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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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nicht mehr gewachsen war. Nein, diese Genugtuung würde sie ihnen nicht geben. Sie hatte mehr als einen Monat Urlaub angehäuft, und den würde sie jetzt nehmen. Ja, sie würde jetzt erst einmal in den Westen abhauen und ein wenig Ski fahren. Vielleicht würde sie auch ihre Familie besuchen. Ihre Verwandten waren besorgt um sie gewesen, als sie zu Weihnachten dort war, doch nach zwei Tagen waren sie ihr so auf die Nerven gegangen, dass sie aufbrach, um Freunde in Tahoe zu besuchen. Drei Tage war sie über die Buckelpisten gebraust, bis ihr der Rücken so wehtat, dass sie nicht mehr konnte.
    Rivera nahm sich ein Taschentuch und wischte sich die Augenwinkel ab. Sie warf das Tuch in den Abfallkorb und beschloss, Urlaub zu nehmen. Sie wollte ihrem Chef gerade eine E-Mail schicken, als das Telefon klingelte. Die Nummer auf dem Display sagte ihr nichts, doch sie hob trotzdem ab.
    »Hier Special Agent Rivera.«
    »Treffen wir uns unten auf der Straße.«
    »Wer spricht da?«
    »Ihr Sparringspartner. Schwingen Sie Ihren Hintern herunter. Wir müssen reden.«
    »Oh … Sie sind’s. Netter Artikel in der Times. Klingt, als hätten Sie richtig Mist gebaut.«
    Rapp lachte. »Sie sollten eigentlich besser als jeder andere wissen, dass man nicht alles glauben darf, was in der Zeitung steht.«
    Rivera blickte über die Trennwand des Großraumbüros hinweg. »In meiner derzeitigen Situation ist es wahrscheinlich keine gute Idee, wenn ich mich mit Ihnen sehen lasse.«
    »Hören Sie … ich habe viel zu tun. Ich habe hier etwas, das Sie sicher gern sehen würden. Glauben Sie mir. Mein Wagen steht unten an der Straße. Der silberne Audi A8.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Rivera hielt den Hörer einige Augenblicke in der Hand und legte ihn langsam auf. Sie betrachtete ihren leeren Schreibtisch, der sie daran erinnerte, wie wenig sie von ihrer beruflichen Zukunft noch zu erwarten hatte, und kam rasch zu dem Schluss, dass sie nichts zu verlieren hatte. Sie nahm ihre Handtasche und ging zum Aufzug. Zweieinhalb Minuten später saß sie auf dem Beifahrersitz von Rapps Wagen.
    »Ich hoffe, Sie haben mir wirklich etwas Interessantes zu zeigen«, sagte sie, setzte ihre Sonnenbrille auf und sah Rapp an.
    »Schnallen Sie sich an«, forderte er sie auf, trat aufs Gaspedal und brauste in den Verkehr hinaus.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte Rivera, während sie noch mit ihrem Sicherheitsgurt hantierte.
    »Nirgendwohin.«
    Sie zeigte mit der rechten Hand auf die vorbeiziehenden Häuserfronten hinaus. »Offensichtlich fahren wir ja irgendwohin.«
    »Jedenfalls an keinen bestimmten Ort. Ich wollte nur nicht, dass uns irgendjemand sieht, der uns kennt.«
    »Fein. Was wollten Sie mir zeigen?«
    »Ich habe zuerst ein paar Fragen an Sie.« Rapp betätigte den Blinker, bog in die 19 th Street ein und fuhr in südlicher Richtung auf die National Mall zu.
    »Ich mag keine Spielchen. Ich bin heute nicht in Stimmung. Zeigen Sie mir einfach, was Sie haben.«
    Rapp senkte seine Sonnenbrille ein wenig und blickte sie über den Rand hinweg an. »Sie mögen keine Spielchen? Wie würden Sie denn das nennen, was Sie da im Karatestudio mit mir gemacht haben?«
    Sie zog es vor, nicht darauf zu antworten, und sagte stattdessen: »Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist oder ob es Ihnen irgendwas ausmacht, aber meine Karriere ist so gut wie vorbei. Dreizehn Jahre für nichts.«
    Rapp hielt an einer Ampel an. »Ist mir nicht aufgefallen, nein, und es ist mir im Moment auch ziemlich egal. Ich will Antworten, und zwar schnell.«
    Sie schüttelte den Kopf und blickte aus dem Fenster.
    »Ich bin wenigstens ehrlich.«
    »Wirklich nett. Ein ehrlicher Spion. Sie müssen eine seltene Ausnahme sein.«
    Rapp war kein Spion, aber er hatte keine Lust, seine Zeit damit zu verschwenden, sie darauf aufmerksam zu machen. »Sie haben gesagt, dass Sie am Tag des Anschlags die Limousinen nicht den Platz haben tauschen lassen.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Als die Konferenz vorbei war, kurz vor der Explosion, da gingen doch alle zu den Wagen, haben Sie mir erzählt. Sie sind zu Ross und Alexander in die erste Limousine eingestiegen, und Alexanders Frau in die zweite.«
    »Das stimmt.«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und Rapp nahm den Fuß vom Bremspedal. »Und die Limousinen haben nie den Platz getauscht. Sie blieben in dieser Reihenfolge bis zur Explosion?«
    »Ja, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Ich will nur sichergehen. Wer entscheidet, wer mit welchem Wagen

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