Der Vermesser
ausgesprochen
unbequem war. Den Hals seines Freundes zierte ein noch höhe-
rer und noch steiferer Kragen, aber der Mann war so dünn und
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sein Gesicht so schmal, dass man sich vorstellen konnte, er hätte
ihn angelegt, ohne den Knoten seiner Halsbinde zu lösen.
Brassey führte die beiden zu ihrer Loge und neigte dabei den
Kopf so tief, dass es Tom nicht überrascht hätte, auf seiner Stirn
die Abdrücke seiner Jackenknöpfe zu sehen. Der Captain verlor
kein Wort über den eigens für ihn hergerichteten Ehrenplatz.
Stattdessen ließ er sich in einen der Lehnstühle fallen, legte die
Füße auf die Bretterwand der Arena und verlangte schroff, man
möge ihm die Hunde zur Begutachtung vorführen. Die Augen
vor dem Qualm seiner Zigarre halb zugekniffen, besah er sich
die Tiere eingehend. Eine Bulldogge, die ihm ein Mann verkau-
fen wollte, nahm er besonders gründlich in Augenschein und
hielt dem Tier das glühende Ende seiner Zigarre an die Nase;
einen Augenblick
e
schnüffelt die Bulldogge daran, um dann vor
Schmerz winselnd zurückzuzucken. Der Captain grinste.
»Rein mit ihm!«, befahl er.
»Für einen echten Kampfhund würde der ein Vermögen zah-
len«, raunte jemand Tom zu. Es war der Mann mit dem maul-
wurfgrauen Rock aus dem Schankraum. »Der ist ganz verrückt
nach dem Hundekampf. Verwettet bei einem einzigen Kampf
mehr, als wir in einem ganzen Jahr verdienen.«
Der Captain betrachtete die Bulldogge offensichtlich nicht als
einen potenziellen Sieger. Er ließ dem Hund nur wenige Minu-
ten Zeit, bevor er ihn mit einer Handbewegung aus dem Ring
scheuchte. Brassey trippelte eilig los, um den nächsten Kandi-
daten zu holen, einen bösartigen kleinen Terrier, kaum größer
als die Ratten, auf die er losgelassen werden sollte. Doch beim
Publikum genoss er große Wertschätzung, und so johlten die
Leute auf, als sie sein Winseln draußen auf der Treppe hörten.
Tom hatte vorgehabt, selbst ein paar Shilling auf ihn zu setzen,
aber plötzlich überkam ihn eine große Müdigkeit. Der Kopf tat
ihm weh. Als der Hund in den Ring gehoben wurde, war das Ge-
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töse so laut, dass Tom es nicht mehr aushielt. Der Captain in sei-
ner Loge lehnte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Bretter-
wand und saugte gierig an seiner Zigarre. Tom schlüpfte hinaus.
Draußen in der dunklen Gasse wehte ein leichter Wind. Es war
kalt. Fröstelnd vergrub Tom die Hände in den Jackentaschen.
Kurz bevor er die Compton Street erreichte, hatte er plötzlich das
Gefühl, verfolgt zu werden. Er drehte sich um. Da setzte sich die
Hündin mit den rosa geränderten Augen ein paar Schritte vor
ihm hin und trommelte mit dem zerbissenen Schwanz Muster in
den Straßenstaub. Das Tier gab keinen Laut von sich, blickte ihn
jedoch in der Dunkelheit erwartungsvoll an, ein ausgefranstes
Stück Seil um den Hals. Tom sah den Hund an. Aus der Compton
Street hörte er das schrille, eulenhafte Krächzen einer Frau, die
vor sich hin fluchte. Langsam nahm er eine Hand aus der Jacken-
tasche und ließ sie herunterbaumeln. Die Hündin beobachtete
ihn, ihr Blick glitt Toms Arm hinunter und wieder nach oben.
Ihr gespitztes Ohr zuckte im Wind. Und dann, ganz lautlos, rich-
tete sie sich auf, machte drei vorsichtige Schritte auf Tom zu und
schmiegte die Schnauze in seine Hand. Sie passte genau hinein.
So standen sie eine Weile im Dunkeln, und die Spürhaare der
Hündin kitzelten Toms Finger. Dann bückte er sich und hob die
fadenscheinige Leine auf, und gemeinsam machten sie sich auf
den Heimweg.
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V
M an hatte erwartet, dass der Krieg gegen die Russen einen,
höchstens zwei Monate dauerte. Während in Southampton Sol-
daten aus dem ganzen Land zusammengezogen wurden, deren
schmucke Uniformen mit den funkelnden Verzierungen wie die
Inkarnation kriegerischer Herrlichkeit erschienen, überschlu-
gen sich die Zeitungen mit Berichten über heldenhafte Schlach-
ten an der Donau, und die Siege der napoleonischen Kriege hall-
ten triumphal in der Gegenwart wider. Menschenmassen zogen
wie im Fiebertaumel durch die Straßen, berauscht von nationa-
lem Stolz.
Im Haus des Doktors in Clapham ging Polly ruhig und gelas-
sen ihren täglichen Pflichten nach. Immer noch bildeten sich
Grübchen auf ihren sommersprossigen Wangen, wenn sie ihr
strahlendes Lächeln zeigte, Sie hatte kaum eine Vorstellung da-
von, wohin William geschickt worden war, und sie kannte auch
nicht die Gründe für den Krieg, in
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