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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Insektenstiche und Gefahren, alles umsonst. Wir standen wieder mit leeren Händen da. Vielleicht konnte ich durch eine Verbesserung von Martas JoviLoom den Übersetzungsprozeß der Goldtafeln beschleunigen und die Bildgebung automatisieren. Wenn sich irgendwie mit dem Übersetzungsprojekt, das zweifellos von Spanien und Bolivien gemeinsam gefördert und unter Martas und Efrains Leitung bleiben würde, Geld verdienen ließe, könnte sich die gesamte Übersetzungszeit verkürzen. Vielleicht tauchte die Information, die ich benötigte, direkt zu Beginn auf oder schon recht bald. Es bestand ja auch noch die Möglichkeit, daß sich irgendwo auf der Welt ein Neurologenteam fände, das den Fluch mit irgendeiner Droge oder einem sich noch in der Erprobungsphase befindlichen Behandlungsverfahren unwirksam machen konnte. Hatte man nicht in Zeiten des Kalten Krieges mit verschiedenen Methoden der Gehirnwäsche, mit mentaler Gleichschaltung und ähnlichem experimentiert? Vielleicht mußte ich die Angelegenheit nur von einer anderen Seite neu angehen. Glücklicherweise spielte Geld keine Rolle, und außerdem würde ich KerCentral verkaufen. Das Unternehmen fing sowieso an, mich anzuöden.
    Die Straße war lang, und der Urwald hatte in den Pflasterritzen kräftige Wurzeln geschlagen, so daß sich der Boden an vielen Stellen hob. Endlich stießen wir auf einen wuchtigen Bau, ein Palast oder eine vornehme Residenz. Er schien sich in einem guten Zustand zu befinden, und Efrain wandte sich dem Eingang zu.
    »Sie erwarten doch wohl nicht, daß wir da rein gehen, oder?« fragte Marc mißtrauisch.
    »Wir müssen herausfinden, was mit den Yatiri geschehen ist«, sagte der Archäologe.
    »Aber vielleicht ist das Gebäude nicht mehr sicher«, gab Marta zu bedenken.
    »Wenn wir auf einsturzgefährdete Stellen achten, können wir es wagen, kurz hineinzugehen«, beharrte Efrain, ohne uns in die Augen zu sehen.
    Da war mir, als hätte sich im oberen Teil des Gebäudes etwas bewegt. Bestimmt eine Spiegelung der Sonne oder der Schatten eines Vogels, denn ich hörte auch ein hohes Trillern genau an der Stelle, so daß ich mich nicht weiter darum kümmerte. Ich war in Gedanken bei Efrain, der wie angekündigt entschlossenen Schritts im Palast verschwunden war.
    »Efrain, laß den Unsinn!« rief Marta ihm hinterher. »Komm raus, wir wollen uns noch ein wenig in der Stadt umsehen!«
    »Hören Sie«, rief Gertrude, indem sie ihre Hände zu einem Trichter formte. »Kommen Sie auf der Stelle da raus, Paps! Ich sage es zum letzten Mal!«
    Doch der Archäologe antwortete nicht. Wir folgten ihm, ängstlich, daß ihm etwas passiert sei. Gertrude war ehrlich besorgt, denn an einem Ort wie diesem war man stets in Gefahr.
    Auf einmal befanden wir uns in einem geräumigen Saal mit zum Teil eingestürzten Wänden. Von dort führte ein prachtvoller Treppenaufgang in die Höhe. Wir stiegen vorsichtig in den ersten Stock hinauf, während durch das Dach immer wieder der freie Himmel blitzte.
    Plötzlich erschien der Archäologe oben auf dem Treppenabsatz, ein breites Grinsen im Gesicht. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für wundervolle Dinge es hier oben zu sehen gibt!«
    Und ohne Luft zu holen, fuhr er fort: »Kommt nicht weiter hoch. Boden und Mauerwerk sind in einem erbärmlichen Zustand.«
    »Ach nein! Gerade, wo es spannend wird, sollen wir wieder rausgehen?« beklagte sich Lola.
    »Was denn für wundervolle Dinge«, fragte ich, bereits wieder auf dem Weg nach unten.
    »Hier gibt es ein paar prächtige Reliefs an den Wänden«, erklärte Efrain, der die Stufen zu uns herabkam. »Und unter den Kletterpflanzen kann man erkennen, daß sie grün und rot bemalt sind, wie die in Tiahuanaco. Sie müssen Heimweh nach ihrer alten Stadt gehabt haben. Es gibt auch eine Kopie der bärtigen Figur von dem Platz, über den wir gekommen sind.«
    »Hast du Fotos gemacht?« fragte Gertrude, als sie die Kamera in seiner Hand bemerkte. Die Medizinerin hatte sich beruhigt, als sie sah, daß ihr Mann wohlauf war, und blickte ihn jetzt mit gerunzelter Stirn tadelnd an.
    Doch Efrain war so glücklich, daß er nichts bemerkte. »Später zeige ich sie euch«, sagte er. »Jetzt laßt uns schleunigst von hier verschwinden.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich plötzlich einen großen Schatten, der sich blitzschnell aus einer Nische in der halb verfallenen Mauer links von mir löste. Ich warf den Kopf herum, konnte aber nichts mehr entdecken. Allmählich begann ich an meinem Verstand

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