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Der verlorne Sohn

Der verlorne Sohn

Titel: Der verlorne Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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an!«
    »Sogar sehr viel! Ihre Tochter ist meine Verlobte.«
    »Unsinn!«
    »O, doch! Sie brauchte Geld. Ich schenkte ihr dreißigtausend Gulden. Dafür hat sie mir eine schriftliche Erklärung gegeben, daß sie meine Braut ist.«
    »Die Unvorsichtige!« entfuhr es dem Freiherrn.
    Der Einsiedler stieß ein höhnisches Lachen aus und meinte:
    »Sollten Sie wirklich nichts davon gewußt haben, so wissen Sie es wenigstens jetzt. Ich habe das Recht, mich um meine Braut zu bekümmern. Zwar hat sie mir verboten, sie zu besuchen, aber da ich hörte, daß sie einen Anderen heirathen will, so bin ich ein wenig auf Spionage gegangen. Ich habe das Schloß beobachtet. Ich sah ein Fenster erleuchtet. Theodolinde stand an demselben. Dann kamen Sie mit einem Manne und traten heimlich durch die hintere Thür –«
    »Donnerwetter! Sie haben den Teufel zu lauschen!«
    »Danken Sie Gott, daß ich es gethan habe! Ich habe dabei bemerkt, daß Sie sich in Gefahr befinden.«
    »Daniel sagte, Sie hätten vom Belauschen gesprochen?«
    »Allerdings.«
    »Sie haben natürlich sich selbst gemeint!«
    »Nein. Hinter Ihnen kamen noch zwei andere Männer. Ich stak hinter einem Baume. Ich hatte gehört, was Sie mit Ihrem Begleiter sprachen, ich hörte auch, was diese Beiden zu einander sagten. Sie wollten erfahren, was da oben in dem erleuchteten Zimmer gesprochen werde.«
    »Meinen Sie wirklich, daß ich an dieses Ihr Hirngespinst glauben soll?«
    »Thun Sie das oder nicht, mir ist es sehr gleichgiltig. Sie werden mein Schwiegervater, und darum ist es meine Pflicht, Sie zu warnen. Die beiden Kerls nahmen eine Leiter, legten sie an und befinden sich jetzt in dem Zimmer neben demjenigen, in welchem Sie sich jetzt unterhalten haben.«
    »Alle Teufel!« stieß der Freiherr hervor.
    »Es ist so!«
    »So sind es Diebe!«
    »Nein, es sind nur Lauscher. Ich hörte ja ihre Worte. Uebrigens habe ich sie bereits am Nachmittage gesehen. Sie befanden sich in der Nähe meines Thurmes und belauschten den Mann, welcher vorhin mit Ihnen gekommen ist.«
    »Wie? Wie? Ist das wahr?«
    »Ja. Ich habe trotz der Dunkelheit sie Beide und auch ihn sofort erkannt. Meine Augen sind sehr gut.«
    »Beschreiben Sie mir diese beiden Menschen!«
    Winter that es, und der Freiherr erkannte nun, von wem die Rede war. Jetzt hatte er nun auch die Ueberzeugung, daß er nur belauscht, nicht aber bestohlen werden solle. Ein Baron und ein Doctor der Philosophie? Er glaubte das nicht. Er war ganz geneigt, sie für verkappte Polizisten zu halten. Es bemächtigte sich seiner eine außerordentliche Angst. Sie hatten jedenfalls Alles gehört. Sie kannten die Anwesenheit Simeons, sie wußten auch, weshalb dieser da war. Es war nothwendig, sie unschädlich zu machen. Dabei konnte ihm der Einsiedler von Nutzen sein. Darum sagte er zu diesem:»Ist das wahr, was Sie von meiner Tochter sagten?«
    »Ja, wirklich.«
    »Hm! Vielleicht bin ich nicht abgeneigt, Ihren Wunsch zu erfüllen; aber Sie müssen mir beweisen, daß Ihnen wirklich an meinem Wohle liegt!«
    »Das thue ich doch, indem ich Sie warne!«
    »Das ist nicht genügend. Wollen Sie mir gegen diese beiden Lauscher helfen?«
    »Sehr gern. Was soll ich thun?«
    »Sie haben etwas, gehört, was kein Mensch hören darf. Ich muß sie zu ewigem Schweigen bringen. Aber wie soll ich das anfangen?«
    »Ah, das ist doch sehr leicht.«
    »Wieso?«
    »Die Kerls sind bei Ihnen eingestiegen, also Spitzbuben, Räuber. Sie können sie niederschießen.«
    »Ermorden? Das ist stark!«
    »Wer spricht vom Ermorden! Es ist ganz einfach Nothwehr. Sie haben das Recht dazu.«
    »Es widerstrebt meinen Gefühlen. Und doch gebe ich zu, daß es das Beste sein würde.«
    »Nicht wahr? Seien wir offen. Ich kenne Sie. Ich will diese Angelegenheit auf mich nehmen, wenn Sie mir fest versprechen, mir Ihre Tochter zur Frau zu geben.«
    Es fiel dem Baron gar nicht ein, diesen Menschen als Schwiegersohn zu nehmen, aber versprechen konnte er es ihm dennoch. Darum sagte er: »Sie wollen diese Beiden auf sich nehmen?«
    »Ja. Geben Sie mir eine Doppelflinte.«
    »Gut! Da sollen Sie Theodolinde haben.«
    »Topp! Ich schieße sie Beide nieder. Aber Sie müssen mit hinunter in den Garten. Die Sache kann nicht verborgen bleiben und so müssen wir uns gegenseitig als Zeugen dienen. Haben Sie eine Doppelflinte?«
    »Ja. Ich hole sie gleich. Warten Sie.«
    Er kehrte zunächst nach dem Zimmer zurück, in welchem sich seine Tochter mit dem Goldarbeiter befand, und flüsterte ihnen zu:

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