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Der Verräter von Westminster

Der Verräter von Westminster

Titel: Der Verräter von Westminster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Und hat Sean sie tatsächlich deshalb umgebracht?«
    »Auch davon habe ich nicht die geringste Ahnung.«
    Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben durfte oder nicht. Er hatte sich ihr gegenüber reizend verhalten, hatte ihr großzügig seine Zeit geopfert, sie begleitet, war ihr aber trotz allem hinter der lächelnden Fassade vollständig fremd. Sie hatte keine Vorstellung von dem, was er dachte, hätte nicht sagen können, ob das abwegige und unerträgliche Sachen waren.
    »Lauter Dinge, zu denen es ganz zufällig gekommen ist«, sagte sie. »Kate, Sean, Talulla, Cormac. Und was ist die Hauptsache, um die es dabei geht, Mr McDaid? Irlands Freiheit?«
    »Könnte es für uns Iren eine bessere Sache geben, Mrs Pitt?«, fragte er in liebenswürdigem Ton. »Man kann doch sicher verstehen, dass Talulla sich das wünscht? Hat sie nicht schon genug dafür bezahlt?«
    Doch das ergab keinen Sinn, erklärte die Sache jedenfalls nicht vollständig. Wer steckte hinter der Rückbuchung des für Mulhare bestimmten Geldes auf Narraways Konto? Hatte sie lediglich bewirken sollen, ihn für diese Rache nach Irland zu locken? Aber warum so kompliziert? Hätte sich Talullas Rachedurst nicht auch dadurch befriedigen lassen, dass sie Narraway selbst tötete? Warum um Himmels willen musste sie dafür den armen Cormac opfern? War das nicht unnötig verwickelt und letzten Endes auch ziemlich sinnlos? Wenn sie wollte,
dass er litt, hätte sie auf eine besonders empfindliche Stelle seines Körpers zielen können, so dass er bewegungsunfähig und verstümmelt seinem langsamen Tod entgegengesiecht wäre. Da gab es viele Möglichkeiten.
    Das konnte durchaus ein Teil des Bildes sein, war aber mit Sicherheit nicht alles.
    »Und warum ausgerechnet jetzt? Dafür muss es doch einen Grund geben.«
    McDaid sah sie nach wie vor abwartend an.
    »Ich denke schon, dass sie genug dafür bezahlt hat«, beantwortete sie seine Frage. »Aber gilt das nicht auch für Cormac?«
    »Ach ja … der arme Cormac«, sagte McDaid leise. »Sie müssen wissen, dass er Kate geliebt hat. Deshalb konnte er Narraway auch nicht verzeihen. Kate konnte Cormac gut leiden, hätte ihn aber nie geliebt … In erster Linie wohl, weil er Seans Bruder war. Ich habe immer Cormac für den Besseren der beiden gehalten. Vielleicht hat Kate am Ende ebenso gedacht. «
    »Das würde aber nicht erklären, warum ihn Talulla erschossen hat«, gab Charlotte zu bedenken.
    »Da haben Sie Recht. Natürlich nicht …«
    »Auch so ein Zufallsopfer, gleichsam nebenbei?«, fragte sie mit einem Anflug von Bitterkeit. »Wessen Freiheit wollen Sie um einen so hohen Preis erringen? Wird dabei nicht auf die Dauer zu viel Kummer angehäuft?«
    Einen Augenblick lang blitzte es in seinen Augen auf, dann war der Ärger verflogen. Aber er war unübersehbar gewesen.
    »Auch Cormac hatte sich schuldig gemacht«, sagte er finster.
    »Und worin bestand seine Schuld? Darin, dass er überlebt hat?«
    »Ja, aber das war nicht alles. Er hat sich keine sonderlich große Mühe gegeben, Sean zu retten. Ehrlich gesagt hat er es
kaum versucht. Wenn er die Wahrheit gesagt hätte, wäre Sean jetzt ein Held und nicht ein Verbrecher, der seine Frau in einem Anfall rasender Eifersucht umgebracht hat.«
    »Vielleicht hat aber Cormac in ihm genau das gesehen«, gab sie zu bedenken. »Gramgebeugte Menschen reagieren mitunter langsam. Es dauert eine Weile, bis die Benommenheit von ihnen weicht. Vielleicht war er zu entsetzt, als dass er etwas Vernünftiges hätte unternehmen können. Welche Möglichkeiten hätte er denn überhaupt gehabt? Hat Sean nicht selbst gesagt, warum er Kate umgebracht hatte?«
    »Er hat so gut wie nichts gesagt«, sagte McDaid und hielt diesmal den Blick auf den Boden gerichtet, statt Charlotte anzusehen.
    »Auch er war wohl zu benommen«, sagte sie. »Aber jemand muss Talulla gesagt haben, dass Cormac ihren Vater hätte retten können, und das hat sie geglaubt. Es ist leichter, im eigenen Vater einen verratenen Helden zu sehen als einen eifersüchtigen Ehemann, der seine Frau umgebracht hat, weil sie ihm zusammen mit seinem Feind, noch dazu einem Engländer, Hörner aufgesetzt hat.«
    McDaid sah sie mit erneut aufflammendem Zorn an, beherrschte seine Züge aber gleich darauf wieder so vollständig, dass sie geneigt war anzunehmen, sie habe sich das eingebildet.
    »So sieht es aus«, stimmte er zu. »Aber wie können wir irgendeinen dieser Punkte beweisen?«
    Sie spürte, wie

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