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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Orten, die mir in meiner gegenwärtigen Lage so fern, ja unwirklich erschienen und die doch bald wieder meine Lebenswirklichkeit sein würden.
    Ganz langsam tauchten wir aus dieser Versunkenheit auf, in die uns der Singsang versetzt hatte. Meine Gedanken verloren an Tempo, und die Ideen hörten auf zu sprudeln.
    »Euer Besuch ist beendet«, verkündete Arukutipa vom hinteren Ende des Saals. »Ihr müßt Qalamana jetzt verlassen und dürft nie mehr zurückkommen.«
    Martas Miene verfinsterte sich. »Wir haben eingewilligt, diese Stadt, Sie und die Macht der Worte niemandem gegenüber zu erwähnen, um Sie zu ...«, stammelte sie, »um Sie vor den Spaniern zu schützen. Aber dieses Verbot verstehe ich nicht. Wir haben Ihnen doch erklärt, daß die Spanier hierzulande nicht herrschen und es keine Seuchen mehr gibt. Warum also dürfen wir nicht mehr zurückkommen? Von uns droht Ihnen doch keine Gefahr. Einige von uns würden gerne noch mehr über Ihre Kultur und Geschichte erfahren.«
    »Nein, Doña Marta«, wehrte der Dolmetscher ab, »Euer Gnaden dürfen nicht ungehorsam und hochmütig sein. Geht und kehrt nicht mehr um, folgt unverzüglich den Toromonas zurück in die Stadt Qhispita im Dschungel, und wenn Ihr in Taipikala seid, legt den Stein zurück, den Ihr nahmt, um von Qhispita nach Qalamana zu gelangen.«
    »Qhispita bedeutet >gerettet<«, übersetzte uns Efraín freundlicherweise.
    »Verlangen die etwa«, sagte Marc alarmiert, ohne auf die Worte des Archäologen einzugehen, »daß wir nach Lakaqullu zurückkehren, die gesamte Pyramide durchqueren und erneut die ganzen Prüfungen über uns ergehen lassen sollen, nur um den Steinring dorthin zurückzubringen, wo wir ihn gefunden haben: ganz am Ende des Wegs?«
    »Keine Sorge«, machte Marta ihm leise Mut. »Wir haben nur versprochen, nichts über Qalamana und seine Bewohner zu erzählen. Was wir mit dem Ring, der Pyramide des Reisenden und den Goldtafeln machen, ist allein unsere Sache. Und ich kann mich noch genau an die Stelle erinnern, wo wir wieder ans Tageslicht gekommen sind. Wenn wir beschließen, ihn zurückzubringen, brauchen wir dort nur in umgekehrter Richtung hinabzusteigen.«
    »Mir scheinen sie aber zu erwarten, daß wir respektieren, was sie dort zurückgelassen haben«, flüsterte ich.
    »Vergessen Sie nicht, Marta«, rang Efraín mit einem bösen Blick in meine Richtung um ihre Zustimmung, »daß ich der Leiter der Ausgrabungen in Tiahuanaco bin und daß Sie Teil meines Teams sind. Wir können uns diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen, meine Liebe. Sie selbst haben doch durch Ihre einflußreichen Beziehungen erst die Sondergenehmigung für die Ausgrabungen in Lakaqullu erwirkt.«
    »Euer Gnaden müssen Euren Irrtum einsehen und darauf verzichten. Und auch Doña Marta muß das tun«, forderte der Dolmetscher Efraín auf. »Wir werden Euch auf ewig achten und ehren.«
    »Eure alte Stadt«, erwiderte die Doctora und erhob sich, damit man sie deutlicher verstehen konnte - obwohl sie wußte, daß die Capacas uns auch so perfekt hörten, denn sie wußten genau, worum es in unserer geflüsterten Diskussion gegangen war -, »eure alte Stadt Taipikala wird erforscht und wieder ans Tageslicht gebracht werden. Die Erde, die sich in Hunderten oder besser in Tausenden von Jahren über ihr aufgeschichtet hat, wird abgetragen. Wenn wir es nicht machen, werden es andere tun, andere, die weniger Rücksicht nehmen und skrupelloser sind. Ihr könnt es nicht verhindern. Schon seit langem locken die Ruinen Forscher aus der ganzen Welt nach Taipikala oder vielmehr Tiahuanaco, wie ihr es nicht mehr nennt, seit die Incap Rúnam es erobert haben. Wir sind eure größte Chance. Eure einzige Chance«, bekräftigte sie. »Wenn Efraín und ich dort so weiterarbeiten wie bisher, können wir verhindern, daß man euch hier aufspürt. Und wir werden alles daransetzen, daß die Forschungsarbeiten mit Sachverstand und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten vorangetrieben werden. Wir werden öffentlich machen, was sich in der Pyramide des Reisenden befindet, doch wir werden darauf achten, daß eure Existenz geheim bleibt. Wenn andere jetzt oder in hundert Jahren nach Lakaqullu kommen, seid ihr verloren, denn dann werden sie über kurz oder lang hier in Qalamana auftauchen.«
    Nachdem der Junge Martas Ansprache übersetzt hatte, trat er zurück, um den Alten Zeit zu geben, eine Antwort zu finden. Doch schon bald nahm er wieder seinen alten Platz ein. Dabei hatte keiner

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