Der Verrat
hob sein Glas, um auf sich selbst zu trinken.
Green ignorierte die Geste. »Und wie bist du es geworden? Glaubst du wirklich, Josh hätte dich als Vize genommen, wenn ihm sein Schwiegervater nicht dazu geraten hätte? Sein Schwiegervater ist, wie du weißt, mein Partner im Immobiliengeschäft.«
»Cy, das ist doch jetzt wirklich nicht so wichtig. Wir …«
Green ließ ihn nicht ausreden. »Ich habe ihm gesagt, dass du unsere Probleme bereinigen könntest, wenn wir dich ins Weiße Haus bringen. Und was war dann? Dann habe ich deinen Arsch noch ein zweites Mal retten müssen. Und jetzt wär’s an der Zeit, dass du dich revanchierst.«
Plötzlich wünschte sich Ross, er wäre nüchtern zu diesem Gespräch gekommen. Im Moment könnte er einen klaren Kopf gebrauchen. »Es würde deinen Partner bestimmt interessieren, dass du seine Tochter hast umbringen lassen.«
Green biss die Zähne zusammen und trat einen halben Schritt zurück. »Du redest dir wohl ein, dass du mit der ganzen Sache nichts zu tun hast, was?«
»Oh, ich hatte einiges damit zu tun. Ich wäre fast draufgegangen dabei.«
»Das ist wirklich unglaublich – du bist ja noch selbstsüchtiger als ich.«
Ross nahm einen Schluck von seinem Wein. »Wir hatten in den Umfragen aufgeholt. Ich denke, wir hätten …«
»Ich denke, du bist ein Idiot!«, versetzte Green erbost. »Ihr habt keinen Millimeter in den Umfragen aufgeholt – und selbst wenn es so gewesen wäre, hätten sie einfach die Fotos von Jillian an die Öffentlichkeit gebracht. Dann hätte jeder gesehen, wie diese kleine Schlampe einem Secret-Service-Agenten einen bläst. Die Amerikaner sind heute vielleicht auch nicht mehr so prüde, wie sie einmal waren, aber eine Hure als First Lady würden sie nie akzeptieren.«
»Diese Enthüllung hätte auch nach hinten losgehen können, wenn die Fotos veröffentlicht worden wären.«
»Du hast wirklich den Blick für die Realität verloren«, erwiderte Green lachend. »Muss ich dich vielleicht an den verzweifelten Anruf erinnern, den ich einen Monat vor der Wahl von dir bekam? Dein Pitbull von einem Wahlkampfmanager hat dieses Foto von Jillian bekommen … und auf die Rückseite hat jemand geschrieben Du wirst nie gewinnen. Weißt du nicht mehr, wie du mich damals angerufen hast? Du bist fast in Tränen ausgebrochen. Weißt du noch, wie du gesagt hast, wir sollten das Miststück umbringen lassen?«
Green war mehr als zehn Zentimeter kleiner als Ross, doch er richtete sich auf, sodass er fast auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber war. »Rede dir nur weiter ein, dass du nichts mit der Sache zu tun hast. Das hilft dir wahrscheinlich im Umgang mit den Leuten, aber mir gegenüber kannst du den Unsinn lassen. Du bist genauso ein Scheißkerl wie ich. Der einzige Unterschied zwischen uns beiden ist, dass ich mir nichts vormache.«
»Ich habe die vergangenen zwölf Jahre im Dienst der Öffentlichkeit gearbeitet, und ich muss mir nicht …«
»Du hast dein ganzes Leben nur für dich selbst gearbeitet. Du hast nicht für den Senat kandidiert, weil du anderen helfen wolltest. Du hast es getan, um dein Ego zu befriedigen. Also bitte erspar mir dein Geschwätz. Ich kenne dich genau, auch wenn du dich selbst nicht kennst.«
»Weißt du, Cy, ein bisschen Dankbarkeit wäre durchaus angebracht.«
»Dankbarkeit wofür? Dafür, dass ich mit dir sprechen darf? Willst du mich verarschen? Der Einzige, der hier dankbar sein sollte, bist du. Ich habe dir zu deinem Wahlsieg verholfen. Du hast überhaupt nichts getan. Ich zeige dir meine Dankbarkeit, wenn du dafür sorgst, dass in einer Woche meine Begnadigung unterschrieben wird.«
Ross nickte. »Ich arbeite daran, aber es könnte etwas länger dauern.«
»Mehr Zeit bekommst du nicht. Du hast mir versichert, dass du Präsident Hayes dazu bringen wirst, die Begnadigung zu unterschreiben, also sorg gefälligst dafür, dass sie kommenden Samstag zusammen mit den anderen unterzeichnet wird.«
»Ich werde es schon schaffen«, versicherte Ross, wohl wissend, dass Green keine andere Antwort akzeptieren würde. Um das Thema zu wechseln, fragte er: »Der Mann, den du angeheuert hast … hast du dich schon um ihn gekümmert?«
»Ich arbeite daran. Warum?«
»Das FBI weiß, dass es ihn gibt.«
»Wissen sie, dass er es war?«
»Nein, aber wir sollten es nicht dem Zufall überlassen. Er muss weg.«
»Mach dir darüber keine Sorgen.« Green zeigte mit dem Finger anklagend auf Ross. »Kümmere du dich um meine
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