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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sieht’s mit Kaution aus?« fragte ich schließlich. Ich sah Gittertüren, vergitterte Fenster und geschäftige Wachen.
    »Ich glaube, Ihr Anwalt arbeitet daran«, sagte Gasko.
    Er übergab mich an Seargeant Coffey, der mich zur Wand stieß, meine Beine auseinander trat und mich abtastete, als suchte er nach einer 10-Cent-Münze.
    Nachdem er keine gefunden hatte, zeigte er mit einem Knurrlaut auf einen Metalldetektor. Ich ging unbeanstandet hindurch. Ein Summen, eine Tür schob sich zur Seite, und ich sah einen Gang mit Gittern auf beiden Seiten. Die Tür fiel hinter mir ins Schloss, und meine Hoffnung auf eine schnelle Entlassung schwand.
    Hände und Arme reckten sich durch die Gitter in den schmalen Gang. Die Männer beobachteten uns. Ich betrachtete wieder meine Füße. Coffey sah in jede Zelle; ich nahm an, dass er die Insassen zählte. Bei der dritten auf der rechten Seite blieb er stehen.
    Meine Zellengenossen waren schwarz und allesamt viel jünger als ich. Ich sah zunächst vier, doch dann entdeckte ich auf dem oberen Bett einen fünften. Es gab zwei Betten für sechs Personen. Die Zelle war ein kleines Rechteck, das auf drei Seiten von Gittern begrenzt wurde, so dass ich die Häftlinge nebenan und gegenüber sehen konnte. Die Rückwand bestand aus Beton. In einer Ecke stand eine kleine Toilette.
    Coffey schlug die Tür hinter mir zu. Der Bursche auf dem oberen Bett setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante, so dass seine Füße neben dem Gesicht des Mannes baumelten, der auf dem unteren Bett saß. Alle fünf starrten mich feindselig an, während ich an der Tür stand und versuchte, furchtlos und gelassen zu wirken. Ich suchte verzweifelt nach einem Platz auf dem Boden, damit ich nicht Gefahr lief, einen meiner Zellengenossen zu berühren.
    Zum Glück hatten sie keine Waffen. Zum Glück hatte man einen Metalldetektor installiert. Sie hatten keine Messer und Pistolen, und ich hatte, abgesehen von dem, was ich am Leib trug, keinerlei Wertgegenstände bei mir. Uhr, Brieftasche, Bargeld, Handy und alles andere hatte man mir abgenommen und quittiert.
    Der vordere Teil der Zelle war sicherer als der hintere. Ich ignorierte ihre Blicke und setzte mich mit dem Rücken zur Tür auf den Boden. Aus einer anderen Zelle ertönten Rufe nach der Wache.
    Zwei Zellen weiter kam es zu einer Schlägerei, und zwischen Betten und Gitterstäben hindurch sah ich, wie zwei große Schwarze den betrunkenen Weißen mit dem marineblauen Anzug in eine Ecke drängten und auf seinen Kopf einschlugen. Andere feuerten sie an, und im ganzen Flügel herrschte eine Atmosphäre der Gewalttätigkeit. Es war kein guter Augenblick, um weiß zu sein.
    Eine Tür wurde geöffnet, ein schriller Pfiff ertönte, und Coffey erschien und schwang seinen Gummiknüppel. Der Kampf war sofort vorbei, der Betrunkene lag reglos auf dem Bauch. Coffey ging zu der Zelle und fragte, was los sei. Niemand wusste etwas, niemand hatte etwas gesehen.
    »Ich will hier Ruhe haben!« sagte er und verschwand wieder.
    Minuten vergingen. Der Betrunkene begann zu stöhnen; irgendwo übergab sich jemand. Einer meiner Zellengenossen stand auf und kam zu mir herüber. Seine nackten Füße berührten fast meine Beine. Ich blickte auf und sah dann wieder zu Boden. Er starrte mich an, und ich wusste, nun würde es losgehen.
    »Hübsche Jacke«, sagte er.
    »Danke«, murmelte ich und gab mir Mühe, nicht sarkastisch oder in irgendeiner Weise provokativ zu klingen. Es war ein alter Blazer, den ich jeden Tag trug, mit Jeans und Khakihemd - meine Armenanwaltsverkleidung. Jedenfalls war er es nicht wert, sich dafür zusammenschlagen zu lassen.
    »Hübsche Jacke«, wiederholte er und stupste mich mit dem Fuß an. Der Bursche auf dem oberen Bett sprang herunter und kam näher, um besser sehen zu können.
    »Danke«, sagte ich noch einmal.

    Er war achtzehn oder neunzehn, groß und schlank und ohne ein Gramm Fett -
    wahrscheinlich ein Bandenmitglied, das sein ganzes bisheriges Leben auf der Straße verbracht hatte. Er war großspurig und wollte die anderen mit seinem Selbstbewusstsein beeindrucken.
    Ich würde das leichteste Opfer sein, das er je gefunden hatte.
    »So ‘ne Jacke hab ich nicht«, sagte er und stupste mich noch einmal, kräftiger diesmal, um mich zu provozieren.
    Weil du eben nur ein mieser kleiner Straßengangster bist, dachte ich. Stehlen konnte er sie nicht - wohin hätte er damit verschwinden sollen? »Soll ich sie dir leihen?« fragte ich.
    »Nein.«
    Ich

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