Der Verrat
fährt?«
Rivera runzelte die Stirn, und ihre dünnen schwarzen Augenbrauen hoben sich über ihre Sonnenbrille. »Ich habe das Team geleitet. Normalerweise mache ich das, aber es kommt vor, dass die Politiker oder ihre Assistenten kurzfristig Anweisungen geben.«
»Ich habe gestern Nacht in dem Rohbericht gelesen, dass Alexander und seine Frau mit derselben Limousine ankamen, aber in verschiedenen Wagen wieder wegfuhren.«
»Sie haben den Rohbericht?«, fragte Rivera sichtlich überrascht.
»Ja, und keine Sorge. Sie kommen nicht schlecht darin weg.« Rapp war in diesem Punkt nicht ganz ehrlich, aber er konnte es nicht gebrauchen, dass sie sich jetzt auch noch deswegen aufregte. »Also, war es so? Dass Alexander und seine Frau im selben Wagen ankamen und in verschiedenen Wagen wieder abfuhren?«
»Ja.«
»In dem Bericht heißt es, dass Sie Special Agent Cash angewiesen hätten, Alexanders Frau im zweiten Wagen zu begleiten.«
»Ja«, antwortete Rivera zögernd. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
»Einen Moment noch, dann sage ich es Ihnen. Die Entscheidung, dass Alexanders Frau mit dem zweiten Wagen fahren soll – kam die von Ihnen oder von den Leuten im Wahlkampfteam?« Rapp bog nach links in die Constitution Avenue ein und sah weiter vorne zur Rechten das Washington Monument aufragen.
»Das haben die Leute vom Wahlkampfteam entschieden.«
Rapps Finger schlossen sich etwas fester um das Lederlenkrad. Er spürte, dass er der Wahrheit immer näher kam. »Wann hat man Sie davon informiert, wer wo mitfahren soll?«
»Ich schätze, ungefähr eine Viertelstunde, bevor wir zum Sitz des Vizepräsidenten aufbrachen. Aber genau weiß ich das nicht mehr. Solche Änderungen passieren andauernd – besonders in einem Wahlkampf.«
Rapp nickte. »Okay. Wenn die Leute vom Wahlkampfteam eine Änderung vornehmen wollen, dann teilen sie Ihnen das persönlich mit, nehme ich an.«
»Normalerweise schon, aber auch nicht immer. Manchmal gehen sie einfach zu dem Agenten, der gerade in der Nähe ist, damit er es mir sagt – aber ich habe schon klargestellt, dass sie mir solche Dinge immer persönlich sagen sollen.«
Rapp nickte. So weit, so gut. Bis jetzt war alles so, wie er es sich vorgestellt hatte. »Und damals, am Tag des Anschlags – wer hat Sie davon informiert, dass die Zuordnung zu den Wagen geändert wird?«
»Stu Garret.«
Rapp spürte einen leichten Druck in der Brust, als das Adrenalin zu strömen begann. »Stu Garret.«
»Kennen Sie ihn?«
»Nur vom Hörensagen.«
»Er ist extrem ungehobelt, vorsichtig ausgedrückt.«
»Das habe ich auch gehört.« Rapp wechselte auf die rechte Fahrspur, weil er in die 14 th Street einbiegen wollte. »War Agent Cash schon dem zweiten Wagen zugeteilt, oder war das eine kurzfristige Änderung?«
»Warum interessieren Sie sich für Agent Cash?«
Rapp bog rechts ab und seufzte. »Ach, nur so. Es geht da um ein paar Widersprüche, die aufgetaucht sind.«
»Ich weiß nicht, ob Ihnen das weiterhilft, aber wir hatten an dem Nachmittag sogar einen Streit, als ich ihm sagte, dass er Jillian Rautbort in ihr Hotel bringen soll.«
»Dann war das eine spontane Änderung?«
»Ja.«
»Und warum haben Sie gerade ihn dafür ausgewählt?«
»Das habe nicht ich getan. Sie hat ihn verlangt.«
Rapp sah sie überrascht an. »Sind Sie sich da sicher? Hat sie es Ihnen persönlich gesagt, oder hat es ein Assistent getan?«
Rivera überlegte einige Augenblicke. »Also, es war eigentlich Garret, der mir gesagt hat, dass sie ihn haben will.«
Rapp bog nach links in den Jefferson Drive ein. »Sind Sie sicher?«
»Ja, absolut sicher.«
»Und das war nicht ungewöhnlich?«
»Nein. Er war schließlich der Wahlkampfmanager. Er lief ständig herum und rief den Leuten irgendwelche Anweisungen zu, oft auch kurzfristige Änderungen.«
»Kam es öfter vor, dass Jillian gerade Agent Cash verlangte?«
»Ja. Wir haben ihn manchmal damit aufgezogen«, antwortete Rivera und lächelte in der Erinnerung an den toten Freund. »Manche der Agenten meinten sogar im Scherz, dass sie eine Schwäche für ihn hätte.«
Rapp lachte peinlich berührt. Sie schwiegen eine Weile, bis Rapp schließlich beim National Air and Space Museum anhielt. Er musste eine Entscheidung treffen. Es war ihm klar, dass Kennedy nicht begeistert sein würde, aber er würde seinem Instinkt folgen. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten«, sagte er schließlich.
Rivera war überrascht von der Eindringlichkeit, mit der er
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