Der Verrat
Portugiesisch war. Delilah lächelte und sagte: »Ich nehme das, was Sie nehmen.«
In dem schummrigen Licht sahen ihre Augen eher grau als blau aus. Es gefiel mir, dass diese Beleuchtung ihre Gesichtszüge weicher wirken ließ, ihre Augen, sogar ihr Lächeln verlockend vieldeutig machte.
Ich warf einen Blick auf die Karte und sah, dass sie nicht einen einzigen Single Malt anboten. Also bestellte ich zwei Caipirinhas, die in der tropischen Hitze köstlich schmecken würden, wie ich aus jüngster Erfahrung wusste.
Die Kellnerin ging wieder. Wir schwiegen einen Moment. Dann beugte sich Delilah zu mir vor, sah mir in die Augen und fragte: »Und? Haben Sie etwas, das Sie mir geben wollen?«
Ich musterte sie. Wieso kam es mir vor, als läge eine dezente Anzüglichkeit in dieser Frage? Sie war attraktiv, natürlich, mehr als attraktiv, aber das war es nicht allein. In ihrem Blick schwang ein gewisses selbstbewusstes, erotisches Interesse mit, das war der Grund. Als sähe sie mich genauso, wie ich hoffte, dass eine begehrenswerte Frau mich sehen würde.
Und es wirkte so natürlich bei ihr, so echt. Ich würde mich vorsehen müssen.
»Was denn zum Beispiel?« Ich war gespannt auf ihre Reaktion, wenn ich ihr ein paar Bälle zuspielte.
»Muss ich noch deutlicher werden?«, fragte sie, wieder mit einem Anflug von Zweideutigkeit.
Ich überlegte, welche Antwort sie erwartete. Ihr war klar, dass ich für sie eine potentielle Bedrohung war. Und wahrscheinlich rechnete sie damit, dass ich das Video gegen sie ausspielte, um mich selbst zu schützen. Ich beschloss, sie zu überraschen.
»Die Sache mit dem Video war ein Bluff«, gestand ich. »Ich glaube, das wissen Sie. Ich hatte Angst, dass Sie sonst das Risiko eingegangen wären, Belghazi zu wecken.«
Sie schwieg kurz, dann sagte sie: »Haben Sie keine Bedenken, dass ich jetzt andere Risiken eingehe?«
Ich zuckte die Achseln. »Klar hab ich die.«
»Warum erzählen Sie mir das dann?«
Ich sah sie an. »Ich stelle keine Gefahr für Sie dar.«
Sie hob eine Augenbraue. »Was ist das jetzt, der Hund, der seinen ungeschützten Bauch zeigt?«
Ich schmunzelte. »Na ja, Ihren hab ich ja schon gesehen.«
Sie lächelte zurück. »Ja, das stimmt.«
Ihr Lächeln blieb, auch ihr Blick ruhte weiter auf mir, und ich spürte, dass sich bei mir unterhalb der Gürtellinie etwas regte. Aber ich dachte: Sei nicht blöd. Das ist ihre Masche, so bringt sie die Leute dazu, unvorsichtig zu werden.
»Sie haben also kein Video für mich«, sagte sie nach einem Moment. Sie sah mir noch immer in die Augen. »Was machen wir dann als Nächstes?«
Die Regung wurde schlimmer. Ich dachte, dass ich besser dran wäre, wenn ich das verdammte Ding heute Abend einfach hätte abnehmen und in eine Schublade legen können.
Aber ich fand dann doch eine nicht ganz so extreme Abwehrmaßnahme.
Ich dachte einen Moment an die zahllosen Männer, die sie vor mir schon verführt haben musste, dachte daran, dass ich in ihren Augen nur ein weiterer Trottel war, der sich von seinem Schwanz bestimmen und manipulieren ließ. Der Gedanke ärgerte mich, und das war genau das, was ich brauchte. Er beendete die unvermeidliche mechanische Reaktion und gab mir ein bisschen von der Haltung zurück, die ich vermitteln wollte.
»He, Delilah«, sagte ich leise und legte ein wenig Kälte in meine Augen, »hören wir auf mit dem Scheiß. Ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu flirten. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen, ich bin mir nicht sicher. Aber das geht auf keinen Fall, wenn Sie weiter versuchen, Ihre Spielchen mit mir zu treiben, als wäre ich ein testosteronverwirrter Vierzehnjähriger, der mit Ihnen zum Schulabschlussball geht. Okay?«
Sie lächelte und legte den Kopf schief, und natürlich wirkte sie dadurch nur noch attraktiver. »Wieso sollte ich irgendwelche Spielchen mit Ihnen treiben?«
Ich wollte sie dazu bringen, die Masche abzulegen und sich auf unsicheres Terrain zu begeben. Bislang war es mir nicht gelungen.
»Weil Sie das gut können«, sagte ich, ohne sie aus den Augen zu lassen, »und weil Menschen nun mal gerne das tun, was sie gut können. Im Ernst, wenn es für so etwas einen Oscar gäbe, würden Sie den für die beste weibliche Hauptrolle kriegen.«
Ihre Augen verengten sich kaum merklich, aber abgesehen davon ließ sie sich nichts anmerken. Dennoch, ich hatte das Gefühl, den richtigen Ton angeschlagen zu haben.
»Anscheinend haben Sie eine ziemlich schlechte Meinung von sich selbst«,
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