Der Vermesser
Bilder, Bilder von Hawkes Gesicht an je-
nem Tag, als William mit ihm über den Vertrag für Abbey Mills
zu sprechen versucht hatte. Hawke hatte damals bereits gewusst,
dass England tot war. Wochen bevor die Leiche gefunden wurde,
hatte Hawke es gewusst. Und er hatte dafür gesorgt, dass man
William die Schuld dafür in die Schuhe schob. Ich fürchte, dass
Ihre Probleme mit England gerade erst anfangen. Hawke hatte ge-
grinst, weil er wusste, was kommen würde. Bitternis überflutete
William, und es kostete ihn alle Mühe, sich nichts anmerken zu
lassen. Nur allzu gut wusste er, dass es ihm jetzt nichts nützte,
Beschuldigungen vorzubringen. Er biss sich auf die Lippen und
konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen. Wenn er ruhig
blieb, würde alles gut werden. Feste Gewohnheiten, Zuverlässigkeit, Disziplin, Systematik beim Lösen von Problemen. Systematisch setzte er seine Bestandsaufnahme fort.
Er würde alles in seiner Macht Stehend
e tun, um die Polizei
bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Erledigt.
Wenn Polly erst einmal alles begriffen hatte, würde sie ihn
nicht mehr mit diesem Blick ansehen. Sie könnten noch einmal
von vorn beginnen, irgendwo weit weg von d r
e Stadt, weit weg
von den Abwasserkanälen. Erledigt.
Er durfte die Beherrschung nicht verlieren. Erledigt. Erledigt.
Erledigt. NUR DIE BEHERRSCHUNG NICHT VERLIEREN. In
der Anstalt gab es keinen Spiegel, aber er wusste auch so, wie er
den frisch gebügelt und gestriegelt daherkommenden Kriminal-
beamten gegenübertrat, mit seinem schorfigen Gesicht, dem
ungekämmten Haar und den nach hinten verdrehten Armen in
der Zwangsjacke. Sie hatten ihn kostümiert wie einen Irren. Sie
wollten ihn zu einem Irren machen. Die Angst jagte ihm ein
Kribbeln über den ungewaschenen Schädel. Wenn er sich auch
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nur eine Sekunde lang gegen die Zwangsjacke wehrte, hätten sie
den Beweis für seine Schuld. Aber er war unschuldig. Vor einem
englischen Gericht galt ein Angeklagter so lange als unschuldig,
bis seine Schuld bewiesen war. Und bislang war er noch nicht
einmal verhaftet. Es würde Fragen geben, aber William würde
die Möglichkeit erhalten, darauf zu antworten. Diese Männer
hegten keinen Groll gegen ihn persönlich. Sie suchten nach der
Wahrheit. Er musste ruhig bleiben, nur dann sprechen, wenn er
gefragt wurde, jede Frage sorgfältig durchdenken und höflich,
ernst und ohne Umschweife antworten. Dann würden sie er-
kennen, dass er einer von ihnen war, ein Fachmann, ein Ehren-
mann und ebenso wenig geistesgestört wie sie selbst. Die briti-
sche Verfassung schützte die Rechte jedes Bürgers, insbesondere
die eines Mannes von Rang und gutem Ruf, eines respektablen
Bürgers, der er bis vor kurzem gewesen war. Er musste nur Hal-
tung bewahren, sich wie ein geistig gesunder Mann benehmen
und die Wahrheit sagen. Dann würde ihm Gerechtigkeit wider-
fahren.
Langsam, fast feierlich, nahmen die Polizisten Platz, der In-
spektor in der Mitte. Er setzte seinen Hut ab und strich sich mit
den Händen sanft über das drahtige graue Haar, als wäre es die
Perücke eines Richters. Dann zog er seine Brille ein Stück weit
nach unten und musterte William über die Gläser hinweg von
oben bis unten. Eine ganze Weile starrte er ihn eindringlich an,
um dann plötzlich, als besänne er sich, die Brille wieder ganz
nach oben zu schieben und sich den Schriftstücken zuzuwenden,
die vor ihm lagen. Mit missbilligend verkniffenem Mund und ge-
senktem Blick bedeutete er Peake, William zu seinem Stuhl zu
bringen, der sich wegen der auf den Rücken gefesselten Arme mit
der Vorderkante begnügen musste. Der Inspektor ordnete seine
Schriftstücke und blickte auf.
»Dann fangen wir mal an.«
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Der Polizeibeamte zu seiner Rechten beugte sich über sein
Notizheft und leckte erwartungsvoll den Bleistift. William war-
tete gespannt auf die erste Frage. Durch das schmutzige Fenster
konnte er ein Stück blassblauen Himmel sehen und einen Vo-
gel, der sorglos durch die Lüfte schwebte. Ruhig, aufmerksam
und höflich bleiben. Am Morgen hatte er so getan, als würde er
sein Chloral schlucken, aber als Vickery gegangen war, hatte er
den Kopf zur Seite gelegt und die Flüssigkeit aus seinem Mund
in das Matratzenstroh rinnen lassen. Vielleicht hätte er es doch
nehmen sollen, ging ihm plötzlich durch den Kopf. Vielleicht
würde er dann nicht von diesem schrecklichen Hämmern in
seinem Schädel gepeinigt. Er fuhr
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