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Der Verräter von Westminster

Der Verräter von Westminster

Titel: Der Verräter von Westminster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ihre Augen sahen aus wie schwarze Löcher.
    »Und ob Sie ein Dummkopf sind!«, stieß sie hervor. »Ein hochnäsiger englischer Dummkopf, der überzeugt ist, dass wir nie die Oberhand über Euch gewinnen werden. Nun, einer von uns hat es diesmal geschafft. Sie sagen, Sie haben das Geld nicht auf Ihr eigenes Konto überwiesen? Offensichtlich hat es aber jemand getan, und dafür müssen Sie jetzt geradestehen. Ihre eigenen Leute halten Sie für einen Dieb, und da Ihnen hier in Irland niemand je wieder eine Information liefern wird, sind sie für London jetzt wertlos. Dafür dürfen Sie sich bei Cormac O’Neil bedanken.«
    Sie holte tief Luft und fuhr fort: »Sagt Ihr Engländer nicht: ›Wer zuletzt lacht, lacht am besten‹? Nun, wir werden noch lachen, wenn Sie ein gebrochener alter Mann sind, der seine Anstellung verloren hat und an dem niemandem liegt! Denken
Sie immer daran: Das hat ein O’Neil getan, Narraway!« Sie stieß ein kurzes wildes Lachen aus. Dann wandte sie sich ab und verschwand durch die Menge.
    Charlotte sah zuerst auf Cormac, dann auf Phelim O’Conor und schließlich auf Narraway. Alle standen bleich und wortlos da. Schließlich ergriff Ardal Barralet das Wort und sagte trocken: »Höchst bedauerlich. Es sieht so aus, als wärest du besser nicht gekommen, Victor. Alte Erinnerungen haben ein zähes Leben. Nach allem, was wir gerade gehört haben, sieht es ganz so aus, als ob du diesmal die Schlacht verloren hättest. Nimm deine Niederlage mit so viel Anstand hin, wie du es von uns erwartet hast, und reise ab, solange es dafür nicht zu spät ist.«
    Narraway sah mit keinem Blick zu Charlotte hin, um sie nicht mit in die peinliche Situation hineinzuziehen. Mit einer steifen Verbeugung sagte er: »Entschuldigung«, wandte sich ab und ging.
    McDaid nahm Charlottes Arm mit überraschend festem Griff. Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass er in der Nähe war. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als gemeinsam mit ihm fortzugehen.
    »Talulla hat Recht – er ist wirklich ein Dummkopf«, sagte McDaid bitter, als sie weit genug von den anderen entfernt waren, so dass ihn niemand hören konnte. »Er kann unmöglich angenommen haben, irgendjemand hier würde je sein Gesicht vergessen.«
    Sie wusste, dass er Recht hatte; trotzdem ärgerte sie, was er da sagte. Sie kannte keine Einzelheiten der Verwicklung Narraways in die alte Geschichte, wusste nicht, ob er Kate O’Neil geliebt oder benutzt hatte, wenn nicht sogar beides, aber für sie stand fest, dass diesmal er der Verratene war – und zwar nicht durch die Wahrheit, sondern mit Hilfe einer Lüge.

    Statt ihren Verstand zu benutzen, ließ sie sich in ihrem Urteil von Gefühlen und Empfindungen leiten. Vielleicht glaubte sie auch deshalb an ihn, weil er einst so unverbrüchlich zu Pitt gehalten hatte. Pitt war nicht da, konnte weder helfen noch raten, und so musste sie das an seiner Stelle tun. An dieser Notwendigkeit konnte es nicht den geringsten Zweifel geben.
    Dann kam ihr, so deutlich wie ein Blitz, der durch schwarze Gewitterwolken zuckt, eine Erinnerung. Talulla hatte gesagt, das für Mulhare bestimmte Geld sei zurück auf Narraways eigenes Konto überwiesen worden, und daher werde ihm jetzt niemand in London mehr trauen. Hatte sie nahe genug an Cormac gestanden, um zu hören, wie Narraway das diesem vorgeworfen hatte? Falls nein – woher konnte sie etwas von dieser Intrige wissen, ohne selbst daran beteiligt gewesen zu sein? Sie war schätzungsweise Ende zwanzig, dürfte also zu der Zeit, als Kate und Sean O’Neil den Tod gefunden hatten, etwa sieben oder acht Jahre alt gewesen sein.
    War Narraway gekommen, um sie zu diesem Akt der Selbstentblößung herauszufordern? Das wäre in der Tat ein verzweifelter Schritt gewesen.
    Sie versuchte, ihren Arm mit einem scharfen Ruck aus McDaids Griff zu befreien, doch er ließ nicht locker.
    »Sie folgen ihm nicht«, sagte er mit fester Stimme. »Zumindest in einem Punkt hat er sich anständig verhalten: Er hat Sie nicht mit in die Sache hineingezogen. Was Talulla betrifft, gibt es zwischen Ihnen und ihm nicht die geringste Beziehung. Sie sollten es besser dabei belassen.«
    Mit diesen Worten machte er alles nur schlimmer, vergrößerte ihre Schuld Narraway gegenüber. Ihn zu verleugnen wäre sinnlos und ausgesprochen unanständig. Erneut versuchte sie sich loszureißen, und diesmal ließ er es geschehen.

    »Ich wollte ihm nicht nach«, sagte sie wütend. »Ich will nach Hause.«
    »Nach London?«,

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