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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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kam zur nächsten Treppe.
    »Wo bist du?«
    Rapp blickte über das Geländer hinunter und sah die beiden Männer auf dem Treppenabsatz im ersten Stock. »Ich bin im Hotel und verfolge zwei russische Idioten, die gerade in den Tod rennen.«
    »Warte, bis wir da sind.«
    Die Männer erreichten die Brandschutztür und stürmten in die Lobby.
    »Glaubst du, ich kann nicht allein auf mich aufpassen?«, erwiderte Rapp und sprang noch schneller die Treppe hinunter, nachdem die beiden anderen unten waren.
    »Das habe ich nicht gesagt. Aber du gehst blind in die Sache, ohne Unterstützung. Das halte ich für keine taktisch kluge Entscheidung.«
    Rapp lachte. »Ihr SEALs seid solche Waschlappen.«
    »Hör auf mit diesem Macho-Unsinn. Warte einfach ein paar Minuten ab.«
    Als Rapp den Treppenabsatz im Erdgeschoss erreicht hatte, hörte er, wie Coleman Brooks aufforderte, auf die Tube zu drücken. Er stieß die Brandschutztür auf und kam in die Lobby.
    »Zwei Minuten – dann sind wir da«, drängte Coleman.
    »Sorry, Kumpel, der Zug fährt gerade ab. Ich muss aufpassen, dass sich diese Idioten nicht alle gegenseitig umlegen.« Rapp zwang sich, die Lobby nicht zu schnell zu durchqueren, um keine ungewollte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das war auch nicht weiter schwer, weil alle auf die beiden Riesen starrten, die sich soeben durch die Drehtür zwängten. »Bleib dran«, fügte Rapp hinzu, »dann halte ich dich auf dem Laufenden, so gut es geht.«
    Rapp lächelte dem Pagen gelassen zu, als er zur Tür kam. Draußen vor dem Hotel blieb einer der Russen mitten auf der Straße stehen, um seinem Kumpel in dem geparkten Auto etwas zuzurufen. Der zweite Russe war schon auf der anderen Straßenseite und forderte seinen Partner auf, ihm zu folgen. Rapp gab an Coleman weiter, was vor sich ging, während er ein vorbeifahrendes Auto abwartete. Die beiden Russen drängten sich nun rücksichtslos durch die Menge, die sich vor dem Café versammelt hatte. Rapp schlüpfte zwischen zwei geparkten Motorrollern hindurch und umging den Empfangstisch, wo an die zwanzig Leute standen. Während alles auf die beiden Rüpel starrte, stieg Rapp über das ausgeblichene Samtseil, das die Terrasse begrenzte. Möglichst unauffällig schlüpfte er zwischen den eng beieinanderstehenden Tischen hindurch und achtete darauf, mit dem Kopf den Tischschirmen auszuweichen.
    Rapp blickte sich nach dem Chef des Hauses um, der jedoch nirgends zu sehen war. Es war ihm klar, dass die Entscheidung nun unmittelbar bevorstand. Rapp war sich nicht sicher, was er tun würde, aber er hatte eine gewisse Vorstellung davon, nach welchen Richtlinien er vorgehen würde. Die Russen zwängten sich nun durch die Eingangstür des Cafés. Durch das große Glasfenster beobachtete Rapp, wie sie die Treppe auf der rechten Seite hinaufeilten. Vorsichtig trat er ebenfalls durch die Eingangstür und widerstand dem Drang, ihnen zu folgen. Blind eine Treppe hinaufzulaufen war ein sicherer Weg, sich eine Kugel einzufangen, was, wie Rapp vermutete, diesen beiden Kerlen gleich passieren würde.
    Er sah den alten Cafébesitzer an einem Tisch stehen und sich mit den Gästen unterhalten, doch es war offensichtlich, dass er nicht bei der Sache war. Immer wieder blickte er besorgt zur Treppe hinüber. Rapp wandte sich nach links. Es gab zwei Tische zwischen der Bar und dem vorderen Fenster. Die Bar war etwa zehn Meter lang und nahm das vordere Drittel des Lokals ein. Im hinteren Bereich und zu seiner Rechten standen weitere Tische. Die Gäste standen in drei Reihen an der Bar, und praktisch jeder hatte ein Glas in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand. Die Geräusche wurden von den vielen glatten, harten Oberflächen reflektiert – von den Wänden, dem Fliesenboden und den Holztischen –, sodass es sehr laut im Lokal war.
    Lächelnd und sich entschuldigend schob sich Rapp durch die Menge, mit einem Auge stets auf den Spiegel hinter der Bar blickend. Darüber und darunter waren die Flaschen mit den hochprozentigen Getränken aufgereiht. Im Spiegel konnte er sowohl den Alten als auch die Treppe beobachten. Rapp hörte kein Geräusch, doch er bemerkte, wie der Spiegel und die Flaschen plötzlich ganz leicht zitterten. Keine Sekunde später bewegte sich die Flüssigkeit in den Flaschen erneut ganz leicht. Rapp seufzte und stellte sich vor, was gerade da oben passiert sein mochte. Er krümmte und streckte die Finger einige Male und ballte sie zur Faust. Einer war mit Sicherheit tot,

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