Der Verrat
seine Bitte vorbrachte, und sah ihn argwöhnisch an. »Was?«
»Kennen Sie Jack Warch?«
»Natürlich.«
»Ich werde mit dem Präsidenten sprechen, damit er Warch in ungefähr eineinhalb Stunden anruft. Der Präsident wird ihm sagen, dass er Sie anweisen soll, alle Aufzeichnungen durchzusehen, die der Secret Service über Ross und Alexander hat – und zwar bis zurück zum vergangenen September. Ich möchte, dass Sie sich vor allem die letzten zwei Wochen vor dem Anschlag ansehen. Ich will wissen, ob sie vielleicht Besuch aus dem Ausland hatten. Und achten Sie auch darauf, ob Stu Garret erwähnt wird.«
Rivera nahm ihre Sonnenbrille ab und musterte Rapps raues Gesicht. »Warum haben Sie so komisch gelacht, als ich Ihnen sagte, dass ein paar Kollegen Cash damit aufzogen, dass Jillian auf ihn stehen würde.«
»Wie habe ich denn gelacht?«
»So als hätten diese Leute wahrscheinlich recht gehabt, ohne es zu wissen.«
Rapp blickte durch die Windschutzscheibe hinaus. »Haben Sie wirklich nicht gewusst, dass sie eine Affäre hatten?«, fragte er schließlich.
»Was?«, entgegnete Rivera schockiert.
»Sie haben es tatsächlich nicht gewusst?«, fragte Rapp ungläubig.
»Ich habe Matt Cash schon sehr lange gekannt. Er war ein guter Vater und Ehemann. Es ist ausgeschlossen, dass er seine Familie betrogen hätte.«
»Ach ja.« Rapp griff in seine Tasche und zog eine Kopie eines der Fotos aus Palm Beach hervor. Er legte ihr das Bild in den Schoß. »Wenn das hier nicht Agent Cash mit Jillian Rautbort ist – würden Sie mir dann vielleicht verraten, wer das ist?«
Rivera starrte das Foto entsetzt an und brachte kein Wort heraus.
44
Die Lobby im Willard Hotel erwachte so richtig zum Leben. Es war 11:28 Uhr, und zahlreiche Gäste kamen und gingen, um essen oder einkaufen zu gehen. Garret versuchte trotz des Betriebs zu arbeiten, und er schwor sich bereits, dass er dem Nächsten, der ihm gratulieren wollte, seinen BlackBerry an den Schädel knallen würde. Er saß mit dem Gesicht zur Tür – in der Hoffnung, dass der Mann, mit dem er zum Mittagessen verabredet war, irgendwann einmal ein Foto von ihm gesehen hatte; er hatte nämlich keine Ahnung, wie der Typ aussah.
Garret hatte seine Bifokalbrille aufgesetzt, um mit dem kleinen Bildschirm des BlackBerrys zurechtzukommen. Mit dem Daumen drehte er an dem schwarzen Rädchen an der Seite des Geräts und klickte auf das Wettersymbol. Wenige Sekunden später erschien die Fünftagevorhersage. Schon seit Monaten grauste ihm bei dem Gedanken an die Amtseinführung. Jedes Mal, wenn er daran dachte, stellte er sich vor, wie er auf den Stufen des West Capitol sitzen und sich den Arsch abfrieren würde. Nun las er, dass eine Warmfront über die Hauptstadt zog. Die Temperaturen würden heute Nachmittag auf über zehn Grad klettern, und für das große Ereignis am Samstag wurden sogar milde fünfzehn Grad vorhergesagt. Diese verdammten Wetterheinis, dachte er. Vor zwei Tagen hatten sie noch gemeint, dass die Temperaturen am Wochenende nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen würden.
Erfreut über die aktuelle Vorhersage drehte er am Rädchen und klickte eine seiner gespeicherten Websites an. Es handelte sich um eine Online-Auktion, die auf alte Motorräder spezialisiert war. Garret musste einige Gebote überprüfen. Bei einem der Motorräder musste das letzte Gebot bis zehn Uhr abends abgegeben werden. Während er gerade nach dem neuesten Gebot sah, kam ein Piepton aus dem BlackBerry, und die Inbox zeigte an, dass eine Nachricht eingetroffen war. Plötzlich tauchten noch drei weitere Nachrichten auf. Garret öffnete die Inbox und sah, dass die erste Nachricht eine Mitteilung vom »Drudge Report« war. Die drei anderen kamen von anderen Online-Nachrichtendiensten. Da braute sich irgendwas zusammen. Garret klickte den Link an und sah die schnörkellose Homepage des Drudge Report vor sich. Die Schlagzeile ganz oben lautete: »Präsident hält Pressekonferenz heute Mittag. CIA-Direktorin vor dem Rücktritt.«
Garret ballte triumphierend die Faust und drückte die Taste, unter der er die Telefonnummer von Mark Ross gespeichert hatte.
Ross meldete sich nach dem zweiten Klingeln. »Ja?«
»Wie ist es in Langley gelaufen?«
»Sie ist tot, und sie weiß es noch nicht einmal.«
»Ich glaube, jetzt weiß sie es.«
»Was gibt’s?«
»Drudge meldet, dass der Präsident heute Mittag eine Pressekonferenz abhält.«
»Worüber?«
»Es heißt, dass Irene Kennedy zurücktreten
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