Der Verrat
steht es dann mit Josh? Was glauben Sie, wie der künftige Präsident der USA reagieren wird, wenn er erfährt, dass Sie seine geliebte Frau ermordet haben, nur damit Sie Ihre unrechtmäßig erworbenen Milliarden behalten können?« Garret lehnte sich zurück, überzeugt, dass dieser Schlag gesessen hatte. »Vielleicht steckt er Ihnen eine Tomahawk-Rakete in den Arsch. Oder er sorgt dafür, dass einer seiner Flugzeugträger zufällig Ihre Jacht rammt, wenn Sie einmal draußen auf dem Mittelmeer sind.« Garret nahm sich ein Stück Brot aus dem Korb. »Ich würde mir den Oberbefehlshaber der einzigen Supermacht der Welt nicht gern zum Feind machen.«
Greens Gesicht verfärbte sich dunkelrot vor Zorn. »Undankbarer kleiner Scheißer. Das war nicht meine Idee.«
»Unsinn!«, zischte Garret.
»Sie und Ihr Boss haben mir etwas von Ihren Problemen vorgejammert.«
»Er ist nicht mein Boss!«
»Entschuldigung«, verbesserte sich Green. »Ihr zukünftiger Vizepräsident.«
»Unser Vizepräsident. Vergessen Sie nicht, dass Sie die amerikanische Staatsbürgerschaft sehr gern wieder zurückhätten.«
Speyer hielt es nicht länger aus. Es war laut im Restaurant, dennoch blickten bereits ein paar Gäste zu ihnen her. »Gentlemen, ich denke, Sie haben beide Ihren Standpunkt deutlich gemacht. Sie haben eine Vereinbarung getroffen. Cy hat seinen Teil erfüllt, und jetzt liegt es an Ihnen, Stu, das Gleiche zu tun. Dürfte ich einen Toast vorschlagen?« Speyer hob sein Glas. »Auf Cys Begnadigung, die bestimmt am Samstag unterschrieben wird.«
Sie stießen mit ihren Gläsern an, und Green fügte lächelnd hinzu: »Das will ich sehr hoffen.«
Garret erwiderte das Lächeln. »Keine Sorge«, sagte er, »es klappt bestimmt. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss mal pinkeln.«
Als Garret draußen war, wandte sich Speyer an Green. »Ich habe dem Mann noch nie getraut«, sagte er. »Ich habe dir ja gesagt, dass das Ganze ein Wahnsinn ist. Was ist so schlimm an dem Leben, das du hier hast? Warum musst du unbedingt nach Amerika zurück?«
»Das wirst du nie verstehen. Du bist ja nicht dort zur Welt gekommen.« Green blickte zur Bar hinüber, wo eine hübsche Blondine saß. Er hob sein Glas und lächelte ihr zu. Zu Speyer gewandt, fragte er: »Kommst du nachher mit? Es wird sicher eine wundervolle Show.«
Speyer wünschte sich, dass sie ihn endlich in Ruhe ließen, damit er ein paar exquisite Weine auswählen konnte. »Ich weiß nicht recht. Ich soll mich mit ein paar Kollegen treffen.«
Green sah ihn mit einem breiten Grinsen an. »Ach ja? Wo? Im Le Pretexte, damit ihr ein paar hübschen Jungs bei Fesselungsspielen zusehen könnt?«
Green hatte recht. Speyer hatte tatsächlich vor, sich mit ein paar Freunden in Genfs angesagtestem Schwulen-Nachtclub zu treffen. »Gibt es da nicht so ein schönes Sprichwort?«
»Jedem Tierchen sein Pläsierchen«, sagte Green und hob sein Glas. »Du kannst ruhig einen Freund mitbringen. Ich lasse zusätzlich zu den Mädchen auch ein paar hübsche Jungs kommen. Wir werden Mr. Garret zeigen, was wir hier in Genf unseren Gästen zu bieten haben.«
51
Rapp hatte auf seinem Bildschirm verfolgt, wie Garret das Restaurant betrat. Als Speyer eintraf, war Rapp bereits in Position, um zu beobachten, wie der Mann seinen Wagen dem Parkservice übergab. Als schließlich ein schwarzer Hummer vorfuhr, hatte Rapp das Gefühl, dass er gleich die beiden letzten Teilnehmer an dem Vier-Personen-Abendessen sehen würde. Sein Gefühl verstärkte sich, als ein Mann von der Statur eines Footballspielers aus dem Fahrzeug stieg und sich kurz im Restaurant umsah, um dann gleich wieder herauszukommen. Ein weiterer Hüne stieg aus dem Wagen, während ein dritter hinter dem Lenkrad sitzen blieb. Dann kamen die beiden Männer, die sie zu beschützen hatten.
Rapp erkannte Gordievsky sofort. Er hatte im Flugzeug die Akte des Mannes studiert. Der zweite Mann hatte etwas Vertrautes an sich, doch es wollte ihm nicht einfallen, woher er ihn kannte. Als sie das Restaurant betraten, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu und griff nach dem kleinen Ohrhörer, der an den Laptop angeschlossen war. Im nächsten Augenblick hatte er die Geräusche aus dem Inneren des Restaurants im Ohr. Rapp lehnte sich zurück und machte es sich bequem. Er ging davon aus, dass er einen langen Abend des Beobachtens, Zuhörens und Wartens vor sich hatte.
Nicht einmal eine Minute später bemühte er sich angespannt, jedes Wort zu
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