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Der Vermesser (German Edition)

Der Vermesser (German Edition)

Titel: Der Vermesser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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Laudanum-Präparat, hat bei George immer gewirkt, besonders wenn ich ein wenig Mohnpulver daruntergemischt habe, aber unser Kleiner mag es einfach nicht.«
    Ihr Mann schwieg. Die Schwüle lastete auf dem Raum. Sogar die weiß getünchten Wände schwitzten, es hatten sich bereits feuchte Flecken gebildet. Als er endlich den Mund aufmachte, sprach er so leise, dass Polly es nicht verstand.
    »Dianthus barbatus.«
    Polly beugte sich ihm entgegen. »Was hast du gesagt, Liebster?«
    »Dianthus barbatus.«
Er ließ die Worte langsam auf der Zunge zergehen. Dann hob er den Kopf und sah sie an. »Sweet William.«
    Für einen kurzen Moment sah Polly ihn mit ihren großen karamellfarbenen Augen an. »Du hast es nachgeschlagen!«
    »Ja.«
    »Sweet William. Du hast es nachgeschlagen!« Ein Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht und wärmte ihr das Herz. Sie hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass er den Namen jemals in seinen Botanikbüchern suchen würde. Die abgegriffenen Lederbände standen unangetastet ganz oben im Regal, mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Wie dumm war sie doch gewesen zu glauben, dass er es vergessen hatte! Die Arbeit für die Baubehörde hatte ihn vollends in Anspruch genommen, das war alles. Und außerdem hatte es damit überhaupt keine Eile gehabt. Der kleine William wurde im kommenden Februar drei Jahre alt. Wenn er alt genug war, dass man ihm erzählen konnte, wie sein Papa darauf bestanden hatte, ihnen beiden, seinen entzückenden Blumen, den wissenschaftlichen Namen zu geben, musste man ihm ja nicht verraten, dass er mit dem seines Söhnchens etwas spät dran gewesen war.
    »Den ganzen Namen kann ich mir unmöglich merken«, erklärte sie überglücklich und ließ den Kopf zurücksinken. Der Schweiß rann ihr den Hals hinunter. »Ich werde ihn einfach Di nennen.«
    »Di genügt vollkommen.«
    Noch immer lächelnd strich Polly über ihr seidiges Kleid und schloss die Augen. William schob seinen Teller beiseite und betrachtete nachdenklich seine Frau. Ihr gerötetes Gesicht glänzte, und ihr kastanienbraunes Haar war an der Stirn dunkel wie Mahagoni. Es war unerträglich heiß. Ohne ein Wort nahm er einen alten Strohhut, der neben der Tür aufgehängt war, und fächelte ihr damit Luft zu. Sie berührte ihn am Arm, murmelte etwas und legte den Kopf in den Nacken, um den kühlenden Lufthauch zu genießen. Ihre geschlossenen Lider waren fahl wie Austern und mit feinen blauen und violetten Äderchen überzogen. Er fächelte ihr so lange zu, bis ihr Kopf wegsank und sie leise zu schnarchen begann. Dann nahm er seine botanischen Skizzenbücher und setzte sich damit auf die Türschwelle hinter dem Haus.
    Der inzwischen tiefblaue Himmel war von rosa- und goldfarbenen Spitzenbändern durchzogen, die von der Silhouette der hoch aufragenden dunklen Schornsteine zerteilt wurden. Zwischen der Hausschwelle und dem ein wenig abseits liegenden Abort erstreckte sich der Hof. Der Erdboden war von der Sonne festgebacken und von Unkraut überwuchert – hauptsächlich von Schöterich und Labkraut, die im Spätfrühling geblüht hatten, jetzt aber verdorrt und ausgebleicht waren. In den Ecken hatte sich Ruß gesammelt, der aussah wie schwarzer Schnee. William zeichnete mit einem Stock ein Liniengitter in den Staub. Aus diesem gelblichen Londoner Lehm stellte man die zumeist sandfarbenen Backsteine her, deren schwarze Tupfer dadurch entstanden, dass sich die Asche, mit der der Lehm vermischt war, in den Stein einbrannte. Gelbe Mauerziegel waren zwar billig und konnten in unbegrenzter Menge fabriziert werden, für Abwasserkanäle jedoch waren sie viel zu weich. Sie saugten die Feuchtigkeit auf wie ein Schwamm. Die Backsteine mussten entweder von hoher natürlicher Dichte sein wie die blauen Staffordshires, die teuer und nur in begrenzter Zahl lieferbar waren, oder man musste eine Technik erfinden, um gewöhnliche Backsteine so zu lasieren, wie es Mr. Doulton in der Keramikmanufaktur in Lambeth mit den Tonröhren gelungen war. Doch wie konnte man lasierte Backsteine, die gewöhnlich nur für dekorative Zwecke verwendet wurden, billig und in der erforderlichen Menge herstellen? Hawke, der neue Mann, behauptete, das sei nicht möglich; und ohnehin seien die Backsteine aus dem Londoner Lehm bestens geeignet, sofern man sie nur etwas länger als normal brannte. Schließlich gebe es in der Stadt Ziegeleien in Hülle und Fülle, und für Bazalgettes Plan würden Dutzende Millionen Backsteine benötigt. William hatte ihm

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