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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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zurück und ließ die Hüfte nach vorne schnellen, sodass er sie mit dem Knie in den Magen traf.
    Rivera wehrte den Stoß teilweise mit dem rechten Unterarm ab, doch das änderte nicht mehr allzu viel. Der Angriff kam mit solcher Wucht, dass sie von der Matte hochgehoben wurde und einen kehligen Laut hervorstieß. Rivera versuchte sein Bein zu packen, bevor er einen weiteren Angriff starten konnte, doch er wich einfach zurück.
    Rapp hätte sie sofort fertigmachen können. Noch ein Kniestoß, gefolgt von einem Ellbogenstoß gegen ihren Rücken, und es wäre vorbei gewesen – doch er wollte sehen, wie viel Mumm sie wirklich hatte. Es war eine Sache, jemanden anzugreifen, den man für unterlegen hielt; etwas ganz anderes war es, zu kämpfen, wenn man wusste, dass der andere stärker war.
    Rivera taumelte zur Seite und wich zurück, um erst einmal tief durchzuatmen. Dabei spürte sie einen stechenden Schmerz in der Seite und erkannte, dass möglicherweise eine Rippe gebrochen war. Sie schob den Gedanken beiseite und starrte Rapp an. Einen Moment lang kamen Zweifel in ihr hoch, die sie jedoch rasch unterdrückte. Er stand aufrecht da, was ihr eine gewisse Chance bot, ihm das Bein wegzuziehen. Wenn sie ihn auf den Boden bekam, konnte sie vielleicht einen entscheidenden Griff anbringen. Rivera verbiss sich den Schmerz und sah schließlich eine passende Strategie vor sich. Sie würde ihr Manöver mit einem Flugtritt starten und ihm dann mit einem Leg Sweep die Beine wegziehen.
    Rapp sah den Blick in ihren Augen. Er reizte sie bewusst, indem er aufrecht wie ein Thai-Boxer dastand, anstatt in Karateposition zu gehen. Er sah, wie sie kurz auf seine Beine blickte, bevor sie sich für ihren Angriff sammelte. Sie trat ein paar Schritte zurück, begann sich wieder elastischer zu bewegen und stürmte schließlich vorwärts. Rapp wartete bis zur letztmöglichen Sekunde. Er wollte nicht, dass sie ihr Manöver abbrach. Sobald sie mit dem rechten Bein zu dem erwarteten Flugtritt ansetzte, trat er nach vorne und nahm den Platz ein, den sie für ihren Leg Sweep gebraucht hätte. Rapp wehrte den Tritt mit der linken Hand ab und ging an ihr vorbei. Rivera kam ein wenig aus dem Gleichgewicht, und bevor sie reagieren konnte, hatte Rapp sie schon im Griff. Ein Arm glitt um ihren Hals, der andere unter die linke Achselhöhle. Er riss sie von den Beinen und setzte sein ganzes Gewicht ein, um sie auf die Matte zu werfen. Sie landete auf dem Hintern, und Rapp ging auf beide Knie nieder und verstärkte seinen Würgegriff von hinten.
    Rivera war nur einmal in einer solchen Lage gewesen, und es war nicht gut ausgegangen. Sie zog die Beine an und versuchte aufzustehen, doch er verstärkte seinen Druck nur noch weiter. Verzweifelt versuchte sie einen seiner Finger zu erwischen, um ihn zu brechen, bekam jedoch keinen zu fassen. Sie war ausgepumpt von dem Kampf und brauchte dringend Luft. Ihr war bewusst, dass sie nur die Hand heben musste, um aufzugeben, doch dazu konnte sie sich nicht durchringen. Mit letzter Kraft grub sie ihre Fingernägel in seinen Unterarm und versuchte dann seine Augen anzugreifen.
    Rapp verzichtete darauf, sie zur Aufgabe aufzufordern. Sie kannte die Spielregeln. Es war an ihr, um das Ende des Kampfes zu bitten, und an ihm, es ihr zu gewähren. Er erwartete aber nicht, dass sie aufgeben würde. In einem letzten Versuch, sich zu befreien, stieß sie nach seinen Augen – ein Manöver, mit dem man in einem Straßenkampf jederzeit rechnen musste, das aber hier im Dojo strikt verboten war. Er drehte den Kopf weg, und sie fügte ihm ein paar Kratzer an der Wange zu. Rapp hielt seinen Griff unerbittlich aufrecht, und ein paar Sekunden später erschlaffte sie.

32
    Rapp war nicht ins Schwitzen gekommen, und so zog er sich gleich an und wartete draußen auf Rivera. Sie kam zehn Minuten später, das feuchte Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    »Sie haben gewartet, um es noch ein bisschen auszukosten.« Rivera öffnete die rechte Seite ihres schwarzen Trenchcoats und legte die Hand an den Griff ihrer Dienstpistole.
    »Nein, aber Sie klingen so, als könnten Sie noch eine kleine Abreibung gebrauchen.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie gereizt.
    »Wir müssen reden. Haben Sie schon gefrühstückt?«
    Sie sah auf ihre Uhr. »Keine Zeit. Ich darf nicht zu spät zum Dienst kommen. Wenn ich mir auch nur eine Kleinigkeit zuschulden kommen lasse, bin ich meinen Job los.«
    »Ist das der Grund für Ihr Benehmen?«
    »Wenn Sie

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