Der Verrat
schwersten reinkommt«, fügte Dumond hinzu, ohne aufzublicken.
»Ist es das, woran Sie gerade arbeiten?«, fragte Kennedy.
»Nein. Etwas anderes.« Dumond hatte seinen Kaffee noch nicht angerührt. Seine Zeigefinger flogen immer noch über die winzigen Tasten.
Kennedys stoischer Blick wandte sich Rapp zu. »Was ist mit unserem weißrussischen Freund?«
»Noch nichts. Hornig sagt, dass sie noch ein bisschen Zeit braucht, bis er so weit ist.«
»Wie lange noch?«, fragte Kennedy ungeduldig.
»Sie meint, dass sie vielleicht morgen früh mit der Befragung beginnen kann.« Rapp spürte ihre Frustration. »Ich dachte, wir stünden nicht unter Zeitdruck.«
»In zwei Tagen haben wir einen neuen Präsidenten und einen neuen Vizepräsidenten, die möglicherweise des Mordes und Verrats schuldig sind. So wie sich Ross momentan benimmt, wird er keine Sekunde zögern, mich loszuwerden. Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, solange wir noch die Möglichkeiten dazu haben.«
»Ja!«, rief Dumond triumphierend und blickte lächelnd auf. »Der kleine Bastard hat mich länger aufgehalten, als ich dachte.«
»Welcher kleine Bastard?«, fragte Rapp.
»Die Firewall von T-Mobile. Sie müssen irgendeinen neuen Spitzenmann im Team haben. Normalerweise brauche ich höchstens eine Minute für so etwas. Diesmal hat es volle zehn Minuten gedauert.«
»Wonach suchst du denn?«
»Garret hat zwei Telefone. Das eine ist ein BlackBerry bei Verizon, das andere ein Motorola bei T-Mobile.« Dumond drehte den kleinen Computer um neunzig Grad, damit Rapp und Kennedy auf den Bildschirm sehen konnten. »Hier sind alle seine Anrufe.«
Kennedy wirkte sichtlich nervös. »Marcus, ich gehe davon aus, dass sich das nicht zu Ihnen zurückverfolgen lässt.«
Dumond schnaubte verächtlich. »Jeder, der bis drei zählen kann, kommt in so ein System rein. Aber wenn ich das mache, dann weiß hinterher niemand, dass ich da war.«
»Irgendwas in die Schweiz?«, fragte Rapp und beugte sich vor, um den Bildschirm zu studieren. Es waren nur die Nummern angegeben, die er angerufen hatte oder von denen er angerufen worden war. Keine Namen. Es schienen keine internationalen Gespräche verzeichnet zu sein. »Kannst du auch herausfinden, wer hinter den Nummern steckt?«
»Kein Problem.« Dumond drehte den Computer zu sich zurück, drückte ein paar Tasten und präsentierte ihnen das Ergebnis. »Hier sind die Namen zu den Nummern, die er angerufen hat, samt Datum und Uhrzeit.«
Rapp beugte sich ganz nahe zum Bildschirm, damit er die winzige Schrift lesen konnte. Die Anrufe waren so gereiht, dass der letzte ganz oben stand. Rapp überflog die Liste, und etwa in der Mitte der ersten Seite sprang ihm ein Name ins Auge. »Also, das ist ja bemerkenswert.«
»Was?«, fragte Kennedy. Sie hatte ihre Lesebrille nicht zur Hand.
»Unser kleiner Kumpel Tom Rich von der New York Times hat Garret heute Nachmittag während deiner Pressekonferenz angerufen.«
»So ein Zufall«, meinte Kennedy.
Rapp scrollte zu den Anrufen vom Vortag weiter. »Sieh mal an. Garret hat gestern dreimal Tom Rich angerufen. Und Rich hat Garret auch einige Male angerufen. Das hier ist interessant. Er hat Garret gestern Abend um neun nach sieben angerufen. Ich weiß noch, dass ich auf die Uhr sah, als wir in deinem Büro waren. Das war um vier Minuten nach sieben. Er muss Garret sofort angerufen haben, nachdem unser Gespräch mit ihm beendet war.«
Rapp holte sein Handy hervor, drückte die Anruftaste und scrollte zu der Nummer, die er suchte. Erneut drückte er auf die Anruf taste, und nach mehrmaligem Klingeln hatte er Agent Rivera am Telefon. »Wie sieht es mit den Berichten aus?«
»Es dauert ein bisschen.«
»Sind die Berichte von gestern schon da?«
»Ja, aber ich habe sie nicht vor mir liegen.«
»Können Sie sie holen?«
»Einen Moment, ich muss den Computer einschalten.«
Rapp lehnte sich auf seinem Sessel zurück und wartete.
»Ich habe sie jetzt vor mir auf dem Bildschirm. Was brauchen Sie?«
»Mit wem hat sich Ross gestern getroffen?«
Rivera begann auf einer langen Liste zu lesen. Nach etwa fünfzehn Sekunden verlor Rapp die Geduld und fragte: »Hat er sich mit Tom Rich getroffen?«
»Dem Journalisten?«
»Ja.«
»Mitch«, erwiderte sie zögernd. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen diese Informationen geben kann.«
»Ich habe es eilig, Maria. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass es wichtig ist.«
Sie schwieg einige Augenblicke, ehe sie schließlich antwortete:
Weitere Kostenlose Bücher