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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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einmarschierten?«
    »Das waren nicht die Freunde meines Vaters, und es war neunzehnvierzig.« Speyer trat vor und nahm dem Mann die sündteure Flasche aus der Hand.
    »Ich dachte, es sei allgemein bekannt, dass sich die Nazis die Privatsammlung der Rothschilds unter den Nagel gerissen haben. Schon ein seltsamer Zufall, dass der Sohn eines Schweizer Bankers im Besitz von so vielen seltenen Weinflaschen ist.«
    »Ich kann dir versichern«, erwiderte Speyer nun schon etwas ruhiger, »dass ich jede Flasche in diesem Keller bezahlt habe. Das meiste mit dem Geld, das ich verdiene, indem ich dein immenses Vermögen vor den amerikanischen Behörden verberge.«
    Der Mann mit dem New Yorker Akzent lächelte breit und zeigte dabei seine strahlend weißen Kronen. »Du bist jeden Penny wert, Joseph. Aber wie wär’s, wenn wir zur Feier unseres Sieges eine von diesen seltenen Flaschen aufmachen?«
    Der Banker zögerte einen Augenblick. »Also, das ist eine großartige Idee«, stimmte er schließlich begeistert zu. »Eine wirklich großartige Idee. Ich werde ihn in eine Karaffe füllen, aber ich werde etwas heraussuchen, das nicht ganz so teuer ist und deinem barbarischen amerikanischen Gaumen viel mehr zusagen wird.« Speyer schlenderte davon und ließ die beiden Amerikaner allein.
    »Cy, du siehst gut aus.«
    Cy Green war 1950 in New York als Sohn jüdischer Einwanderer geboren, die aus Ungarn geflüchtet waren, als die Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg die Macht im Land an sich rissen. Seine erste Million machte er mit fünfundzwanzig und seine erste Milliarde mit fünfunddreißig Jahren.
    »Danke«, antwortete Green. »Ich bin schon längere Zeit im Urlaub.«
    Ross lächelte, wagte aber nicht zu lachen.
    »Gratuliere zum Wahlsieg«, sagte Green und hob die Augenbrauen.
    »Danke.«
    »Wie geht es mit meiner Begnadigung voran?«
    »Wir arbeiten daran«, versicherte Ross.
    »Ihr arbeitet daran? Das klingt nicht sehr überzeugend.«
    »Cy, ich kann dir nicht garantieren, dass es mir gelingt.«
    »Vor drei Monaten hast du mir noch alle Garantien gegeben, als du verzweifelt warst.«
    »Das ist eine heikle Situation. Es könnte sich rächen, wenn wir zu sehr darauf drängen.«
    »Es wird sich rächen, wenn ihr euch nicht genug anstrengt«, versetzte Green bissig. »Und wie es sich rächen wird.«
    »Du brauchst mir nicht zu drohen.«
    »Die amerikanischen Behörden haben mir über eine Milliarde Dollar an Vermögenswerten eingefroren, meine Firmen in den Staaten zahlen fünfzigtausend Dollar pro Tag wegen Missachtung des Gerichts, und ich habe seit vier Jahren keinen Fuß mehr in das Land gesetzt, das ich liebe. Mein Anwesen in Palm Beach, mein Penthouse in New York, meine Villa in Beverly Hills … alles haben die Behörden beschlagnahmt. Nicht einmal meine eigenen Kinder dürfen meine Häuser noch betreten.«
    Der Martini, den er getrunken hatte, verlieh Ross zusammen mit dem jüngsten Wahlerfolg ein bisschen mehr Mut, als er normalerweise gehabt hätte. »Vielleicht hättest du dir das alles früher überlegen sollen – bevor du dich auf Geschäfte mit dem Feind eingelassen hast. Ganz zu schweigen von Betrug und Steuerhinterziehung.«
    »Du brauchst mir keinen Vortrag über die Feinheiten des internationalen Geschäftswesens zu halten«, versetzte Green gereizt. »Ich bin das Opfer eines übereifrigen Staatsanwalts.«
    »Wenn das der Fall ist, dann solltest du ihm mit einer Armee von teuren Anwälten vor Gericht gegenübertreten und ihn als den unfähigen Mistkerl bloßstellen, für den du ihn hältst.«
    Green war es nicht gewohnt, dass jemand so mit ihm sprach. Schon gar nicht jemand, der ihm so viel verdankte. Er wollte schon seinem Ärger Luft machen, als Speyer mit zwei vollen Weingläsern zurückkam.
    »Einer eurer Landsleute hat mir eine Kiste davon geschickt. Caymus Vineyards Special Selection Cabernet Jahrgang vierundneunzig. Ein idealer Tafelwein, den man bei euren Grillfesten im Garten servieren kann. Aber sicher nicht auf einem Fest von mir.«
    Green nahm sein Glas entgegen. »Joseph«, sagte er, »kannst du uns noch ein paar Minuten allein lassen?«
    »Aber sicher. Ich lege ein bisschen Musik auf.«
    Als ihr Gastgeber weit genug weg war, verzerrte sich Greens Gesicht vor Zorn. »Du bist entweder betrunken oder mächtig stolz auf dich selbst.«
    »Es ist wahrscheinlich ein bisschen von beidem«, meinte Ross lächelnd. »Schließlich bin ich der designierte Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika.« Er

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