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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Wagen.

    SIEBENUNDZWANZIG

    Körperlich bezahlte ich einen Preis für meinen Wechsel vom Hochhausbüro auf die Straße. Die Prellungen, die ich mir bei dem Unfall zugezogen hatte, waren fast verheilt, aber die Schmerzen in den Muskeln und Gelenken würden mich noch einige Wochen lang begleiten. Ich hatte außerdem abgenommen, und zwar aus zwei Gründen: Ich konnte mir die Restaurantbesuche, die mir einst selbstverständlich erschienen waren, nicht mehr leisten, und ich hatte das Interesse am Essen verloren. Mir tat der Rücken weh, weil ich im Schlafsack auf dem Boden schlief, und ich war entschlossen, das auch weiterhin zu tun, nur um zu sehen, ob ich mich je daran gewöhnen würde. Ich hatte da meine Zweifel.
    Und dann hatte ein Straßengangster mir mit dem nackten Fuß beinahe den Schädel gebrochen. Ich kühlte die Stelle mit Eis, aber jedesmal, wenn ich in dieser Nacht erwachte, schien die Schwellung größer geworden zu sein.
    Dennoch schätzte ich mich glücklich, dass ich lebte und diesen Abstieg in die Hölle einigermaßen unversehrt überstanden hatte, auch wenn ich schon nach einigen Stunden gerettet worden war. Ich hatte keine Angst mehr vor dem Unbekannten, jedenfalls fürs erste nicht. Es lauerten keine Polizisten in den Schatten.
    Schwerer Diebstahl war keine Kleinigkeit, wenn man wie ich schuldig war. Die Höchststrafe waren zehn Jahre Gefängnis, doch darüber würde ich mir später den Kopf zerbrechen.
    Kurz vor Sonnenaufgang verließ ich meine Wohnung, um mir rasch eine Zeitung zu kaufen. Das nächste Cafe in
    meiner neuen Nachbarschaft war eine winzige, von einer streitsüchtigen pakistanischen Familie betriebene und die ganze Nacht geöffnete Bäckerei an der Kalorama Road, in einer Gegend von Adams-Morgan, in der man innerhalb eines Blocks von sicherem in gefährliches Territorium wechseln konnte. Ich setzte mich an die Theke, bestellte einen großen Milchkaffee, schlug die Zeitung auf und fand eine kleine Meldung über die Geschichte, die mich den größten Teil meines Schlafs gekostet hatte.
    Meine Freunde bei Drake & Sweeney hatten die Sache gut geplant. Auf Seite zwei des Lokalteils sah ich mein Foto. Es war vor einem Jahr gemacht worden, und zwar für eine Broschüre, mit der junge Jura-Absolventen geworben werden sollten. Das Negativ befand sich im Besitz der Kanzlei.
    Es waren nur vier kurze, knappe Absätze - hauptsächlich Informationen, die der Reporter von der Kanzlei erhalten hatte: Ich sei nach dem Studium in Yale sieben Jahre lang in der Abteilung Kartellrecht tätig gewesen und bislang nicht vorbestraft. Die Kanzlei sei die fünftgrößte des Landes, mit achthundert Anwälten in acht Städten, und so weiter. Es wurde niemand zitiert, und das war auch gar nicht nötig. Der einzige Zweck des Artikels war, mich zu demütigen, und das war ihnen gelungen. ANWALT WEGEN SCHWEREN DIEBSTAHLS VERHAFTET lautete die Überschrift neben meinem Foto. Das Diebesgut wurde als »Unterlagen« bezeichnet: Bei meinem kürzlich erfolgten Ausscheiden aus der Kanzlei seien Unterlagen verschwunden.
    Es klang ein wenig albern - ein Haufen Rechtsanwälte stritt sich über Papierkram. Wer außer mir selbst und denen, die mich persönlich kannten, würde sich schon darum kümmern? Bald würde Gras über die Sache gewachsen sein; es gab so viele wichtigere Meldungen.
    Das Foto und die Hintergrundinformationen waren an einen willigen Reporter weitergegeben worden, der seine
    vier Absätze geschrieben und dann gewartet hatte, bis meine Verhaftung bestätigt worden war. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Arthur, Rafter und ihre Mitarbeiter stundenlang die weiteren Schritte geplant hatten. Die Zeit würde zweifellos RiverOaks in Rechnung gestellt werden, einfach weil das der Mandant war, der von dieser Sache am meisten betroffen war.
    Was für ein Public-Relations-Coup! Vier Absätze in der Samstagsausgabe.
    Bei den Pakistanis gab es keine Donuts mit Fruchtgeleefüllung. Ich kaufte statt dessen Kekse und fuhr zum Büro.
    Ruby lag vor dem Eingang und schlief, und als ich näher kam, fragte ich mich, wie lange sie wohl schon da war. Sie lag unter zwei oder drei alten Decken und hatte den Kopf auf eine große Einkaufstasche aus Segeltuch gebettet, in der sich ihre Habseligkeiten befanden. Ich räusperte mich und machte ein paar Geräusche, und sie erwachte und sprang auf.
    »Warum schlafen Sie hier?« fragte ich sie.

    Sie sah die Tüte mit den Keksen an und sagte: »Irgendwo muss ich ja schlafen.«
    »Ich dachte,

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