«, murmelte Efrain und folgte dem Pfad nach rechts.
    »Einen Augenblick, Efrain«, rief Gertrude. Sie hatte ihren Rucksack auf die Erde fallen lassen und schnürte ihn gerade rasch und geschickt auf. »Warte bitte.«
    »Was denn?« brummte er ungeduldig.
    Statt einer Antwort zog Gertrude etwas Ähnliches wie eine

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