Der Verrat
Stroble nahmen eine der Limousinen und parkten vor dem Air-France-Terminal. Rapp, Dumond und Hacket nahmen den weißen Van und folgten Brooks und Wicker, die im anderen Mercedes saßen, zum Rivage. Brooks und Wicker checkten ins Rivage ein, während der Rest des Teams zum D’Angleterre ein paar Blocks weiter fuhr. Rapp und die beiden anderen warteten draußen, bis die beiden Jungvermählten Garrets Zimmer verwanzt hatten.
Inzwischen gelang es Dumond, Garrets Handynummern in das Echelon-Lauschsystem der National Security Agency einzufügen. Die CIA arbeitete in Auslandsangelegenheiten eng mit der NSA zusammen. Keine der beiden Behörden wollte sich dabei erwischen lassen, dass man ganz bewusst US-Bürger im Ausland bespitzelte – deshalb hatten sie ein System entwickelt, mit dem bestimmte Telefonnummern für kurze Zeit – einen Tag oder zwei – abgehört werden konnten, um sie danach aus dem System zu löschen, so als hätte es nie eine Überwachung gegeben. Garrets E-Mail-Adressen wurden ebenfalls auf die Liste gesetzt. Der bis dahin schwierigste Teil der Operation war die Reservierung eines Tisches für Brooks und Wicker im Le Bearn. Wicker steckte dem Concierge im Rivage einen Hundert-Dollar-Schein zu, was den Mann völlig unbeeindruckt ließ. Es brauchte schon zwei weitere Scheine, ehe er ihnen einen Tisch garantieren konnte.
Neben sich auf dem Sitz hatte Rapp einen Laptop stehen. Wicker und Brooks waren bereits im Le Bearn angekommen und hatten dort mehrere Miniaturkameras und Lauschvorrichtungen installiert – an der Bar, im Restaurant und auf den Toiletten. Dumond überwachte unterdessen das Geschehen vom Van aus, der einen halben Block vom Restaurant entfernt stand. Im Moment sah er auf seinem Monitor ein Bild von der Straße vor dem Restaurant, die Eingangstür des Lokals von innen und zwei verschiedene Blicke auf den Speisesaal. Dumond zeichnete alles auf.
50
Garret trat ein paar Minuten zu früh durch die Eingangstür und wurde sofort von drei Männern im Smoking aufgehalten. Im Le Bearn gab es keinen Zutritt zur Bar, wenn man keine Reservierung zum Essen hatte. Der kleinste der drei Männer begrüßte Garret auf Französisch. Er war höflich, aber unnachgiebig. Garret ignorierte die Begrüßung und sagte dem Mann, dass er mit Joseph Speyer zum Essen verabredet sei. Ihr Benehmen änderte sich augenblicklich. Einer der Männer nahm ihm die Jacke ab, ein anderer verschwand, und der dritte begann ein Loblied auf einen der ehrenwertesten Bankiers der Stadt zu singen.
Der Mann selbst tauchte wenige Minuten später auf. Neben Garret mit seinem ungehobelten Benehmen und seiner unpassenden Kleidung wirkte Speyer in seinem blaugrauen Flanellanzug mit dezenten hellgrauen Nadelstreifen wie aus einer Anzeige in einem Lifestyle-Magazin. Der Anzug saß perfekt an seinem dünnen Körper, und die handgearbeiteten italienischen Schuhe passten zur Fassung seiner Brille. Speyers schütteres hellbraunes Haar war kurz geschnitten und leicht nach vorne gekämmt.
Kaum waren sie zur Bar gegangen, kamen vier Männer durch die Tür. Zwei von ihnen waren mit ihrer groß gewachsenen, bulligen Statur unschwer als Bodyguards zu erkennen. Die beiden älteren Männer in der Mitte waren Cy Green und Alexander Gordievsky. Sie sahen rein äußerlich ziemlich unterschiedlich aus. Green wirkte locker und selbstbewusst mit seinem glatt zurückgekämmten Haar, dem offenen Hemdkragen, der goldenen Halskette und dem teuren zweireihigen Sakko. Neben dem braun gebrannten Green sah Gordievsky ziemlich bleich aus. Sein braunes Haar wuchs nur noch an den Seiten und hinten einigermaßen dicht, und sein Anzug glänzte ein bisschen zu aufdringlich.
Man schüttelte einander die Hände, und die Belegschaft des Restaurants empfing die Gruppe mit großem Tamtam. Sie wurden zu einem Ecktisch geführt, wo Green und Gordievsky darauf bestanden, mit dem Rücken zur Wand zu sitzen. Die beiden hünenhaften Bodyguards bekamen den Tisch neben ihnen. Eine spezielle Weinkarte wurde gebracht und Green gereicht, der jedoch ablehnte und mit einer Geste zu verstehen gab, dass Speyer für den Wein zuständig war.
Während der Banker die Karte studierte, wandte sich Green mit einem diabolischen Grinsen an Garret. »Sie haben sich einen guten Zeitpunkt für Ihren Besuch ausgesucht. Heute Nacht wird es richtig lustig. Wenn wir mit diesem exquisiten Mahl fertig sind, werden wir ein paar fantastische Clubs aufsuchen, und danach werden wir zu mir gehen und uns eine
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